Den Horizont erweitern
Schülerpraktika eignen sich bestens, um Nachwuchskräfte zu entdecken und an sich zu binden. Hochwertige Sommerpraktika im naturwissenschaftlich-technischen Bereich fördert das BMVIT im Rahmen seines langjährigen Talente-Programms.
Im vergangenen Jahr konnten auf diesem Weg 1.400 Jugendliche aus ganz Österreich Erfahrungen bei forschungsnahen Unternehmen und Forschungseinrichtungen sammeln, darunter 45,5 Prozent junge Mädchen. Eine davon war die AHS-Schülerin Miriam Tokmak. Sie absolvierte im Juli 2018 ein Praktikum beim Forschungsinstitut Seewald Solutions, das sich mit Forschung und Entwicklung an den Schnittpunkten zwischen maschinellem Lernen, Artificial Intelligence und praktischen Problemen beschäftigt. In den vier Wochen lernte sie die verschiedenen Aufgaben und Tätigkeiten eines Entwicklers kennen. "Ich durfte viele Dinge ausprobieren und erforschen, wie beispielsweise das Zusammenbauen von Robotern, das Sammeln von Trainingsdaten oder das Kalibrieren von Motoren." Was sie rückblickend von dem Praktikum mitgenommen hat? "Ich habe gelernt, dass nicht alles sofort funktioniert. Man muss in der Forschung sehr viel probieren und braucht daher viel Geduld. Aber selbst wenn Dinge anfangs nicht schaffbar scheinen, werden sie das mit ausreichend Zeit, dem richtigen Equipment und der notwendigen Unterstützung", fasste sie ihre Erkenntnis gegenüber APA-Science zusammen. Als "interessante Erfahrung" verbucht die Schülerin, die derzeit die 6. Klasse besucht, diese Zeit. Auf ihren weiteren Weg nach der Matura will sie sich aber noch nicht festlegen.
Sensorik für Fluggeräte
Nicht über die offizielle Website des Programms, www.praktikaboerse.com, sondern über eine Internet-Recherche kam der HAK-Schüler Justin Funtak zu seinem Praktikum. Er arbeitete im August 2018 bei PIDSO, einem Unternehmen, das sich auf die Entwicklung und Herstellung von Antennen und Antennensystemen spezialisiert hat, an einem Forschungsprojekt mit. Für den Flugverkehr von bemannten und auch unbemannten Fluggeräten wird an Sensoriken zur Erkennung von kleineren Objekten geforscht. Radar-Systeme, die im automotiven Sektor bereits kostengünstig verfügbar sind, sollen bald auch in fliegenden Anwendungen eingesetzt werden.
Bereits im Juli absolvierte Funtak ein Praktikum bei einem anderen Unternehmen. Diese praktischen Erfahrungen hätten ihm einen guten Einblick in die Berufswelt verschafft, ist er überzeugt. Seine wichtigste Lehre daraus: "Jeder Arbeitsplatz unterscheidet sich stark vom anderen. An einem kann man perfekt hineinpassen, an einem anderen wäre es unmöglich, effektiv zu arbeiten." Seine beruflichen Pläne hätten die Praktika nicht beeinflusst, so Funtak, der mittlerweile die HAK-Matura in der Tasche hat, zu APA-Science. Im Herbst steht das Bundesheer an und danach will der junge Mann als Berufssoldat weitermachen.
Wissenswertes rund um die FFG-Praktikabörse
Pro Praktikumsplatz stellt das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) im Rahmen der Talente-Schiene die Fördersumme von 1.200 Euro zur Verfügung. Abgewickelt wird das Programm über die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). Die vierwöchigen Praktika stehen Jugendlichen ab 15 Jahren im Zeitraum von Juni bis September offen, als Gehalt für mindestens 28,5 Wochenstunden sind mindestens 750 Euro brutto zu bezahlen.
Antragsberechtigt für eine Förderung sind Unternehmen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Universitäten und Fachhochschulen mit Standort in Österreich. Die Zahl der geförderten Praktikumsplätze pro Organisation ist nicht begrenzt. Ziel ist, auch Jugendliche ohne technische Vorkenntnisse anzusprechen: Mindestens 50 Prozent der Praktika sind daher an Schüler von AHS oder nicht-technischen BHS/BMS zu vergeben. Zudem wird eine hochwertige Betreuung der Praktikanten im Ausmaß von mindestens 25 Stunden pro Monat vorausgesetzt. Nähere Infos unter www.ffg.at/praktika2019.
Von Sylvia Maier-Kubala / APA