Kälte wird Dampf - Forschungsprojekt soll bei Pharmafirma CO2 sparen
Der japanische Pharmakonzern Takeda baut an seinem Standort in Wien-Donaustadt mit Forscher-Unterstützung ein System auf, mit dem der CO2-Fußabdruck in der Pharmaproduktion deutlich gesenkt werden soll. Als Ausgangspunkt nimmt der Aufbau die Wärme, die von der Kühlanlage ausgeht. Nach der Inbetriebnahme im Herbst 2024 will man über mehrere Prozessschritte hinweg in der Produktion benötigten heißen Wasserdampf über das neue System beziehen, das am Mittwoch vorgestellt wurde.
Im Rahmen des Forschungsprojektes mit dem Namen "AHEAD" soll erstmals eine dampferzeugende Wärmepumpe in einem Industriebetrieb installiert werden, heißt es seitens dem Unternehmen und dem wissenschaftlichen Partner, dem Austria Institute of Technology (AIT). Der Start des Vorhabens erfolgte im vergangenen Dezember, die Installation der von der deutschen Firma SPH Sustainable Process Heat GmbH hergestellten Dampf-Wärmepumpe in Wien-Donaustadt ist im Sommer 2024 geplant.
Das Ziel der Pharmafirma ist es, die Abhängigkeit vom Energieträger Gas zu reduzieren und so den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. 1.900 Tonnen CO2 im Jahr könne durch den AHEAD-Ansatz eingespart werden. Möglich wird die Umsetzung, da das Unternehmen über eine moderne Kälteanlage verfügt, deren Abwärme schon dafür genützt wird, die Gebäude zu heizen. Auf 70 Grad Celsius wird das Heizungswasser mit einer bereits bestehenden Wärmepumpe erwärmt.
Neuland betreten
Im Rahmen des Projekts "setzt man auf diesem Temperaturniveau auf", erklärte Wolfgang Hribernik, Leiter des "Center for Energy" am AIT, der APA. Im Schritt darauf kommt eine Hochtemperaturwärmepumpe zum Einsatz, die das Wasser auf 130 Grad weiter erhitzt und Dampf erzeugt. In einem "Dampfverdichter" wird dieser dann auf den für den Pharma-Produktion benötigten Druck von elf bar gebracht und auf 184 Grad Celsius weiter erhitzt. Mit dem am AIT konzipierten Aufbau betrete man Neuland.
Das gelte auch für den Betrieb der neuen Wärmepumpe mit dem "natürlichen Kältemittel" Butan, erklärte Projektleiterin Veronika Wilk. In Zusammenarbeit mit der Firma SPH wird deren Hochtemperatur-Technologie nun an das klimafreundlichere Mittel angepasst. Nach Tests am Prüfstand in Deutschland erfolgt der Aufbau bei Takeda. Dann gehe es um das Sammeln von Messwerten, um den Betrieb möglichst optimal zu gestalten. Man erhofft sich hier grundlegende Erkenntnisse darüber, wie Hochtemperaturwärmepumpen in Produktionsprozesse eingebunden werden können.
Das fertig aufgesetzte System soll nämlich zu einem Beispiel für andere Industriebetriebe und -bereiche werden. Einsetzbar wäre der Ansatz überall dort, wo Kälte und Wärme gebraucht wird. Rund 40 Prozent des Prozesswärmebedarfs der Industrie in Europa liege unter 200 Grad Celsius, und könnte also auf diese Weise erreicht werden. Anwendungen sieht Hribernik neben der Pharmabranche bei Trocknungsprozessen etwa in der energieaufwendigen Ziegelindustrie oder in vielen Bereichen der Lebensmittelproduktion.
Service: https://www.ait.ac.at, https://www.takeda.com/de-at