Praevenire Gesundheitstage - Onkologie bald Mangelfach in Österreich
Durch die demografische Entwicklung steigt seit Jahren die Zahl der Krebsneuerkrankungen. Die moderne Medizin sorgt dafür, dass immer mehr Betroffene länger leben. Systemänderungen im Gesundheitswesen und Förderung von Nachwuchs müssen "jetzt" geschehen, um die Versorgung längerfristig aufrecht zu erhalten, sagte am Donnerstag bei den Praevenire Gesundheitstagen der Wiener Chirurg Michael Gnant.
"Österreich ist bei der onkologischen Versorgung im Spitzenfeld. Wenn wir nicht etwas tun, wird sich das ändern", sagte der Experte. Neben der Sicherstellung eines adäquaten Netzwerkes für die Versorgung von Vorsorge bis zur Nachbetreuung sei auch eine deutlich verbesserte Unterstützung der klinischen Forschung mit neuen Therapieprinzipien notwendig. "Österreichs Forschung ist unterfinanziert. Von allen EU-Staaten hat Österreich die geringste Förderung bei klinischen Studien."
Dieser Zustand sei umso unverständlicher, als die Onkologie in den vergangenen Jahren extrem gute Erfolge zu verbuchen hätte. Gnant: "Die Krebssterblichkeit sinkt dramatisch." Im OECD-Durchschnitt sei die Krebsmortalität in den vergangenen Jahren um 15 Prozent gesunken, in der Schweiz um 28 Prozent, in Österreich um 21 Prozent. "Die Krebssterblichkeit ist damit um etwa ein Drittel geringer als vor 20 Jahren", sagte Gnant.
Längeres Überleben
Gleichzeitig steige die Häufigkeit von Krebserkrankungen durch die Alterung der Gesellschaft weiter an. Auch darauf müsse das Gesundheitswesen vorbereitet sein. Gnant: "Wir werden pro Jahr zwei Prozent mehr Leistungen und auch mehr Kosten haben." Auf der anderen Seite: Bis 2011 seien 90 Prozent der Patienten mit einem metastasiertem Melanom noch innerhalb von zwei Jahren gestorben, heute würden 90 Prozent der an "Schwarzem Hautkrebs" in Spätstadium erkrankten nach zwei Jahren leben. Das ist vor allem das Ergebnis der modernen Immuntherapie.
Die weitere Entwicklung sei aber auch durch den sich zunehmend einstellenden Ärztemangel in Gefahr. Chirurg Gnant: "Diese Dinge können nur an Zentren passieren. Die Onkologie wird aber zunehmend zu einem Mangelfach." Österreich scheint sich auf diesem Gebiet nur sehr bedingt für die Zukunft zu rüsten. "Es gibt in jedem Land der EU einen nationalen Plan zur Kontrolle von Krebs. Nur in Österreich wird das als 'in Vorbereitung' ausgewiesen", sagte Gnant.