Aus Neugier zu neuen Ufern
Glänzende Augen, unübersehbarer Stolz im Blick: Wer zig-hunderte oder mehr Arbeitsstunden in sein Projekt gesteckt, viel Blut und Wasser geschwitzt und seine Freizeit geopfert hat, freut sich, über sein vollendetes Werk zu sprechen. So finden so manche der 30 Nachwuchsforscher-Teams, die es in das Finale des 25. Jugend Innovativ-Wettbewerbs in die Räumlichkeiten der FH Campus Wien geschafft haben, zwischen Foto-Shootings und Jury-Präsentationen Zeit, mit APA-Science zu plaudern. Die Preisverleihung erfolgte tags darauf, den Bericht zu den Siegern finden Sie unter den Hintergrundmeldungen.
So erzählte etwa Lukas Bernhofer von der HTL Braunau - er sollte den Sonderpreis für Klimaschutz gewinnen - von seiner Idee zur intelligenten Steuerung elektrischer Geräte zur Nutzung alternativer Energien. Weil Photovoltaikzellen am Dach nur dann Strom erzeugen, wenn die Sonne scheint, hatte der Schüler die Idee zu einer speziellen Steuerung, die die Zeiten von Energieproduktion und -nutzung ideal aufeinander abstimmt. "Bei vielen Geräten ist es im Prinzip egal, wann sie eingeschaltet werden, etwa bei Waschmaschinen oder Ladegeräten. Durch die Steuerung schalten sich die Geräte dann automatisch ein, wenn genug Energie vorhanden ist", erklärt er.
Ein Zeitpunkt, bis wann die Maschine spätestens laufen muss, lässt sich ebenfalls einstellen - dann werden solare und herkömmliche Energie gekoppelt. "Auch wird ein Waschgang in jedem Fall zu Ende geführt, wobei das Gerät gleichfalls auf konventionellen Strom zurückgreift", erklärt der Schüler. Das Besondere an der Steuerung: "Sie kommuniziert über das vorhandene Stromnetz mit einer neuen Methode, die ich entwickelt und auch als Patent eingereicht habe."
Das Projekt ist im Rahmen seiner Diplomarbeit in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Ginzinger electronic systems entstanden, wo der Bernhofer auch schon während seiner Ferialpraxis Erfahrungen gesammelt hat.
Forschung zu Alzheimer
Mit menschlichen Gehirnzellen, die sie "im Internet bestellt" haben, starteten zwei Schülerinnen der höheren land- und forstwirtschaftlichen Schule (HLFS) Ursprung ihr Projekt "Vergessen verstehen: Jugend und Alzheimer". Die Verkalkung bei Alzheimer entsteht durch senile Plaques. Weil in gesunden Zellen mehr Mikro-RNA vorhanden ist als in Alzheimer-Zellen, haben Iris Rosenstatter und Magdalena Irnstötter künstlich Mikro-RNA hinzugefügt, wodurch in Folge die Plaquebildung auf beachtliche 15 Prozent sank.
Neben der Arbeit im Labor bestand das Projekt auch aus einem sozialen Teil. "Wir haben Patienten auf der Geriatrie der Christian-Doppler-Klinik Salzburg besucht, auch im Altersheim Kuchl waren wir", erzählen die beiden. Was sie dort gelernt haben: "Jeder Angehörige bräuchte eigentlich eine Ausbildung, um mit der herausfordenden Krankheit richtig umzugehen."
Aufgrund der hohen finanziellen Belastung - "die Ausrüstung ist sehr teuer: die Geräte stellte zwar die Universität Salzburg zur Verfügung, aber die Vermehrung der Zellen, die Kits etc. kosten unglaublich Geld" - konnten die beiden nur fünf Versuche durchführen. Die Schülerinnen besuchen den Zweig "Umwelttechnik" und führten das Projekt für das Freifach "Gen- und Biotechnologie" durch.
Haus für behinderte Menschen in Rumänien
Mit enorm viel Engagement arbeiten Lisa Ungerhofer und Julia Kaltenegger von der HTL Mödling seit der dritten Klasse an ihrem Diplomarbeitsprojekt "Lebens(t)raum - Ein Haus mit Geschichte". Dabei handelt es sich um ein Mammutvorhaben: Die beiden Schülerinnen planen eine 600 m2 große Wohngemeinschaft und Tagesstätte für geistig behinderte Menschen in Rumänien und wollen diese auch bauen.
Ungerhofers Mutter stammt aus Rumänien, daher war die Tochter von klein auf mit den dortigen Gegebenheiten konfrontiert und erkannte früh den Bedarf an Unterstützung für die Menschen. "Ursprünglich wollten wir einen Kindergarten, dann eine Schule, dann ein Waisenhaus bauen. Aber als wir vor Ort recherchiert haben, erkannten wir, dass eigentlich ein Haus für geistig Behinderte dringend fehlt", erklärt Kaltenegger. Es gebe eine Organisation für den Großraum Satu Mare - etwa so groß wie Oberösterreich -, die 50 geistig behinderte Menschen tagsüber betreue. Doch besonders für die Älteren fehlten Wohnmöglichkeiten, da deren Eltern selber oft betreuungsbedürftig oder schon gestorben seien.
"Seit fünf Jahren versucht die Organisation, ein neues Haus zu realisieren - aber es scheitert an der Finanzierung", erklären die beiden. So haben die Schülerinnen die Planung und Einreichung des in Holzriegelkonstruktion und mit Strohballen gedämmten Hauses übernommen, jetzt wird mit Hochdruck an der Sponsorensuche gearbeitet. "Wir haben so kosteneffizient wie möglich gearbeitet. Wir benötigen 500.000 Euro - in Österreich würde das Projekt locker das Doppelte kosten", sind die beiden überzeugt. Bis Anfang nächsten Jahres hoffen sie auf so viele Mittel, dass sie zu bauen anfangen können. Das Wohnheim soll mit Schülern der HTL-Mödling in Form eines Praktikums errichtet werden und 2014 fertig sein.
Die lange Vorlaufzeit ist einfach zu erklären: "Es war sehr aufwendig, eine Organisation ausfindig zu machen, das Netzwerk in Rumänien zu schaffen, sicherzustellen, dass das Haus auch stehen bleibt und es die Organisation bekommt, das Rechtliche mit dem Bürgermeister zu klären etc.", so Kaltenegger. Das Know-how, das sich die Mädchen beim Projekt aneignen - etwa im Bereich der Messung der Strohballen und der Pressung - soll an die rumänischen Bauern weitergegeben werden.
Kochbuch für Blinde
Um eine sinnliche Erfahrung geht es beim Kochbuch für Sehende und Blinde, das vier Schülerinnen der Graphischen in Wien im Rahmen ihrer Diplomarbeit entwickelt haben. Von Anfang an waren sieben blinde Frauen und Männer involviert, sie lieferten auch die Rezepte. Optische Opulenz sollte den Sehenden gerecht werden, die Rezepte sind in Braille- und normaler Schrift abgedruckt. Eine genaue Kochanleitung liefert eine beigelegte Hör-CD.
Mit viel ästhetischem Gespür realisierten die Schülerinnen - die Fotografinnen Miriam Pötz und Stefanie Sima und die Grafikerinnen Sarah Szczepanik und Stefanie Salge - die vorerst zehn Bücher. "Jetzt sind wir auf der Suche nach einem Verlag", so Pötz.
Service: Alle Informationen über die Siegerprojekte und Fotos der Gewinner gibt es im Internet unter www.jugendinnovativ.at.
(Von Sylvia Maier-Kubala/APA-Science)