Wissenschafts-Büchernews: Henne & Ei, Biologiefakten und Forschertalk
Seine Beliebtheit als Nutztier - vulgo als Fleisch- und Eierlieferant - hat das Huhn zum bei weitem häufigsten Vogel der Erde werden lassen. Viel Aufmerksamkeit hätte das Tier also allemal verdient - und das nicht nur um die Osterzeit. Unter dem Titel "Es war einmal das Huhn" hat die Biologin und Huhnhalterin Astrid Drapela sich dem laut Verlagsangaben "wohl unterschätztesten Tier der Welt" nun angenommen. Im Gespräch mit Expertinnen und Experten aus der Archäologie, Ethnologie, Genetik sowie mit Historikern aus dem tierärztlichen Bereich oder Verhaltensforschern versucht sie, die Domestikation und den menschlichen Blick auf das Tier - vom als Gottheit verehrten bis zum heute oftmals als Billigfleischlieferant missbrauchten Geschöpf - darzulegen. Zu Wort kommen zahlreiche Wissenschafterinnen und Wissenschafter aus ganz Europa, die sich der Erforschung des Haushuhnes und seiner Verwandten verschrieben haben.
Service: Astrid Drapela: "Es war einmal das Huhn. Eine Forschungsreise durch die bewegte Geschichte von Mensch und Huhn", Goldegg Verlag, 272 Seiten, 24 Euro, ISBN: 978-3-99060-388-8
"Die Natur kennt feine Grade" als Faktencheck zu Diskursen
Die Diskurse, die in diversen Echokammern und darüber hinaus vor allem online geführt werden, kennen vielfach keine Gnade - ist man dieser Tage zu denken versucht. Inwiefern sich Frank Zachos, im Brotberuf Leiter der Säugetiersammlung am Naturhistorischen Museum (NHM) Wien, vom rauen Ton zu dem semantisch doppelbödig gestrickten Titel seines Buches "Die Natur kennt feine Grade" inspirieren ließ, ist schwer zu sagen. Allerdings hat sich der Wissenschafter vorgenommen, ein paar der - gerne auch mit (pseudo-)wissenschaftlichen Argumenten, haarsträubenden Verkürzungen oder Umdeutungen von Fakten geführten - "hitzigen Debatten" aus Sicht der Biologie und/oder Philosophie aufzurollen. Dabei blickt er auf heiße Eisen, wie etwa die "Biologie der menschlichen Sexualität" oder das "Verhältnis von Evolution und Religion".
Service: Frank E. Zachos: "Die Natur kennt feine Grade. Ein biologischer Faktencheck für hitzige Debatten um Vielfalt, Glauben und Identität", Leykam Verlag, 304 Seiten, 25,50 Euro, ISBN 978-3-7011-8338-8
Forscher analysieren einander in "Die Sprache(n) der Wissenschaften"
Wie Wissenschafterinnen und Wissenschafter den sprachlichen Austausch in und über ihre Fächer hinaus erleben, zeigt eine nun in Buchform erschienene Studie unter Forschenden in Österreich. Als Herausgeber der Aufarbeitung der auf einer Onlineumfrage und Leitfadeninterviews basierenden Untersuchung fungieren u.a. der Soziologe Max Haller oder die Politikwissenschafterin Alice Vadrot. Im Zentrum stehen Fragen dazu, welchen (Fach-)Sprachen man sich im oft auch vom Diskurs lebenden Wissenschaftsbetrieb dieser Tage bedient - und wie gut man diese auch tatsächlich bedienen kann. So spüre man auch die Omnipräsenz des Englischen - unter dem Schlag- und Fachwort "Anglophonisierung" - nach, heißt es seitens des Verlages. Flankiert werden die Erkenntnisse aus der Studie um sieben Beiträge von Kommunikations- und Sprachwissenschaftern.
Service: Max Haller, Dimitri Prandner und Alice Vadrot (Hg.): "Die Sprache(n) der Wissenschaft", Verlag der Öst. Akademie der Wissenschaften, 209 Seiten, 30 Euro, ISBN 978-3-7001-9541-2