Rund 600 steirische Baum-Naturdenkmäler suchen Paten
Die Steiermark zählt an die 670 Baum-Naturdenkmäler. Einige sind mehrere Jahrhunderte alt, einige wenige zählen über 1.000 Jahre. Damit diese Landmarken der Biodiversität noch weiteren Generationen erhalten bleiben, brauchen viele Pflege. Rund 30.000 Euro stehen dem Land jährlich zum Erhalt zur Verfügung. Umweltlandesrätin Ursula Lackner (SPÖ) hat eine Baumpatenschafts-Aktion ins Leben gerufen. "Jeder kann helfen", sagte die Landesrätin am Mittwoch im Online-Pressegespräch.
Seit mehr als 1.000 Jahren steht am Eichenweg zwischen Bierbaum an der Safen und Loimeth (Bezirk Südoststeiermark) ein wahrlich mächtiger Baum-Methusalem: Die "Dicke Oachn", wie sie von der dortigen Bevölkerung liebevoll genannt wird. Sie gilt als älteste Eiche Europas überhaupt. Sieben Erwachsene werden benötigt, um ihren Stammumfang zu umfassen, der Kronendurchmesser beträgt etwas mehr als 50 Meter. "In den 1970er-Jahren hat man nach einem Blitzeinschlag den Stamm mit Beton ausgefüllt, dass sie das überlebt hat, ist engagierten Steirerinnen und Steirern und Spendern zu verdanken, die die Rettung der alten Eiche vorangetrieben haben", gab Landesrätin Lackner ein Beispiel der Schutz- und Pflegebedürftigkeit der in die Jahre gekommenen natürlichen Monumente. Insgesamt gibt es in der Steiermark 612 Einzelbäume als Naturdenkmale.
Lebensraum für viele Arten
Alte Bäume beeindrucken nicht nur durch ihre Größe, Höhe und Knorrigkeit, wie Johannes Gepp, Präsident des Naturschutzbundes betonte. "Die Vielfalt der Lebewesen in ihrem Inneren ist unglaublich. Sie sind Lebensräume der auf Altbäume spezialisierten Tier- und Pflanzenarten. Auch die darauf wachsende Flechten können Jahrhunderte alt sein. Tausende seltene Insektenarten bewohnen Altholz, dadurch sind auch absterbende Baumriesen, umgebrochene Bäume oder abgebrochene Äste besondere Refugien gefährdeter Arten - und als Hotspots der Biodiversität erhaltenswert, führte Gepp weiter aus.
Mit der Baumpatenschafts-Aktion, die gemeinsam mit dem Naturschutzreferat, dem Naturschutzbund und der Berg- und Naturwacht vorangetrieben wird, will man "den Wert der Baum-Naturdenkmale stärker in den Fokus rücken. Auch wollen wir sie sichtbarer machen und den Steirerinnen und Steirern die Möglichkeit geben, sich bei der Pflege dieser Monumente stärker einzubringen", hob die Landesrätin hervor. Selbst Hand anlegen, ist allerdings nur beschränkt erlaubt: Jenseits der Entfernung von kleineren Tothölzern, die mit einem Fuchsschwanz bewältigbar sind, werden notwendige Pflegemaßnahmen behördlich verordnet und von extern beauftragten Baumpflegefirmen durchgeführt, wie Christian Mairhuber, Naturschutzbeauftragter der Landes, schilderte. Die Berg- und Naturwacht Steiermark wendet jährlich an die 1.200 Stunden auf, um die einzigartigen Naturschöpfungen zu inspizieren. Sind Maßnahmen notwendig, kosten sie durchschnittlich über 1.500 Euro pro Baum. Mit Patenschaften ab einem Betrag von 30 Euro könne "jeder helfen", sagte die Umweltlandesrätin. Die Spenden sind von der Steuer absetzbar.
Neuzugänge und Verluste
155 neue Bäume sind in den vergangenen zehn Jahren neu als Naturdenkmal geschützt worden. Allerdings sind auch etliche verloren gegangen, weil sie "nicht mehr zu retten" waren, wie es Lackner formulierte. Eine Anfragebeantwortung Lackners hat zuletzt ans Licht gebracht, dass in den vergangenen zehn Jahren steiermarkweit 151 Naturdenkmale aufgehoben wurden, wurde vonseiten der Grünen am Dienstag hingewiesen. Die meisten von ihnen im Bezirk Graz-Umgebung (21). Mit der abgeschlossenen Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für das umstrittene Pumpspeicherkraftwerk auf der Koralm im September 2021 seien etwa alle Naturdenkmäler entlang der Schwarzen Sulm bei Schwanberg für nichtig erklärt, hieß es vonseiten der steirischen Grünen.
Die Grünen starten in dieser Woche eine neue Landtagsinitiative zum Thema und bringen einen Antrag ein, in dem sie "bessere Information zu den Naturdenkmalen für die Öffentlichkeit" fordern: Die Naturdenkmale sollen eine Beschilderung mit näheren Hinweise zum Naturdenkmal (z. B. Art, Alter, Besonderheit) und zum Schutzzweck erhalten.
Service: Infos zur Baumpatenschaft: https://www.baumnaturdenkmal.at/. Das Land Steiermark verweist auf https://gis.stmk.gv.at/wgportal/ bzw. das Wikipedia-Verzeichnis der Naturdenkmale in der Steiermark: https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Naturdenkmal_in_der_Steiermark