Wie MBA-Programme an deutschen Fakultäten Fuß fassten
Bis in die späten 1990er Jahre war Deutschland im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern bei MBA-Programmen mehr oder weniger eine Terra incognita. Knapp 100 Jahre lang hatte sich im deutschsprachigen Raum eine wissenschaftlich orientierte Lehre der Betriebs-wirtschaft etabliert, die weitgehend immun gegenüber den Modellen aus dem angelsächsischen Raum war. Umso erstaunlicher ist, dass in den letzten zwei Jahrzehnten eine Trendumkehr zu beobachten war. Immer mehr Hochschulen führten MBA-Programme nach amerikanischem Vorbild ein.
Private Hochschulen und öffentliche Eliteuniversitäten als "Early Adopter"
In einer sich verändernden und zunehmend marktorientierten Hochschullandschaft haben vor allem private Business Schools mit ihren MBA-Programmen zu dieser Trendumkehr beigetragen. Auf der Ebene der öffentlichen Hochschulen hatten der spezifische Gründungskontext der Universitäten und Imitationsdynamiken einen wichtigen Einfluss auf die Einführung dieser Studienprogramme. Überraschenderweise wurden MBA-Programme gerade von älteren, etablierten Universitäten recht früh angeboten. Nachahmungseffekte trugen dann zu ihrer weiteren Verbreitung bei. Damit sind es gerade die privaten Hochschulen und öffentlichen Eliteuniversitäten, die eine Etablierung der angelsächsischen Tradition an deutschen Hoch¬schulen ermöglicht haben. Dieser Befund unterstreicht ihre Bedeutung als "Change Agents" im deutschsprachigen Hochschulsektor.
86 deutsche Universitäten wurden untersucht
Ann-Christine Schulz vom Institute for Digital Transformation & Strategy der FHWien der WKW und ihre Co-AutorInnen Kerstin Fehre (Vlerick Business School) und Simon Oertel (Paris Lodron Universität Salzburg) analysierten für ihre Studie über die Etablierung von MBA-Programmen die Entwicklung an 86 deutschen Universitäten zwischen 1999 bis 2015. Die Studie wurde im renommierten Journal "Academy of Management Learning & Education" veröffentlicht.
Kontakt: FH-Prof.in Dr. in Ann-Christine Schulz Strategy Coordinator und Project Leader Institute for Digital Transformation and Strategy Tel.: +43 690 40476 004 ann.schulz@fh-wien.ac.at