Jungforscher demonstrieren für höhere Löhne und gegen Kettenverträge
In Wien gehen Dienstagfrüh anlässlich des Starts der diesjährigen Kollektivvertragsverhandlungen der Unis Jungforscher und Lehrende des Mittelbaus auf die Straße. Unter dem Titel "Uni ohne Ketten - Wissenschaft retten" fordern sie einen Gehaltsabschluss, der zumindest die Teuerung ausgleicht, eine Verbesserung der Karrierewege und eine Abschaffung der Kettenvertragsregelung. Der Demozug startet um 8.30 Uhr bei der GÖD und zieht dann zum Hauptgebäude der Uni Wien am Ring.
Die Demo-Organisatoren um das Netzwerk Unterbau Wissenschaft und die IG Lektor*innen befürchten, dass sich angesichts des klammen Uni-Budgets die Arbeitsbedingungen für prekär beschäftigtes Universitätspersonal weiter verschlechtern könnten. An den Unis haben acht von zehn wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nur einen befristeten Vertrag - samt Folgen wie erhöhtem Druck und Schwierigkeiten für Lebens- und Karriereplanung und Vereinbarkeit mit dem Familienleben.
Reform habe die Situation verschlechtert
Die viel kritisierte Reform der Kettenvertragsregel (Paragraph 109 im Uni-Gesetz) hat die Situation des befristet angestellten Mittel- bzw. Unterbaus laut Betroffenen noch deutlich verschlechtert. Seit 2021 ist die Gesamtdauer von befristeten Dienstverhältnissen an einer Uni auf acht Jahre befristet. Anders als vom Gesetzgeber intendiert hat das aber nicht zu wesentlich mehr unbefristeten Dienstverhältnissen geführt. In der Praxis könnte dies das Aus vieler wissenschaftlicher Karrieren an heimischen Unis bedeuten. "Viele top ausgebildete Forscher:innen sind im Begriff, die Wissenschaft oder das Land für immer zu verlassen", wird im Demo-Aufruf vom Netzwerk Unterbau Wissenschaft (NUWiss) gewarnt.
Mit dem Protestzug soll auf die prekären Arbeitsbedingungen in universitärer Forschung und Lehre aufmerksam gemacht werden. Zu den Forderungen gehört neben einem die Teuerung abdeckenden KV-Abschluss auch eine Abschaffung der Kettenvertragsregelung bzw. deren Neugestaltung gemeinsam mit Mittel- und Unterbau, für vom Paragraf 109 betroffene Härtefälle soll es sofort eine unbefristete Anstellung geben. Für die Unis wird eine höhere Basisabgeltung verlangt.
Mittelfristig wünschen die Demo-Organisatoren sich außerdem einen konkreten Fahrplan zur Entfristung von Postdoc- und Lektoren-Stellen anhand von Qualifikationsvereinbarungen für Forschung bzw. Lehre, außerdem das "Ende der Mobilität als Selbstzweck und Qualifikationsvoraussetzung". Langfristig soll die "extreme Wettbewerbsorientierung" in der Wissenschaft durch nachhaltige Kooperationen ersetzt werden, für Daueraufgaben soll es Dauerstellen geben und klare Karriereperspektiven nach dem Doktorat geboten werden. Außerdem wird eine Demokratisierung der Universitäten gefordert.