Antidepressiva wirken laut Studie auch gegen IQ-Verlust
Im Jugendalter verschrieben, können bestimmte Antidepressiva den Zerfall der intellektuellen Fähigkeiten von Menschen mit psychotischen Störungen schützen. Davon berichteten Genfer Forschende im Fachmagazin "Translational Psychiatry". Einer von 2.000 Menschen wird mit einer Verkürzung im Chromosom 22 geboren, einer sogenannten Mikrodeletion, teilte die Uni Genf am Dienstag mit.
Diese genetische Störung kann bei Betroffenen psychische Erkrankungen wie Schizophrenie auslösen, die auch mit einer fortschreitenden Abnahme des Intelligenzquotienten (IQ) einhergeht. Dagegen gibt es bisher keine wirksame Behandlung. Ein Team von Genfer Forschenden analysierte nun die Krankenakten von 200 Patienten, die von der Mikrodeletion des Chromosoms 22 betroffen sind. 30 bis 40 Prozent dieser Menschen entwickelten während des Untersuchungszeitraums von 20 Jahren eine schizophrene psychotische Störung - und verloren bis zu 15 IQ-Punkte zwischen dem Kinder- und Erwachsenenalter.
Doch es gab Ausnahmen: Die Patienten, die insbesondere bereits im jungen Alter regelmäßig mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRIs), einem Antidepressivum, behandelt wurden, verzeichneten keine Abnahme ihrer kognitiven Fähigkeiten. Ebenfalls schien ein bestimmtes Neuroleptikum einen positiven Effekt zu haben. Diese beiden Medikamente, vor allem in Kombination, hätten die anatomische Struktur des Gehirns erhalten, die für den Abbau der intellektuellen Fähigkeiten verantwortlich sei, sagte der Genfer Mediziner Stéphan Eliez. Die Forschenden möchten anhand von internationalen Datenbanken nun untersuchen, ob sich ihre Ergebnisse bestätigen lassen.
Service: https://doi.org/10.1038/s41398-021-01456-x