Polaschek ruft Unis zum Umschichten auf
Die Aufrechterhaltung eines geregelten Lehr- und Forschungsbetriebs ist nach Ansicht von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) trotz Teuerung an allen Universitäten möglich. Das gelte auch für die Technische Universität (TU) Wien, die eine einmonatige Schließung rund um die Weihnachtsferien vorbereitet. Für ihre zusätzlichen Budgetforderungen hätten die Universitäten "keine argumentative Grundlage" vorgelegt, so der Minister bei einer Pressekonferenz.
Diese Meldung wurde aktualisiert: Neu: Details aus PK (3., 4. Absatz), Maßnahmen der Unis und Gehaltsverhandlungen (6., 7. Absatz)
Aufgrund der zu erwartenden Preissteigerungen vor allem bei Energie, Mieten und Personal hatten die Unis für 2023 und 2024 zusätzliche 1,2 Mrd. Euro gefordert. Im Budget bzw. im Finanzrahmen ist derzeit aber nur ein Plus von 500 Mio. Euro vorgesehen.
Für die Summe von 1,2 Mrd. Euro hätten die Unis "keine konkreten Belege" vorgelegt, meinte Polaschek. Er erinnerte auch daran, dass diese für die Leistungsvereinbarungsperiode 2022 bis 2024 12,3 Mrd. Euro erhalten - das entspreche ohnehin schon einem Plus von zwölf Prozent gegenüber der Periode 2019 bis 2021. Zu diesem Zuwachs kämen jetzt noch die 500 Mio. hinzu - rechnet man diese zum bisherigen Plus dazu, würde das einen Anstieg um etwa 17,5 Prozent über alle drei Jahre gerechnet bedeuten.
Lehr- und Forschungsbetrieb aufrechterhalten
"Das ist einiges an Geld, damit kann man viel machen", meinte Polaschek. Die Unis seien nun gefordert, Umschichtungen vorzunehmen. Von Ministeriumsseite werde man natürlich alles tun, um sie zu unterstützen und zu entlasten. "Es liegt in der Verantwortung jeder Unileitung, dass der Lehr- und Forschungsbetrieb aufrechterhalten werden kann." Diskussionen über das Budget dürften "nicht am Rücken der Studierenden" ausgetragen werden.
Polaschek ist der Ansicht, dass ein regulärer Lehr- und Forschungsbetrieb auch an der TU Wien möglich sein sollte - diese bereitet derzeit von Mitte Dezember bis Mitte Jänner eine Schließung vor (diese Zeit umfasst auch die Weihnachtsferien von 23. Dezember bis 8. Jänner, Anm.). Nachvollziehen können würde der Minister, wenn der Bürobetrieb in den Weihnachtsferien zurückgenommen wird. Das habe er als Rektor an der Uni Graz auch gemacht, um Energie zu sparen. Er halte es aber "für keine gute Maßnahme, wenn Lehre und Forschung nicht stattfinden".
In den vergangenen Wochen haben zahlreiche Unis als Reaktion auf das Budget diverse Einsparungspläne angekündigt bzw. schon umgesetzt. Unter anderem wurden Ausschreibungen bzw. Nachbesetzungen gestoppt, Investitionen zurückgefahren und Energiesparmaßnahmen gesetzt.
Die TU Wien ist insofern ein Sonderfall unter den Unis, als sie den Löwenanteil ihrer Mehrkosten im Energiebereich sieht. An den meisten anderen Unis ortet man dagegen die vermutlich steigenden Personalkosten als Hauptproblem - diese sind wiederum von den anstehenden Lohn- und Gehaltsverhandlungen abhängig. Die Universitäten verhandeln für den Großteil ihres Personals selbst (ein kleinerer Teil fällt unter den Abschluss für den öffentlichen Dienst, Anm.), orientierten sich dabei aber bisher am Beamtenabschluss.
Schulen sollen Vorbilder bei Energieeffizienz werden
Beim bewussten Umgang mit Energie sollen die österreichischen Schulen zu Vorbildern in Europa werden. Außerdem sollen die Schülerinnen und Schüler durch die Initiativen an den Lehranstalten bzw. im Unterricht als eine Art "Energiebotschafter" dieses Bewusstsein in die Familien hineintragen, so Polaschek.
"Wir werden Österreichs Schulsystem energieeffizienter als je zuvor machen", kündigte der Minister an. Dazu wurde der Monat Oktober zum "Energie:Bewusst Monat" erklärt - Ziel war es dabei, den Energieverbrauch an Schulen zu überprüfen und andererseits die Schülerinnen und Schüler noch mehr für die Themen Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu interessieren, bilanzierte Polaschek.
Dazu wurde etwa ein Schulpartnerschaftsgipfel mit Schüler-, Eltern- und Lehrervertretern sowie eine Videokonferenz mit mehr als 300 Bürgermeistern (im Pflichtschulbereich sind die Gemeinden die Schulerhalter, Anm.) abgehalten. Darüber hinaus stellte das Ministerium Infomaterial zur Verfügung, das von jeder zweiten Schule in Österreich auch heruntergeladen wurde. In der Eduthek wurden außerdem 49 neue Beiträge zum Thema für die Verwendung in Fächern wie Biologie, Geographie, Physik, Sachunterricht, Werken, Deutsch, Chemie, Englisch, Bildnerische Erziehung und Digitale Grundbildung zur Verfügung gestellt.
Die Schulen erhielten einen Erlass mit Energiespartipps sowie eine Checkliste mit konkreten Punkte zum Überprüfen der Ausstattung, etwa im IT-Bereich oder bei den Sanitäranlagen. Bei Schulneubauten wird der Einsatz von Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen, Pelletkesseln oder Wärmespeicher geprüft.
Weiter keine Vorgaben zum Energiesparen
Erneut bekräftigte Polaschek, dass es für die Schulen selbst weder konkrete Vorgaben zum Energiesparen noch Kontrollen geben wird. "Wir setzen auf die Eigenverantwortung der Schulen." Auch frieren werde niemand müssen - man habe eine Budgetsteigerung von 30 Mio. Euro für die Abfederung der Energiekosten.
Die bisherigen Initiativen sollen weiter ausgebaut werden, so Polaschek. Bis 16. Dezember können Schüler außerdem noch Beiträge zum Wettbewerb "Energie:Bewusst im Schulalltag" einreichen, bei dem Ideen zum Überzeugen anderer zum Energiesparen prämiert werden.
Begrüßt wurde die Initiative von Bundesschulsprecherin Flora Schmudermayer. Die Schule müsse hier als Vorbild vorangehen und tue dies auch - von begrünten Fassaden bis zu Diplomarbeiten zu nachhaltigem Bauen.