Antrittsvorlesungen: Neue Professor*innen der JKU stellen sich vor
Im März finden an der Johannes Kepler Universität Linz wieder die traditionellen Antrittsvorlesungen neuer Professor*innen der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät statt.
Den Auftakt macht am Montag, dem 7. März
• Prof.in Barbara Krumay (Institut für Wirtschaftsinformatik - Information Engineering). Sie spricht um 16.00 Uhr im Festsaal der JKU über "Privacy and Security Management in Times of Digitalization and Digital Transformation - Awareness and Understanding in Organisations".
• Anschließend berichtet Prof.in Cristina Olaverri-Monreal (Institut Produktions- und Logistikmanagement, Lehrstuhl für Nachhaltige Transportlogistik 4.0) über "Vernetzung und Automatisierung im Transport".
Interview mit Barbara Krumay
Seit Kurzem steht Professorin Barbara Krumay dem Institut für Wirtschaftsinformatik - Information Engineering vor. Wie sich die Privatsphäre durch das vermehrte Homeworking durch Covid-19 verändert hat und welchen Radiosender sie gegründet hat, erzählt die neue JKU Professorin im Interview.
In welchem Bereich forschen Sie?
Barbara Krumay: Ich beschäftige mich mit der Digitalisierung, also kurz zusammengefasst mit dem Einsatz von neuen, digitalen Technologien und deren Auswirkung auf Mensch, Organisationen und Gesellschaft. Untersucht wird, wie die Digitalisierung Unternehmen verändert, aber auch wie Entscheidungen in diesem Bereich getroffen und gemanagt werden. Das inkludiert die Frage, wie Unternehmen mit digitalen Technologien umgehen, diese effizient und effektiv einsetzen und verantwortungsvoll nutzen. Teil dieser Betrachtung ist auch, wie die daraus entstehenden Auswirkungen auf das Unternehmen, die Umwelt (Stichwort E-Waste) und die Gesellschaft (Stichwort Technologieabhängigkeit) in die Entscheidung miteinbezogen werden.
Worum geht es in Ihrer Antrittsvorlesung konkret?
Barbara Krumay: Die Digitalisierung bietet viele Chancen für die Gesellschaft, Organisationen und Individuen - aber sie birgt auch gewisse Risiken, unter anderem in Bezug auf Privatsphäre und Sicherheit. Das Bewusstsein (Awareness) für diese Risiken ist eine Voraussetzung, um auf allen Ebenen mit diesen Risiken umgehen zu können.
Was begeistert Sie an diesem Bereich?
Barbara Krumay: Ich war immer fasziniert von Technologien und wie diese genutzt werden können. Die voranschreitende Durchdringung aller Lebensbereiche mit digitalen Technologien eröffnet hier viele spannende Themen. Mich begeistert vor allem, dass die aus der Digitalisierung entstehenden Potenziale zum Nutzen Aller eingesetzt werden können. Durch das Zusammenspiel von Mensch, Aufgabe und Technik wird die Forschung automatisch interdisziplinär und reicht von der Soziologie über die Psychologie bis hin zu Mechatronik und Robotik. Dadurch lerne ich mit jedem Forschungsprojekt etwas Neues.
Wofür ist diese Forschung überhaupt notwendig bzw. wie verbessert sie unser Leben?
Barbara Krumay: Die Digitalisierung schreitet schnell voran und wir als Gesellschaft müssen offensichtlich damit Schritt halten. Nicht alle Menschen sind Technologien gegenüber positiv eingestellt und auch für Unternehmen ist es nicht leicht einzuschätzen, in welche Richtung sich die Digitalisierung entwickelt. Meine Forschung trägt einerseits dazu bei, die Möglichkeiten digitaler Technologien zu zeigen, um Entscheidungen für (oder auch gegen) eine Technologie zu unterstützen. Andererseits geht es auch darum, durch Forschung Vorbehalte und Unsicherheiten abzubauen, aber auch kritisch zu hinterfragen, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf uns haben wird. Deshalb ist es mir auch wichtig, die Forschung nach außen, in die Gesellschaft zu tragen und auf gesellschaftlicher Ebene zu diskutieren.
Warum sind Sie an die JKU gekommen bzw. was macht die JKU besonders?
Barbara Krumay: Die JKU bietet gerade im Kontext der Digitalisierung eine einzigartige Konstellation. Durch die in Oberösterreich ansässigen Unternehmen, die lange Tradition der Wirtschaftsinformatik und die Themenvielfalt an der Universität. Es bieten sich viele Möglichkeiten, gemeinsam mit Unternehmen Themen aufzugreifen, die nicht nur wissenschaftlich spannend, sondern auch gesellschaftlich relevant sind. Die lange Tradition der Wirtschaftsinformatik bietet nicht nur hervorragende internationale Vernetzung, sondern auch eine solide Basis für weitere Forschung, die sonst nur wenige Universitäten bieten. Und gerade in Hinblick auf Interdisziplinarität kann man an der JKU aus dem Vollen schöpfen.
Warum sollten sich Studierende Sie als Lehrende wünschen?
Barbara Krumay: Meine Lehre ist aktuell, interdisziplinär und vereint theoretische Grundkonzepte mit praktischer Anwendung. Ich möchte bei den Studierenden Begeisterung für das Thema auslösen. Ich glaube, dass durch diese Begeisterung die Bereitschaft steigt, sich auch mit den komplexeren Themen auseinander zu setzen. Ich versuche - auch in großen Lehrveranstaltungen - ein gutes persönliches Klima zu schaffen und sehr anwendungsorientiert die Themen zu vermitteln.
An welchem Projekt arbeiten Sie momentan konkret?
Barbara Krumay: Intensiv arbeite ich derzeit an drei Projekten. Das erste untersucht, wie Unternehmen Möglichkeiten und Chancen, die durch digitale Technologien entstehen, identifizieren und für das Unternehmen nutzen können, also wie eine Entscheidung für eine Technologie getroffen werden kann. An einem kleinen Beispiel könnte man das Thema 3D-Druck betrachten, und die Frage, ob diese Technologie für das Unternehmen geeignet ist (z.B. um Ersatzteile zu drucken). Das zweite Projekt untersucht Einsatzmöglichkeiten von Machine Learning für die Prozessoptimierung und reicht damit weit in die Informatik hinein. Das dritte Projekt beschäftigt sich mit der durch Covid-19 veränderten Arbeitssituation, insbesondere die Bedeutung der Privatsphäre im Kontext von Homeworking. Erste Ergebnisse zeigen, dass "Privat" und "Business" nur schwer zu trennen sind - Videokonferenzsysteme tragen dazu auch noch maßgeblich bei.
Welche Hobbys haben Sie?
Barbara Krumay: Ich bin leidenschaftliche Hobbymusikerin, spiele Saxophon und unterstütze den Jazz aus und in Österreich. Dafür habe ich gemeinsam mit anderen einen nicht auf Gewinn ausgerichteten Internetradiosender gegründet (https://jazz.w3.at), der rund um die Uhr vor allem Jazz aus Österreich spielt.
Was wollen Sie in Ihrem Leben unbedingt noch machen oder erreichen?
Barbara Krumay: Eine klare Antwort darauf kann ich nicht geben, da sich viele Dinge im Leben durch das Ergreifen von Chancen und das Reagieren auf Situationen ergeben. Aber ich würde gerne dazu beitragen, dass Technologie von allen verantwortungsvoll genutzt wird um uns als Gesellschaft insgesamt voran zu bringen - unabhängig von Ort, Wohlstand oder Alter.
Infos zur Antrittsvorlesung: https://www.jku.at/sozial-und-wirtschaftswissenschaftliche-fakultaet/events/antrittsvorlesungen/
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Interview mit Cristina Olaverri-Monreal
Nach mehrjähriger Tätigkeit in Wissenschaft und Industrie in verschiedenen europäischen Ländern und den USA nahm Professorin Olvarri-Monreal den Ruf an die JKU an. Hier hat sie den Lehrstuhl für Nachhaltige Transportlogistik 4.0 inne.
In welchem Bereich forschen Sie?
Cristina Olaverri-Monreal: Ich beschäftige mich mit dem Bereich "Intelligent Transport Systems" (ITS). Um auf Schwankungen des Transportbedarfs zu reagieren, können digitale Technologien angewandt werden, die auf dem Einsatz von Sensorik in der Informations- und Kommunikationstechnologie aufbauen. ITS erlaubt die Berücksichtigung nicht nur der Interaktion zwischen einzelnen Elementen des vernetzten Verkehrssystems, sondern auch des menschlichen Verhaltens in diesem System.
Was begeistert Sie an diesem Bereich?
Cristina Olaverri-Monreal: ITS ist einer der Forschungsbereiche, bei dem der Zusammenhang zwischen Untersuchungen von menschlichem Verhalten und neue Technologien eingesetzt wird. Das trägt zur Lösung von wichtigen sozialen und umweltbezogenen Problemen bei. Durch den Einsatz eines breiten Spektrums digitaler Technologien ist es so möglich, die zivile Infrastruktur besser zu nutzen und die Verkehrssysteme sicher, effizient, zuverlässig und umweltfreundlicher zu machen.
Worum geht es in Ihrer Antrittsvorlesung konkret?
Cristina Olaverri-Monreal: Ich gebe einen Überblick über die Digitalisierungstechnologien, die zu einer nachhaltigen Mobilität und einem nachhaltigen Verkehr beitragen können. Insbesondere erörtere ich die Rolle von Informationstechnologien und Sensoren bei der Konnektivität und Automatisierung von Fahrzeugen und ihren Anwendungen.
Wofür ist diese Forschung überhaupt notwendig bzw. wie verbessert sie unser Leben?
Cristina Olaverri-Monreal: Transport-Entscheidungen können einen wesentlichen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten und die Anpassung von Verkehrs-Systemen und der Verkehrsinfrastruktur sind nicht nur Faktoren für die Effizienz des Transports, sondern auch Teil der technologischen Aspekte der digitalen Transformation.
Warum sind Sie an die JKU gekommen bzw. was die JKU besonders?
Cristina Olaverri-Monreal: An der JKU bieten sich sehr attraktive Möglichkeiten für Forschung und Lehre in dem spannenden Gebiet der Digitalisierung im Transport. Dank der BMK-Stiftungs-Förderung stellen die Entwicklungsmöglichkeiten für das Forschungsfeld Transportlogistik 4.0 an der JKU eine langfristige Perspektive dar, die sonst nicht in diesem Ausmaß realisierbar wären.
Warum sollten sich Studierende Sie als Lehrenden wünschen?
Cristina Olaverri-Monreal: Als forschungsorientiertes Fachgebiet ist es im Bereich der ITS unerlässlich, ein Umfeld zu schaffen, in dem die Studierenden in der Lage sind, das erworbene Wissen auf reale Situationen zu übertragen. Mit einer gründlichen Kenntnis der Theorie und einem Verständnis für reale Szenarien können sich die Studierenden zu wissbegierigen, kritischen und vielseitig denkenden Menschen entwickeln. Ich gestalte meine Lehrveranstaltungen nach dem Prinzip der konstruktiven Ausrichtung, indem ich den Studierenden ein klar spezifiziertes Lernziel und Bewertungskriterien an die Hand gebe, die den Lernergebnissen entsprechen.
An welchem Projekt arbeiten Sie momentan konkret?
Cristina Olaverri-Monreal: Ein wesentlicher Teil meiner Forschungsprojekte entstand im Rahmen von Kooperationsprojekten mit industriellen Partner*innen. Zum Beispiel arbeite ich an Lösungen für die Lieferung auf der letzten Meile, auf Basis der Automatisierung für den Geschäftsbereich Paket der Österreichische Post AG, und an Lösungen im Bereich Autonomes Fahren in Kooperation mit IAV und der FH Technikum Wien. Zudem arbeite ich, finanziert über Drittmittel des Klima- und Energie Fonds, mit diversen Partnern am kooperativen F&E-Projekt "Zero Emission Roll-Out - Cold Chain Distribution". Ich arbeite auch an dem von der EU finanzierten Projekt "Connected and Automated Sustainable Transport Systems and Mobility (CASTSM)", um durch einen viersemestrigen internationalen Joint Master durch institutionelle akademische Zusammenarbeit und Förderung der individuellen Mobilität globale Talente aufzubauen.
Welche Hobbys haben Sie?
Cristina Olaverri-Monreal: Lesen, Sport, Musik, Reisen
Was wollen Sie in Ihrem Leben unbedingt noch machen oder erreichen?
Cristina Olaverri-Monreal: Ich möchte noch ein Buch (oder mehrere) schreiben.
Infos zur Antrittsvorlesung: https://www.jku.at/sozial-und-wirtschaftswissenschaftliche-fakultaet/events/antrittsvorlesungen/
Mag. Christian Savoy PR-Mitarbeiter Universitätskommunikation JOHANNES KEPLER UNIVERSITÄT LINZ Altenberger Straße 69 4040 Linz, Österreich T +43 732 2468 3012 christian.savoy@jku.at www.jku.at