Neues Unwetterwarnsystem in Myanmar mit rot-weiß-roter Unterstützung
2008 hat sich eine der schwersten wetterbedingten Naturkatastrophen in Myanmar ereignet. Der Wirbelsturm Nargis ließ den Wasserstand im Irrawaddy-Flussdelta innerhalb einer Nacht um rund zehn Meter steigen. Mehr als 80.000 Menschen starben. Das gab den Anstoß, die Warnkapazitäten des nationalen meteorologischen und hydrologischen Dienstes von Myanmar (DMH) zu verbessern. Vor kurzem ging nun ein neues Warnsystem online, an dessen Entwicklung die ZAMG beteiligt war.
Finanziert wurde das Vorhaben durch die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und die Weltbank. "Wir haben Erfahrung mit ähnlichen Projekten und sind auch verantwortlich für die Koordination der europaweiten Warnplattform meteoalarm.org", berichtetet Meteorologe und Projektleiter Rainer Kaltenberger von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Daher sei man eingeladen worden, Lösungsvorschläge zu erarbeiten.
2019 wurde die ZAMG schließlich beauftragt, ein neues, farbkodiertes Warnsystem nach internationalen Kriterien und maßgeschneidert auf die Bedürfnisse Myanmars zu entwickeln und Einschulungen durchzuführen. "Es ging vor allem um den Aufbau von auswirkungsorientierten Warnungen. Vereinfacht heißt das, es geht weniger um die Frage, wie das Wetter wird, sondern darum, welche Auswirkungen das bevorstehende Wetter verursachen kann", erklärte Kaltenberger.
Klarheit über Gefahren und Schutzmaßnahmen
Dadurch sei für die Bevölkerung und die Behörden klarer, welche Gefahren drohen und welche Schutzmaßnahmen notwendig sind. "Ein Beispiel dafür sind vermehrt zu erwartende Schlangenbisse nach Überflutungen von Feldern entlang des Chindwin-Flusses und die entsprechende Vorsorge hinsichtlich Lieferung und Einkühlen von zusätzlichen Gegengiften nach Ausgabe einer Hochwasserwarnung", so der ZAMG-Experte.
Ein anderer wichtiger Aspekt war, dass alle Warnungen in einem täglichen objektiven Entscheidungsprozess gemeinsam mit dem staatlichen Krisen- und Katastrophenmanagement in Myanmar erstellt, über eine Entscheidungsmatrix in einem Warntool eingegeben und über einen Ampelcode öffentlich zur Verfügung gestellt werden. "So können Warnungen vor gefährlichen Wetter- und Hochwasserereignissen zum Beispiel mittels Push-Nachrichten auf Smartphones direkt und schnell die Bevölkerung und Touristen erreichen", sagte Kaltenberger, der von schwierige Arbeitsbedingungen durch einen Militärputsch in Myanmar und die Pandemie berichtete.