Antrittsvorlesungen an der JKU: Interview mit Prof. Michael Bockstedte
Im Oktober finden an der Johannes Kepler Universität Linz wieder die traditionellen Antrittsvorlesungen neuer Professor*innen statt. Am 18. Oktober, 16.00 Uhr, beleuchtet Prof. Michel Bockstedte (Institut für Theoretische Physik) das Thema "In the Glister of a Gem Stone: Nano-scale Quantum Physics in Material Science".
Prof. Michel Bockstedte forscht und lehrt seit einem Jahr am Institut für Theoretische Physik. Wie die Forschung an Halbleitern zu besseren Fahrzeugen führt und warum seine Lehre von der Theorie sehr praktisch orientiert ist, erklärt er im Interview.
Herr Bockstedte, in welchem Bereich forschen Sie?
Michel Bockstedte: Meine Forschung konzentriert sich hauptsächlich auf zwei Felder der Theoretischen Festkörperphysik, die Theorie von Defekten in Halbleitern einerseits und die Oberflächenphysik andererseits. Wir erforschen gerade magnetische Defekte und die Verwendung von Defekten zur Implementierung von quantum bits, die der Speicherung von Information und als effiziente Quantensensoren für Felder und Temperatur dienen können. In der Oberflächenphysik interessieren wir uns beispielsweise für die Eigenschaften von adsorbierten Molekülen, also wie sich Atome und Moleküle an Oberflächen anlagern.
Worum geht es in Ihrer Antrittsvorlesung konkret?
Michel Bockstedte: Das Glitzern eines Edelsteins verdeckt die zugrunde liegende Quantenphysik, die dem Edelstein seine Farbe und Schönheit verleiht. Die faszinierende Quantenphysik wird aber genutzt, um Quantentechnologien zu entwickeln, die uns neuartige Geräte wie Quantensensoren, Quantenkryptographie oder Quantencomputer bescheren. Der Vortrag wird einen Überblick über diese fesselnden Gebiete und die Herangehensweise mittels moderner Modellierung geben.
Was begeistert Sie an diesem Bereich?
Michel Bockstedte: Es ist hochspannend zu sehen, wie in Halbleitern eine sehr geringe Konzentrationen von Defekten die Grundlage für so wichtige technologische Anwendungen wie unsere modernen Computer oder Handies ist und auch zu einem hoch aktuellen Thema, der Quanteninformationstechnologie, beitragen kann. In beiden Bereichen beschreibt die Quantenmechanik die Physik der kleinsten Bestandteile: Mich fasziniert zum Beispiel auf dem Computer den Zerfall eines adsorbierten Moleküls durch Anlagerung eines Elektrons nachvollziehen und so gemeinsam mit meinen experimentellen Kolleg*innen Experimente verstehen zu können.
Wofür ist diese Forschung überhaupt notwendig bzw. wie verbessert sie unser Leben?
Michel Bockstedte: Meine Forschung im Bereich der angewandten Theoretischen Physik hat eine klare Verbindung zur Halbleitertechnologie. Unser Verständnis von Defekten in Siliziumkarbid hat zur Verbesserung von Halbleiterleistungsbauelementen beigetragen, die eine effizientere und energiesparende Steuerung von Maschinen und Fahrzeugen ermöglichen. Quantentechnologien, auch auf der Grundlage von Defekten in Siliziumkarbid, werden uns eine sicherere Kommunikation und neuartige Computertechnologien ermöglichen.
Warum sollten sich Studierende Sie als Lehrenden wünschen?
Michel Bockstedte: Ich unterrichte vorallem die theoretische Physik. Dort kann ich meine umfangreiche Erfahrung aus Kollaboration mit experimentellen Arbeitsgruppen einbringen. So möchte ich die Theoretische Physik von ihrem abstrakten Image in der Lehre befreien und ihre Bedeutung für Experiment und Anwendung vermitteln.
An welchem Projekt arbeiten Sie momentan konkret?
Michel Bockstedte: Derzeit arbeiten wir intensiv an quanten bits in Siliziumkarbid und untersuchen die Eigenschaften von molekularen Filmen auf Oberflächen.
Welche Hobbys haben Sie?
Michel Bockstedte: Meine Freizeit gehört natürlich zum größten Teil meiner Familie. Wo möglich finde ich Entspannung in der Fotographie, beim Radfahren, Wandern und Skifahren. Gerade erkunde ich mit meinem Rennrad das Mühlviertel.
Was wollen Sie in Ihrem Leben unbedingt noch machen oder erreichen?
Michel Bockstedte: Es gibt einige langfristige, spannende Forschungsprojekte, die ich bisher noch nicht angehen konnte. Privat würde ich gerne nach Nord- und Südamerika reisen und auch Japan, das ich schon von kurzen Konferenzreisen her kenne, würde ich gerne nochmal ausführlicher erkunden.
Rückfragehinweis Mag. Christian Savoy PR-Manager Universitätskommunikation T +43 732 2468 3012 christian.savoy@jku.at