Hochfrequente Hirnwellen in Synchronisation räumen Sprache auf
Töne erreichen das linke und rechte Ohr normalerweise zeitlich versetzt. Bestimmte Hirnwellen in Synchronisation helfen dabei, dass im Kopf kein Echo entsteht, wie ein Forschungsteam nun herausgefunden hat. Die linke und rechte Gehirnhälfte übernehmen bei der Sprachverarbeitung jeweils zwei unterschiedliche Aufgaben. Die linke Seite ist für die Unterscheidung der Silben zuständig, die rechte erkennt die Sprachmelodie, teilte die Universität Zürich am Montag mit.
Das Gehirn leistet dabei Erstaunliches: Es führt die Informationen beider Hirnhälften zusammen und sorgt dafür, dass sie nicht durcheinandergeraten. Forscher aus der Schweiz, den Niederlanden und aus Frankreich um den Zürcher Neurolinguisten Basil Preisig liefern im Fachblatt "PNAS" nun einen Hinweis, dass ein direkter Zusammenhang zwischen der Synchronisation von sogenannten Gamma-Wellen in den beiden Hirnhälften und dem Zusammenführen der wahrgenommenen akustischen Informationen besteht.
"ga" und "da"
Das Team spielte 28 Studienteilnehmern übers rechte und linke Ohr eine zweideutige Silbe (ein Sprachlaut zwischen "ga" und "da") sowie ein Klicken vor, das Fragmente von "ga" oder "da" enthielt. Die Probanden berichteten daraufhin, was sie vernommen hatten. Währenddessen störten die Forschenden die Gamma-Wellen im Gehirn der Teilnehmer durch elektrische Stimulation.
Resultat: Synchrone Gamma-Wellen schienen die verschiedenen Informationen der beiden Hirnhälften miteinander abzugleichen und für einen eindeutigen akustischen Eindruck zu sorgen. Eine fehlende Abstimmung der Wellen hingegen verschlechterte das Zusammenführen der Informationen. Das ist etwa ähnlich wie beim Radiohören: Stellt man die Frequenz zwischen zwei Sendern ein, hört man nur Rauschen.
Die Studie eröffnet laut den Forschern neue Möglichkeiten für die Behandlung von Krankheiten: "Frühere Studien zeigen, dass Störungen der Verbindung zwischen den beiden Hirnhälften mit auditiven Phantomwahrnehmungen wie Tinnitus und Stimmenhören einhergehen", sagte Preisig. "Somit könnte die elektrische Hirnstimulation einen vielversprechenden Weg für die Entwicklung von therapeutischen Interventionen darstellen."
Service: Fachartikelnummer: DOI: 10.1073/pnas.2015488118