Praevenire-Gesundheitstage: Prolongierter Impfstreit
Bei den Durchimpfungsraten hat Österreich weiterhin Aufholbedarf. Das gilt auch gilt auch für die Covid-19-Impfung. Ein lang anhaltender Streit zwischen Apotheker- und Ärztekammer über Impfmöglichkeiten in Apotheken wurde am Donnerstag auch bei den Praevenire-Gesundheitstagen in Seitenstetten (NÖ; bis 20. Mai) ausgetragen. Lösung ist keine in Sicht, die Politik gefordert.
"Wir denken, dass Impfen in den Apotheken weder sinnvoll noch notwendig ist", sagte der Leiter des Impfreferates der Österreichischen Ärztekammer, Rudolf Schmitzberger. Die Impftauglichkeit könne nur der Arzt feststellen, bei akuten schweren Nebenwirkungen nach einer Impfung seien die Patienten in einer Arztpraxis etc. besser aufgehoben. "Wir haben in Österreich vielleicht einen Mangel an besetzten Kassenarztstellen, aber was das Impfen betrifft, sind wir gut aufgestellt", betonte der Wiener Kinderarzt.
Impfungen auch in Apotheken?
Völlig konträr äußerte sich die Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, Ulrike Mursch-Edlmayr: "Wir wissen, dass in Nachbarländern und weltweit Impfungen auch in Apotheken durchgeführt werden. Seit dem Start der Impfungen in Apotheken hat man es in Irland in zehn Jahren geschafft, die Impfrate bei der Grippeimpfung um 60 Prozent zu steigern. Auch bei den Ärzten ist sie um 27 Prozent gestiegen. (...) In den USA werden etwa gleich viele Grippeimpfungen in den Apotheken und bei Ärzten verabreicht."
Die Apothekerkammer will "alle gängigen" Impfungen für Erwachsene anbieten können, speziell auch Auffrischungsimpfungen wie gegen die saisonale Influenza oder die FSME. "Wir haben schon rund 1.600 Kolleginnen und Kollegen für das Impfen ausgebildet. Wenn es wirklich nötig ist, dann kann man diesen 'Joker' ziehen. Das ist eine politische Entscheidung. Das liegt nicht in unserer Hand." Immerhin berate man die Kunden ja längst bezüglich notwendiger Impfungen.
Täglich würden rund 400.000 Menschen die österreichischen Apotheken aufsuchen, zu Beginn der Covid-19-Pandemie seien es an manchen Tagen bis zu 700.000 gewesen, erklärte die Kammerpräsidentin. Das sei ein riesiges Kundenpotenzial, das man auch auf Immunisierungen ansprechen und diese niederschwellig verabreichen könne.
Für Schmitzberger ist das alles abzulehnen: "Die Patienten wollen vom Arzt geimpft werden, nicht von jemand, der das in einem Schnellsiedekurs gelernt hat." In den angelsächsischen Ländern gebe es oft keine niedergelassenen Fachärzte, welche für Impfungen infrage kämen.