Christliche Lehrer wollen kürzere Ausbildung
Die Christliche Lehrerschaft (CLÖ) plädiert für eine Verkürzung der Pädagogenausbildung um mindestens ein Jahr und warnt vor einem durch Pensionierungen bedingten Lehrermangel. In manchen Regionen würden schon jetzt Lehrer aus der Pension bzw. der Karenz zurück in den Dienst gerufen, so Obmann Fritz Enzenhofer zur APA. Diese Situation werden sich in den nächsten beiden Jahren verschärfen. Im Bildungsministerium verweist man auf Projekte zur besseren Bedarfssteuerung.
Derzeit gingen pro Jahr rund 3.000 Lehrer in Alterspension, verwies der ehemalige Präsident des oö. Landesschulrats auf die derzeitige Alterspyramide. In den nächsten Jahren würden diese Zahlen auf mehr als 4.000 steigen. Noch gar nicht eingerechnet seien krankheitsbedingte Pensionierungen oder Todesfälle. Dem stehen rund 2.200 Abgänger von Pädagogischen Hochschulen (PH) und in etwa gleich viele an Unis gegenüber, von denen aber nicht alle in den Beruf gehen. Dazu komme noch die erwartete steigende Zahl an Kindern.
Pensionierungswelle historisch bedingt
Die Pensionierungswelle sei dabei historisch bedingt: In seiner eigenen Schulzeit habe es aufgrund Lehrermangels sogenannten geteilten Unterricht gegeben - eine Art Schichtbetrieb wie in der Corona-Zeit, allerdings mit der einen Gruppe am Vormittag und der anderen am Nachmittag, so der 64-Jährige. Auch aus diesem Grund und aufgrund der guten Jobaussichten seien aus seiner eigenen Generation dann viele Lehrer geworden und würden nun in Pension gehen.
Einen Lehrermangel erwartet Enzenhofer einerseits in Flächenbundesländern mit zunehmender Entfernung zur Ausbildungsstätte und andererseits an Brennpunktschulen. Als Gegenmaßnahme empfiehlt er eine Verkürzung der gerade erst verlängerten Lehrerausbildung mit der Bachelor/Master-Struktur. "Die neue Ausbildung wird nicht so angenommen, wie es nötig wäre." Außerdem müsse der praktische Teil vom Ende der Ausbildung nach vorne verlegt werden.
"Derzeit ist man in der Ausbildung sehr wissenschaftlich unterwegs", monierte Enzenhofer. "Es ist schon gut, wenn man einen E-Herd reparieren kann. Aber auf einen, der einen E-Herd repariert, brauche ich 100, die drauf einen Kuchen backen."
Verkürzte Ausbildungszeiten statt Sonderverträge für Lehramtsstudenten
Die derzeitige Vorgehensweise sei widersinnig: Zur Linderung des Lehrermangels schicke man Lehramtsstudenten in den letzten Semestern in die Klassen und statte diese mit Sonderverträgen aus. "Da wäre es doch klüger, gleich die Ausbildung zu verkürzen", argumentierte Enzenhofer. Der Staat habe im Lehrerbereich ohnehin ein Anstellungsmonopol: "Wenn ich draufkomme, dass in der Ausbildung doch etwas gefehlt hat, kann ich es ja in der Fortbildung nachholen - Stichwort Digitalisierung."
Handeln müsse man schnell: Wenn man heute den Hebel umlege, dauere es ohnehin schon Jahre, bis die ersten Absolventen fertig werden. Auch an den Schulen selbst könne man etwas tun - nämlich den Lehrerberuf bereits in den Maturaklassen bzw. im Rahmen der Berufsorientierung bewerben. "Da kann ich die interessierten Leute einmal mit in die Unterstufe nehmen und ihnen in einer Gruppe zeigen, was es bedeutet, Lehrer zu sein."
Bildungsministerium beruhigt
Im Bildungsministerium befürchtet man keine Verschärfung des Lehrermangels. Einerseits habe man die Bedarfserhebung verbessert, und es gebe eine enge Abstimmung mit Unis, PHs und Studienberatung. So sollen alle Beteiligten wissen, in welchen Fächern Pädagogen gebraucht werden und wo es Überkapazitäten gibt.
Änderungen gibt es auch bei der Personalsteuerung über die Bildungsdirektionen, wo nun bei Bedarf Lehrer stärker auch über Bundesländergrenzen hinweg vermittelt werden sollen. So herrsche etwa bei den Volksschullehrern in Oberösterreich vor allem im ländlichen Raum ein Mangel, während es gleichzeitig in Salzburg einen Überhang gebe. Zusätzlich soll es bald ein praxisnahes Angebot für Quereinsteiger geben, die ein facheinschlägiges Studium abgeschlossen haben und schon mit Sondervertrag an einer Schule unterrichten.