Ab Herbst wird auch an Schulen geimpft
Die Zulassung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer ab zwölf Jahren bringt vorerst keine Änderung der Regeln an den Schulen. Das gilt auch nach eventuellen, vor dem Sommer erfolgenden Impfungen von Schülern, hieß es aus dem Bildungsministerium auf APA-Anfrage. Wie es im Herbst aussehen wird, wird noch geklärt. Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) empfiehlt jedenfalls eine Impfung, weil sie dauerhaften Präsenzunterricht ermögliche. Auch an den Schulen soll geimpft werden.
Derzeit sind erst wenige Schüler geimpft, in Frage kamen bisher ja nur Jugendliche ab 16 Jahren. Immunisiert sein können aber schon etwa Schüler ab diesem Alter, die mit Risikopatienten im gleichen Haushalt leben oder Berufsschüler, die in ihren Lehrbetrieben mitgeimpft wurden. Gleiches gilt auch für Jugendliche an Schulen für Gesundheitsberufe, wo es im Rahmen der Ausbildung zu Patientenkontakten kommen kann. Genaue Zahlen dazu gibt es aber nicht.
Derzeit haben geimpfte Schüler gegenüber ihren Klassenkameraden vor allem einen Vorteil: Sie müssen sich für eine Teilnahme am Unterricht nicht dreimal pro Woche dem Nasenbohrer-Test unterziehen, seit der Vorwoche ist die 3G-Regel in Kraft. Ansonsten gelten für Geimpfte in der Schule die gleichen Regeln wie für ungeimpfte Schüler - sie müssen also etwa auch eine Maske tragen.
Faßmann empfiehlt Teilnahme an Impfaktion
Faßmann empfiehlt deutlich eine Teilnahme an der Impfaktion. "Die Impfung ist eine Option und zugleich die wichtigste Maßnahme, die Verbreitung des Virus zu verhindern. Impfen bedeutet Schutz vor einer Erkrankung und die Verhinderung der Ansteckung."
Die Impfung soll in den kommenden Wochen über die Impfaktionen der Bundesländer angeboten und in den Impfstraßen oder bei Ärzten erhältlich sein. "Für alle, die im Sommer keine Möglichkeit haben werden, sich impfen zu lassen, bereiten wir gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium Impfaktionen an den Schulen ab dem Schulbeginn vor", betonte Faßmann. Größere Schulen würden zu Impfzentren, in denen sich auch Schüler aus dem Umkreis impfen lassen können. Zusätzlich würden mobile Teams unterwegs sein, die kleinere Schulen anfahren und die Impfung vor Ort durchführen.
Nationales Impfgremium folgt EMA-Entscheidung
Nach der Empfehlung der EMA ist das Nationale Impfgremium (NIG) der Entscheidung gefolgt. Die Impfung wird in Österreich bei den Zwölf- bis 15-Jährigen gemäß der Priorisierungsliste des NIG empfohlen, hieß es in der vom Gesundheitsministerium übermittelten Stellungnahme des NIG. Die finale Freigabe in der EU durch die Europäische Kommission gilt als Formsache.
Kinder werden laut der Stellungnahme entsprechend der Risikogruppen-Auflistung priorisiert, gesunde Kinder "absteigend nach Alter". "Bis Covid-19-Impfungen für jüngere Kinder mit erhöhtem Krankheitsrisiko zur Verfügung stehen, muss dem Schutz des Umfelds besonders hohe Wichtigkeit und Vorrang hinsichtlich einer Covid-19-Impfung eingeräumt werden", betonte das NIG. Die Impfstoffe von AstraZeneca, Moderna und Johnson & Johnson sind derzeit für Personen unter 18 Jahren nicht zugelassen.
Detailplanung "bereits weit fortgeschritten"
"Die Detailplanung der Impfung für diese Zielgruppe gemeinsam mit dem Bildungsministerium und den Bundesländern ist bereits weit fortgeschritten", betonte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne). "Jeder von der EMA zugelassene Impfstoff durchläuft ein präzises und verantwortungsvolles Prüfverfahren." Wenn die Impfung der Zwölf- bis 15-Jährigen mit Biontech/Pfizer von der EMA und vom NIG empfohlen werde, "ist sichergestellt, dass es sich dabei um einen hocheffektiven, sicheren und ausgezeichneten Impfstoff handelt", erläuterte der Gesundheitsminister zur Impfung von Kindern und Jugendlichen. "Wir haben das Ziel, dass bis Ende August eine möglichst große Anzahl Kinder und Jugendlicher zwischen zwölf und 16 geimpft sein soll", hatte er bereits zuvor angekündigt.
Aus Niederösterreich wurde darauf verwiesen, dass im Bundesland bereits 9.000 Personen aus der Altersgruppe der Zwölf- bis 15-Jährigen für eine Impfung vorgemerkt seien. Betont wurde von LHStv. Stephan Pernkopf (ÖVP) und Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ), dass es sich dabei um keine Anmeldungen handle, sondern dieses Service der Bedarfsabschätzung und Information diene. "Aktuell gibt es für alle bisher freigeschalteten Altersgruppen, also derzeit für alle ab 16 Jahren, noch genügend freie Impftermine im Juni."
SPÖ und NEOS erfreut, FPÖ nicht
"Ich halte es für die richtige Entscheidung, weil die bisherigen Daten mal sagen, dass die Impfung sicher ist bei Kindern", sagte SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner im Gespräch mit dem TV-Sender "Puls 24". Das Allerwichtigste sei "die Impfstoffsicherheit, dass die Kinder hier keinem Risiko ausgesetzt sind". Erfreut zeigte sich auch NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker in einer Aussendung: "Es fällt jedes Argument zur Einschränkung des Schulbetriebs weg. Damit können sich Schulen wieder befreit von Masken, Tests und Schichtbetrieb auf ihre Hauptaufgabe - die Wissensvermittlung - konzentrieren." FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl sprach sich in einer Aussendung gegen Impfungen von Kindern aus. "Schule und Freizeitgestaltung müssen wieder ohne jegliche Einschränkungen möglich sein", forderte er davon unabhängig ebenfalls.
Der zuständige EMA-Ausschuss hatte konkret eine Erweiterung der Zulassung des Biontech/Pfizer-Vakzins empfohlen. Bisher ist das Vakzin in der EU erst ab 16 Jahren zugelassen. Die Daten zeigten, dass der Impfstoff auch in der Altersgruppe der Zwölf- bis 15-Jährigen sicher sei und die Wirksamkeit sei vergleichbar oder sogar besser als bei Erwachsenen, erklärte EMA-Impfstoffexperte Marco Cavaleri auf einer Pressekonferenz.
Kein Fall bei mehr als 1.000 Geimpften
Jüngste Studienergebnisse, die bereits Grundlage für die Notfall-Zulassung des Impfstoffs in den USA in dieser Altersgruppe waren, deuten darauf hin, dass der Impfstoff für Zwölf- bis 15-Jährige eine Sicherheit und Wirksamkeit bietet. Demnach trat bei mehr als 1.000 geimpften Kindern und Jugendlichen kein Covid-19-Fall auf. In einer etwa gleichen großen, ungeimpften Kontrollgruppe waren es 16 Fälle.
Die Forscher hatten Daten von insgesamt 2.260 Kindern zwischen zwölf und 15 Jahren ausgewertet. Diese hatten im Abstand von 21 Tagen zwei Dosen des Impfstoffes (1.131 Kinder) oder Placebo-Spritzen mit Kochsalzlösung (1.129 Kinder) erhalten. Für jeweils sieben Tage nach den Injektionen notierten die Teilnehmer eventuelle Impfreaktionen. Unerwünschte Wirkungen wurden bis zu sechs Monate nach der zweiten Spritze erfasst.