Tiroler Forscher simulieren Pflanzen-Anpassung in hohen Lagen
Der Temperaturanstieg drängt Pflanzen und Mikroorganismen in höhere, kühlere Lagen. Wie sie auf den geringeren Luftdruck reagieren, wird nun von einem Forscherteam von Eurac Research und Universität Innsbruck in speziellen Klimakammern untersucht. Im freien Gelände sei es nämlich "äußerst komplex, den Einfluss einzelner Umweltfaktoren" isoliert zu beobachten, erklärte Ökologe Matteo Dainese in einer Aussendung der Universität Innsbruck am Mittwoch.
Daher entwickelte das Forscherteam einen speziellen Test, der im Juni im Extremklimasimulator terraXcube von Eurac Research in Bozen durchgeführt werden soll. Finanziert wird das Projekt vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF und vom Land Südtirol. In vier Klimakammern stellen die Experten unterschiedliche, für den Alpenraum typische Umweltbedingungen nach. Dabei werden Pflanzenarten aus dem Südtiroler Matschertal auf Knopfdruck in unterschiedliche Höhenlagen gebracht. Gleichzeitig bleiben Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Lichtverhältnisse unverändert.
Neben Pflanzen beobachtet ein Forschungsteam um den Mikrobiologe Paul Illmer von der Universität Innsbruck im terraXcube auch die Mikroorganismen im Boden - denn einige Forschungsergebnisse würden darauf hindeuten, dass sie Pflanzen dabei unterstützen können, sich neuen Lebensräumen anzupassen, so die Verantwortlichen.
Physiologische Reaktionen im Test
Ein Teil der Pflanzen werde hierfür in sterilisiertem Boden ohne Mikroorganismen gezüchtet, andere Pflanzen im Boden des Matschertals mit den dort vorkommenden Mikroorganismen. Außerdem testet das Forscherteam die physiologische Reaktion verschiedener mikrobieller Reinkulturen, sowohl Pilzen als auch Bakterien. Ziel sei es zu zeigen, welche Mikroorganismen sich höheren Lagen am besten anpassen und wie sie sich auf den Boden auswirken.
Bei einem der simulierten Szenarien bringt das Forscherteam die Pflanzen und Organismen in 2.500 Meter Höhe. "Das ist wohl eines der wahrscheinlichen Szenarien, die wir laut Klimamodellen um das Jahr 2100 haben könnten", führte Dainese, der als Ökologe am Institut für Alpine Umwelt von Eurac Research arbeitet, aus. In einer anderen Klimakammer werden 4.000 Höhenmeter simuliert: Diese extremen Bedingungen seien zwar nicht realistisch, erlauben dem Forscherteam jedoch, genauer zu beobachten, wie Pflanzen auf geringen Luftdruck reagieren.