Amoklauf in Graz: Schul-Krisenmanagement wird "sensibel intensiviert"
Der Amoklauf in Graz hat auch Auswirkungen auf Schulen anderer Bundesländer. Wegen der zunehmenden Bedrohungslage auch durch Drohmails wird das Krisenmanagement an Schulen "sensibel intensiviert", wie es auf Anfrage der APA aus dem Bildungsministerium hieß. Wegen etwaiger Nachahmungstäter stehen die Schulen zudem unter besonderer Beobachtung der Polizei.
Diese Meldung wurde aktualisiert: Neu: Stellungnahme des Bildungsministeriums (Titel, Lead, 3. und 4. Absatz)
"Seit 8.00 Uhr Früh gilt erhöhte Einsatzbereitschaft der schnellen Interventionsgruppen und in Wien der WEGA in den Bereichen, wo Schulen sind, und ein besonderer Hauptaugenmerk im kriminaltechnischen Bereich", wie Bundespolizeidirektor Michael Takacs bei einem Pressegespräch erklärte. Diese Maßnahmen sollen bis auf Weiteres bis zum Schulschluss aufrecht bleiben.
Konkrete Anpassungen der Sicherheitsvorkehrungen an den Schulen sind derzeit laut Bildungsministerium noch nicht in Arbeit. Es gehe nun einmal darum, zusammenzustehen und den Betroffenen in Graz etwa durch schulpsychologisches Angebot zu helfen. Erst dann gehe es darum, das Geschehene zu verstehen, Schlüsse daraus zu ziehen und entsprechend zu handeln. Martin Netzer, Generalsekretär im Bildungsministerium, hatte am Dienstagabend im ORF-Fernsehen technische Sicherheitsmaßnahmen nicht von vornherein ausgeschlossen. Man müsse allerdings darauf achten, welche Maßnahmen hier verhältnismäßig und auch praktikabel seien. Aus internationalen Beispielen wisse man, dass etwa Sicherheitsschleusen "nicht das Allheilmittel sind".
Schon jetzt Krisenpläne und Übungen
An den Schulen gebe es schon jetzt Maßnahmen, um diese zu einem sicheren Ort zu machen. An allen gebe es an die regionalen Erfordernisse angepasste Krisenpläne, die Standorte seien im engen Austausch mit den Einsatzkräften in ihrer Region. An den Schulen fänden auch regelmäßig Übungen zu unterschiedlichen Krisenszenarien statt. Gewaltprävention stehe außerdem an den Schulen schon seit Längerem an erster Stelle, im Doppelbudget sei auch eine Aufstockung der psychosozialen Unterstützung fixiert.
Konkrete Auswirkungen hat der Amoklauf dieser Tage auch auf Schulveranstaltungen. Die Wiener Bildungsdirektion etwa hat "dringend empfohlen", während der dreitägigen Staatstrauer alle Schulfeste, Feierlichkeiten und Sportwettbewerbe abzusagen oder zu verschieben. Schon begonnene oder unmittelbar bevorstehende Veranstaltungen wie Sportwochen seien mit "angemessener Zurückhaltung durchzuführen".
Im Unterricht selbst war der Amoklauf ebenfalls Thema, wie der APA vorliegende Elternbriefe zeigen. An manchen Standorten wurde eine Gedenkminute abgehalten. Man wolle den Kindern das Gefühl geben, dass man zusammenhalte, hieß es im Schreiben einer Volksschule. Eine andere schickte den Eltern Tipps, wie sie kindgerecht über die Geschehnisse reden können. Seitens eines Wiener Gymnasiums hieß es, dass bei Bedarf die Kontaktmöglichkeiten zu Hilfsangeboten an die Schüler weitergegeben würden. Eine klare Vorgabe, ob Lehrende das Thema in ihren Klassen ansprechen, gebe es nicht. Schülern sei freigestellt worden, in Stunden, in denen über den Amoklauf gesprochen wurde, das Klassenzimmer zu verlassen, um in einem Gemeinschaftsraum betreut zu werden. Der Fokus liege derzeit auf dem Umgang mit Fotos und Videos in sozialen Medien sowie auf dem Thema Mobbing generell.