Exzellenzzentren: 37 Forscherteams rittern um Millionenförderung
Groß ist das Interesse am neuen Exzellenzzentren-Programm des Wissenschaftsfonds FWF: 37 Forscherteams haben sich in der ersten Antragsrunde um die Millionenförderung beworben, teilten Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) und FWF-Präsident Christof Gattringer am Rande der Alpbacher Technologiegespräche mit. Welche Konsortien davon "Clusters of Excellence" werden und jeweils bis zu 70 Mio. Euro für zehn Jahre erhalten, entscheidet sich Anfang 2023.
Der FWF hat im Frühjahr mit der Ausschreibung der ersten "Clusters of Excellence" die schon lange diskutierte und in mehreren Regierungsprogrammen angekündigte Exzellenzinitiative im Bereich Grundlagenforschung gestartet. Ziel des Programms ist es, mit den Exzellenzzentren ein Forschungsfeld langfristig auf internationalem Spitzenniveau an mehreren Forschungsstätten in Österreich zu verankern. Dazu sollen Teams von mindestens drei Unis bzw. Forschungseinrichtungen für zukunftsweisende Großprojekte bis zu 70 Mio. Euro über zehn Jahre erhalten.
Je nach Größe der ausgewählten Cluster könnten in der ersten Runde in etwa vier bis sechs solcher Exzellenzzentren starten, schätzte Gattringer. Der Umfang des Programms bedeute für Österreich jedenfalls eine neue Größenordnung. Die Fördersumme übertrifft tatsächlich alle bisherigen Förderungsprogramme im Bereich der Grundlagenforschung. So erhielten etwa vom Wissenschaftsfonds geförderte Spezialforschungsbereiche (SFB) bisher für maximal acht Jahre durchschnittlich eine Mio. Euro jährlich.
"Weg von den Kurzfristigkeiten"
Für die Auserwählten würde dieser "Markstein" dann ein "Weg von den Kurzfristigkeiten" rund um Projektanträge und Co bedeuten, erklärte Faßmann. So könnten langfristig stabile Forschungsstrukturen aufgebaut werden, was in Österreich nicht immer leicht sei, räumte der Minister ein, der auf "gesellschaftlich interessante Implikationen" durch die Initiative hofft.
Von den 37 eingebrachten Anträgen haben 15 ihren Schwerpunkt im Bereich Naturwissenschaften und Technik, jeweils elf in den Bereichen Geistes- und Sozialwissenschaften sowie Biologie und Medizin. Thematisch sei nahezu alles vertreten "von der Analysis bis zur Zellbiologie" - wenig überraschend: auch der Buchstabe "Q", wie die hierzulande starke Quantenphysik, sei vertreten, so Gattringer.
Die beantragten Konsortien werden von 15 Universitäten, zwei außeruniversitären Forschungseinrichtungen und einer Privatuniversität federführend koordiniert. Insgesamt sind 35 Institutionen an den Anträgen beteiligt. Das gesamte Antragsvolumen aller Cluster beträgt knapp über eine Milliarde Euro. Im Schnitt seien fünf Institutionen an einem Antrag beteiligt. Es handle sich durchaus auch um überraschende Verbünde, die vielfach versprechen, tatsächlich fachübergreifend tätig zu sein, so der FWF-Chef.
Entscheidung fällt im Frühjahr 2023
Welche Konsortien gefördert werden, wird im Frühjahr 2023 nach einem zweistufigen internationalen Evaluierungsverfahren feststehen. Zunächst wird der FWF nach der formalen Prüfung der Anträge Anfang September die Liste der beantragten Exzellenzzentren veröffentlichen. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass sich thematisch ähnliche Konsortien noch zusammenschließen.
Im nächsten Schritt müssen die Antragsteller ihr Forschungsvorhaben in einem ausführlichen Konzept zu vertiefen. Diese evaluiert eine aus internationalen Wissenschaftern zusammengesetzte Jury im Hinblick auf Exzellenz, Innovationspotenzial und Synergien und erstellt bis Sommer 2022 eine Shortlist. Die verbleibenden Teams müssen schließlich einen Vollantrag erstellen. Nach einem Hearing wird die Jury dann im Februar 2023 eine Förderempfehlung an das FWF-Kuratorium abgeben. Es gebe hier "keine Ministerentscheidung", hielt Faßmann fest. Erste Cluster sollen ab März 2023 ihre Forschungsarbeit aufnehmen können.
60 Prozent finanziert der FWF
Die Finanzierung der "Clusters of Excellence" erfolgt nach einem festgelegten Schlüssel: 60 Prozent eines Exzellenzzentrums finanziert der FWF, weitere 40 Prozent kommen von den beteiligten Universitäten bzw. Forschungsstätten. Im Konzept sei aber so gut wie möglich sichergestellt, dass "nicht einige bluten müssen, damit andere wachsen können", zeigte sich der Minister überzeugt. In den ersten drei Jahren stehen dem Wissenschaftsfonds für die Exzellenzzentren 150 Mio. Euro zur Verfügung, mit den Mitteln der beteiligten Institutionen sind es somit insgesamt 250 Mio. Euro.
Die "Clusters of Excellence" sind nur eine von drei Säulen der Exzellenzinitiative: Bei den anderen beiden Förderschienen handelt es sich um "Emerging Fields", wo ab 2022 kleineren Forschergruppen ermöglicht werden soll, schnell auf neue Themen zu reagieren, und um die "Austria Chairs of Excellence", die ab 2023 hochwertige Berufungen ermöglichen sollen.
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