Forscher monieren teils schlechtes Management von Naturschutzgebieten
Zum Auftakt des "7. Nationalparks Austria Forschungssymposiums" bemängelte Biodiversitätsforscher Franz Essl, dass es häufig an Förderinstrumenten und Betreuung für Naturschutzgebiete fehle, und schlägt eine "Naturzerstörungsabgabe" vor. Damit etwa eine noch für Herbst angekündigte neue Biodiversitätsstrategie negative Entwicklungen, wie das Lackensterben im Seewinkel oder Ökosystem-Veränderungen in der Lobau hintanhalten kann, brauche es neue Anreize zum Naturschutz.
Parallel zur Klimakrise finde auch eine Biodiversitätskrise statt, so Christian Holzer, Sektionsleiter im Klimaschutzministerium am Mittwoch vor Journalisten. Die österreichischen Naturschutzgebiete würden maßgeblich zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen, seien jedoch laut Essl, Biodiversitätsforscher an der Universität Wien, häufig schlecht oder zu wenig gemanagt. Er forderte die Bundesländer auf, ihre Naturschutzgebiete besser auszustatten und zu pflegen. Zusätzlich zum mit 80. Mio Euro bis 2026 dotierten Biodiversitätsfonds, mit dem die Bundesregierung die österreichischen Biodiversitätsziele fördert, wünscht sich Essl weitere Förderinstrumente.
Nachholbedarf sieht er etwa bei der Nutzung, der Gebietsbetreuung und dem Management insbesondere von kleineren Schutzgebieten. Diese seien manchmal leider kaum von nicht geschützten Flächen zu unterscheiden. In den sechs österreichischen Nationalparks sei die Situation allerdings deutlich besser.
Neue nationale Biodiversitätsstrategie
Abseits dieser hochrangigen Schutzgebiete "muss es sich auch für die Landnutzer rentieren, in einem Schutzgebiet zu sein oder naturschutzkonform zu wirtschaften", so Essl. Diese bekämen derzeit in etwa so viel ersetzt, wie aufgrund der geringeren Intensität der Bewirtschaftung an Ertrag verloren geht. In der Realität laufe es für die Nutzer somit auf ein "Nullsummenspiel" oder sogar einen Verlust durch den zusätzlichen Aufwand hinaus. Essl forderte daher mehr finanzielle Anreize für Landnutzer in Naturschutzgebieten. Umgekehrt könne auch eine Abgabe für die Zerstörung oder Nutzung der Natur verlangt werden: "Warum soll Naturzerstörung gratis sein?"
Die Bundesregierung wird Holzer zufolge in den kommenden Wochen die neue nationale Biodiversitätsstrategie vorlegen. Diese beinhalte unter anderem den Plan zur Erweiterung der Artenschutzflächen und zur Umstellung der Landwirtschaft hin zu mehr Artenvielfalt. Die Strategie kommt keine Sekunde zu früh: Im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel etwa sei die Anzahl und Fläche der Sodalacken, die Rast- und Brutplätze für zahlreiche Vögel sind, in den letzten 150 Jahren dramatisch zurückgegangen, wie Michael Dvorak von der Vogelschutzorganisation BirdLife berichtete. Im Vergleich zum Jahr 1858 seien nur noch 18 Prozent der Lackenfläche vorhanden. Grund für den Rückgang seien die Intensivierung der Landwirtschaft mit vermehrten Grundwasserentnahmen sowie die starken Temperaturerhöhungen.
Auch am Pilzbestand sei die Biodiversitätskrise spürbar, so Irmgard Krisai-Greilhuber, Mykologin am Department für Botanik und Biodiversität der Uni Wien. Durch die zunehmende Austrocknung finde man nun z. B. in der Lobau statt der typischen Auwald-Pilze vermehrt solche, die in gewöhnlichen Laubwäldern vorkommen. "Das ist schlecht", so die Expertin.
Service: Informationen zum bis 9. September laufenden Symposium: http://go.apa.at/QoCfnOsI