"care, dare und share": Konferenz zu künstlerischer Forschung in Wien
Sich kümmern, etwas wagen und teilen: In diesen drei Dimensionen entfaltet sich nächste Woche ein künstlerisch-wissenschaftliches Panoptikum. Zum 12. Mal findet die internationale Konferenz über künstlerische Forschung der Society for Artistic Research (SAR) statt. Das von 7. bis 9. April geplante Online-Event wird heuer von der Universität für Musik und darstellende Kunst gemeinsam mit der Akademie der bildenden Künste und der Universität für angewandte Kunst veranstaltet.
Die Kooperation mit den Kunstuniversitäten ist ein Novum für die SAR-Veranstaltung, die coronabedingt in den digitalen Raum verfrachtet wird. Unter dem Motto "care, dare und share" sind rund 40 Beiträge von internationalen Teilnehmerinnen und Teilnehmern vorgesehen, die unterschiedliche Arbeiten und Methoden für den Erfahrungsaustausch bereitstellen - "in Komplexität und Einfachheit, in konventionellen und unkonventionellen, robusten und fragilen Wegen", wie es in der Ankündigung heißt.
Eine der drei Keynotes wird Emma Cocker von der Nottingham Trent University halten, wobei sie die thematische Ausrichtung entlang der drei Begrifflichkeiten in Richtung einer Orientierung an Offenheit deuten wird. Dabei gehe es ihr auch darum, was es überhaupt bedeute, "offen zu sein" - etwa sich frei äußern zu können oder aber etwas anzustoßen und zu initiieren. Weitere Keynotes kommen von der Musikwissenschafterin Liza Lim (Sydney Conservatorium of Music), die eine experimentelle Analyse ihrer jüngsten Arbeit "Sex Magic" anstellen wird, sowie von der Filmwissenschafterin Jyoti Mistry (Universität von Göteborg). Sie spürt wiederum dem politischen Potenzial künstlerischer Forschung nach.
Große Themen der Zeit adressieren
Für mdw-Rektorin Ulrike Sych stellt das Projekt "den international gewachsenen Stellenwert der künstlerischen Forschung in der Vielfalt seiner methodischen und disziplinären Ansätze dar". Zusätzlich werden aus ihrer Sicht die teilnehmenden Universitäten "als Orte innovativer künstlerischer Wissensgenerierung sichtbar, die in gesellschaftliche Zusammenhänge intervenieren und die großen Themen unserer Zeit adressieren".
Neben den aktuellen Beiträgen biete die diesjährige Ausgabe auch "eine Zeitkapsel" zur pandemiebedingt abgesagten elften Ausgabe im Vorjahr, wie SAR-Präsident Deniz Peters zitiert wird. Was damals für Bergen (Norwegen) vorgesehen war, könne nun mittels der Website "Suspended Absence" zum Teil nachgeholt werden. "Die künstlerische Forschung hinterfragt, verändert und erweitert - mittels eines Denkens durch künstlerische Handlungen und nicht bloß über diese - das, was wir wissen und wissen können", so Peters.
Neue Wissensquellen erschließen
Als Teil des Selbstverständnisses seiner Universität bezeichnete Akademie-Rektor Johan Hartle die künstlerische Forschung. "Die performative Kraft der bildenden Kunst erschließt Wissensquellen, die dem konventionellen Wissen oft entzogen bleiben. Diese Perspektive bringen wir immer wieder aufs Neue in den akademischen Alltag ein", so Hartle. Ähnlich formulierte es Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst: "Künstlerische Forschung stellt ein zentrales Element des Profils der Angewandten dar und gehört in allen, sehr unterschiedlichen Fachbereichen zum Instrumentarium der Weiterentwicklung und interdisziplinären Vernetzung künstlerischer Arbeitsfelder."
Die Society for Artistic Research ist eine internationale gemeinnützige, künstlerisch-wissenschaftliche Gesellschaft, die 2010 in Bern gegründet wurde. Die Initiative dazu kam von den Künstlern Florian Dombois und Michael Schwab zusammen mit Henk Borgdorff. 80 Künstler, Forscher und Akademiker beteiligten sich an dem Vorhaben. Nach eigenen Angaben ist sie die einzige internationale Gesellschaft für künstlerische Forschung weltweit.
Service: Details zum Programm der Konferenz: www.sar2021vienna.ac.at; https://societyforartisticresearch.org/