Wissenschaft: Anträge für FWF-Mittel steigen stärker als Förderbudget
Der Wissenschaftsfonds FWF verzeichnete im Vorjahr Rekorde bei der Zahl der geförderten Forschungsprojekte und den dafür bewilligten Mitteln. Doch die Nachfrage nach Fördermitteln aus der Grundlagenforschung steigt deutlich stärker als das zur Verfügung stehende Budget, gab der FWF am Donnerstag bekannt. Mit "Emerging Fields" startet der FWF heuer ein neues Exzellenzprogramm, zudem werden die Mittel für Wissenschaftskommunikation verdoppelt.
2021 förderte der FWF 732 Forschungsprojekte im Umfang von 256 Mio. Euro. Davon gingen 104 Mio. Euro in den Bereich Naturwissenschaften und Technik, 94 Mio. Euro in Biologie und Medizin und 57 Mio. Euro in die Geistes- und Sozialwissenschaften.
Das Fördervolumen stieg damit um fünf Prozent gegenüber 2020. Für Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) gibt es dank neuer Forschungsstrategie und dem "Fonds Zukunft Österreich" einen "stabilen Kurs", mit dem das Wachstum in der Spitzenforschung fortgeführt werden kann, wie er bei der FWF-Bilanzpressekonferenz sagte.
Bewilligungssituation angespannt
Trotz aller Rekorde bleibt die Bewilligungssituation im FWF angespannt: Dem fünfprozentigen Zuwachs bei den zugesprochenen Fördermitteln steht ein Anstieg der beantragten Fördersumme von 14 Prozent gegenüber 2020 auf mehr als 1,2 Mrd. Euro gegenüber. Dadurch konnten exzellent beurteilte Projekte mit einem Volumen von mehr als 64 Mio. Euro nicht gefördert werden.
FWF-Präsident Christof Gattringer führt dies auf den Wachstumsschub bei den Universitäten und Forschungseinrichtungen zurück. Dazu kämen neue Institutionen wie die Central European University oder die geplante Technische Universität Linz. Konsequenz der immer weiter aufklaffenden Schere zwischen Nachfrage und Budget: Die Bewilligungsquoten liegen je nach Wissenschaftsbereich bei 18 bis 22 Prozent. "Tiefer darf das nicht mehr gehen", appellierte Gattringer an den Bund, das künftige FWF-Budget an den Bedarf anzupassen.
Im Rahmen der im Vorjahr gestarteten Exzellenzinitiative "excellent=austria" wird im September das neue Programm "Emerging Fields" erstmals ausgeschrieben. Gefördert werden damit Forschungsvorhaben, die das Potenzial haben, in ihrem Feld einen Paradigmenwechsel auszulösen. Ziel ist es, Teams aus drei bis sieben Personen mit einer Förderung von vier bis sechs Mio. Euro zu ermöglichen, gänzlich neue Ansätze umzusetzen und so in Folge die Chancen auf Durchbrüche zu erhöhen. In der ersten Ausschreibungsrunde stehen dafür 24 Mio. Euro zur Verfügung, erste Förderentscheidungen werden Ende 2023 getroffen.
FWF will Vertrauen in die Wissenschaft stärken
Nachdem es um das Vertrauen in die Wissenschaft in Österreich nicht so gut bestellt ist, verstärkt der FWF seine Anstrengungen auf diesem Gebiet: Die Mittel für das seit 2013 laufende Programm zur Förderung von origineller und innovativer Wissenschaftskommunikation werden auf 500.000 Euro pro Jahr verdoppelt. Zudem wird die Laufzeit von Projekten auf zwei Jahre verlängert, um mehr Flexibilität zu ermöglichen.
Die Wissenschaftsskepsis in Österreich, die sich etwa seit Jahren in den Eurobarometer-Studien zeigt, "muss uns zu denken geben", sagte Polaschek, "denn sie geht oft mit Demokratiefeindlichkeit einher". Er verwies erneut auf die von seinem Ressort geplante Studie, mit der die Ursachen dieser Skepsis erforscht werden sollen, ehe Maßnahmen gesetzt werden. Die Studie werde ausgeschrieben, man sei aber noch ganz am Anfang, betonte er.
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