Klima-Glossar: EU-Emissionshandelssystem (EU-ETS)
Das europäische Emissionshandelssystem (EU-Emissions Trading System, EU-ETS) ist das wichtigste Klimaschutz-Instrument der EU. Es umfasst die Stromerzeugung, die Industrie sowie Teile des Flugverkehrs in Europa und deckt damit rund 40 Prozent des Treibhausgasausstoßes der EU ab. Global gesehen entspricht das etwa 5 Prozent der Emissionen. Dennoch ist das EU-ETS eines der größten Emissionshandelssysteme weltweit, nur das chinesische System ist größer.
In einem Emissionshandelssystem wird die maximale Menge an Treibhausgasen, die in einer Periode ausgestoßen werden dürfen, im Voraus festgesetzt. Diese Menge wird dann in Form von sogenannten Emissionszertifikaten, also Verschmutzungsrechten, an Unternehmen verteilt. Die Unternehmen zahlen also Geld für ihren Treibhausgas-Ausstoß. Ein Teil der Zertifikate im EU-ETS wird kostenlos verteilt. Wer mehr Emissionen verursacht als er darf, muss Verschmutzungsrechte zukaufen. Wer umweltfreundlicher produziert und damit weniger emittiert, kann überschüssige Zertifikate wieder am Markt verkaufen oder sie in die nächste Periode mitnehmen. Die Gesamtanzahl an ausgegebenen Zertifikaten ist gedeckelt und sinkt kontinuierlich. Der Preis entsteht durch Angebot und Nachfrage.
Im Zeitverlauf werden weniger Zertifikate ausgegeben, damit steigt der CO2-Preis und umweltschädliche Produktionsprozesse werden teurer. So sollen Unternehmen dazu gebracht werden, ihren Treibhausgas-Ausstoß zu reduzieren. Die Einnahmen, die aus den Auktionen der CO2-Zertifikate generiert werden, fließen an die Nationalstaaten zurück. Das europäische Emissionshandelssystem wurde 2005 als eines der ersten großen seiner Art eingeführt. Es gilt in allen EU-Staaten sowie in Island, Liechtenstein und Norwegen. Das System umfasst rund 10.000 Anlagen im Stromsektor und der verarbeitenden Industrie sowie Flüge zwischen den teilnehmenden Ländern.
82 Euro für eine Tonne CO2
Im vergangenen Jahr 2021 hat der österreichische Staat mit dem EU-Emissionshandel 311 Mio. Euro verdient, nachdem der Preis der Zertifikate erstmals verhältnismäßig stark gestiegen ist. Zu Jahresbeginn 2021 kostete der Treibhausgas-Ausstoß pro Tonne noch rund 33 Euro, Ende Juni 2021 lag der Preis bereits bei rund 56 Euro. Derzeit bezahlt man etwa 82 Euro für eine Tonne CO2. In Österreich unterliegen rund 200 Anlagen dem Emissionshandel, die größten Treibhausgas-Emittenten hierzulande sind voestalpine, OMV und Wien Energie.
Der europäische Emissionshandel wurde in der Vergangenheit für seinen niedrigen Preis und den damit fehlenden Lenkungseffekt kritisiert. Zudem wurden mehr Zertifikate ausgegeben, als Treibhausgase emittiert wurden, sodass Unternehmen keinen Grund hatten, ihre Emissionen zu reduzieren. Um die Wende hin zur nachhaltigen Wirtschaft voranzutreiben, soll der EU-Emissionshandel reformiert werden. Das System soll auf weitere Sektoren, etwa Verkehr und Gebäude, ausgeweitet werden. Die Zahl der CO2-Zertifikate auf dem Markt soll schneller sinken und die Ausgabe von Gratis-Zertifikaten früher enden als bisher geplant. Außerdem soll ein CO2-Grenzausgleich (Carbon Border Adjustment Mechanism, CBAM) eingeführt werden, eine Art CO2-Zoll auf Importe aus Nicht-EU-Staaten. Über die Details wird derzeit noch verhandelt.