Klima-Glossar: Plastik
Plastik ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Es ist fast überall, ob als Verpackung, in Spielzeug, in Kleidung, im Auto oder als Wasserflasche. Aber auch versteckt und in noch winzig kleineren Teilchen ist sogenanntes Mikroplastik etwa in Zahnpasta, Mascara oder Putzmitteln enthalten. So praktisch Plastik für die Menschheit geworden ist, so problematisch ist die richtige Entsorgung. Denn Tonnen von Plastikmüll verschmutzen Umwelt und Meere. Der Schaden ist enorm.
Allein in Österreich kommen laut ARA - Altstoff Recycling Austria - jedes Jahr eine Million Tonnen an Kunststofferzeugnissen auf den Markt. Fast ein Drittel, 300.000 Tonnen, wird nur für Verpackungsmaterial benützt. Pro Jahr fallen in Österreich aus allen Bereichen des Lebens über eine halbe Million Tonnen Kunststoffabfälle an. Das sind rund 57 Kilogramm Plastik-Abfall pro Person.
Aus alt mach neu
Nur rund 20 Prozent davon werden recycelt, wie eine Studie der Technischen Universität Wien zeigt. Aus dem Rest der getrennt gesammelten Verpackungen wird hochwertiger Ersatzbrennstoff für die Industrie hergestellt. Ansonsten wird das Plastik im normalen Restmüll entsorgt, verwertet und auch der Fernwärme zugeführt. Das bedeutet, dass mit der Energie aus dem verbrannten Müll Gebäude beheizt und mit Warmwasser versorgt werden.
Um die Recycling-Quote zu erhöhen, wird in Österreich ab 2025 beim Kauf von Einweggetränkeverpackungen ein Pfand fällig. Die Kunden bekommen diesen finanziellen Einsatz zurück, sobald sie die Verpackung wieder in das Geschäft bringen.
Siegeszug des Plastiks
Dabei ist die Geschichte des Plastiks noch nicht sehr alt. Leo Hendrik Baekeland erfand 1907 den ersten Kunststoff. Die auf der Hand liegenden Vorteile haben den Siegeszug von Plastik rasch vorangetrieben: Das Material ist sehr günstig herzustellen, leicht und sehr stabil.
Seit 1950 wurden laut Hochrechnungen von Wissenschaftern weltweit 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert. Der Großteil davon liegt als Abfall in der Natur, in Gewässern oder in Deponien. Nur ein kleiner Teil wurde recycelt. Dabei werden Plastik-Verpackungen von Konsumenten und Konsumentinnen oftmals nur für wenige Sekunden benutzt.
Herstellung verursacht Treibhausgase
Dabei ist die richtige Entsorgung nicht das einzige Problem: Denn Plastik wird aus fossilen Brennstoffen, wie etwa aus Erdöl, hergestellt. Die weltweite Flut an Wegwerfplastik verursacht so eine erhebliche Menge an Treibhausgasemissionen. Dieser Ausstoß von Gasen sorgt dafür, dass die Erde immer heißer wird. Von der Produktion bis hin zur Entsorgung werden pro Tonne Plastik rund fünf Tonnen CO2 ausgestoßen. CO2, Kohlendioxid, ist mit Abstand das wichtigste vom Menschen erzeugte Treibhausgas und so Hauptursache der Klimakrise.
Laut einem amerikanischen Expertenbericht stieg die Menge an weltweit produziertem Plastik rasant: Von demnach 20 Millionen Tonnen im Jahr 1966 auf 381 Millionen Tonnen im Jahr 2015. Die USA sind einer US-Studie zufolge auch selbst die größten Verursacher von Plastikmüll weltweit.
Folgen für die Umwelt
Einem Bericht zufolge gelangen jährlich schätzungsweise acht Millionen Tonnen Plastikmüll in die Umwelt. Das entspricht einem Müll-Lkw pro Minute, der seine Ladung ins Meer kippt. Fische und Meerestiere verwechseln das Plastik oft mit Futter und schlucken es. Viele Tiere sterben an den Folgen. Beim derzeitigen Tempo könnte die ins Meer gelangte Kunststoffmenge bis 2030 bis zu 53 Millionen Tonnen jährlich erreichen, was etwa der Hälfte des Gesamtgewichts der jährlich aus dem Meer gefangenen Fische entspräche. Einer der Gründe dafür ist, dass das Recycling von Kunststoffen nicht mit der Plastikproduktion Schritt haltet.
In nahezu allen Orten und Lebewesen der Erde ist zwischenzeitlich auch Mikroplastik zu finden. Diese Teilchen, die kleiner als fünf Millimeter Durchmesser sind, sind oft nur unter dem Mikroskop zu erkennen. In die Lunge und in weiterer Folge in die Blutbahn gelangen die Feinstaub- und Ultrafeinstaubteile umso leichter, je kleiner sie sind. 2020 wurden erstmals Spuren von Mikroplastik in menschlicher Plazenta entdeckt - in dem sogenannten Mutterkuchen wachsen Babys im Körper der Mutter heran.
Mikroplastik entsteht, wenn sich Plastik zersetzt. Die größte Quelle dafür ist der Verkehr: Rund 21.200 Tonnen an Mikroplastikpartikeln landeten im Jahr 2018 auf Österreichs Straßen, wie Forscher der Universität für Bodenkultur (BOKU) herausfanden. Hauptverantwortlich im Transitland Österreich sind Lkw bzw. deren Reifen.