Klima-Glossar: Biodiversität
Biodiversität wird als die Vielfalt des existierenden Lebens auf der Welt bezeichnet. Der Begriff umfasst die verschiedensten Lebensformen wie Tiere, Pflanzen, Pilze oder Bakterien als auch die unterschiedlichen Lebensräume, sogenannte Ökosysteme. Darunter fallen etwa Wälder und Gewässer. Die biologische Vielfalt und die Leistungen von Ökosystemen wie Nahrung oder sauberes Wasser sind für das Überleben der Menschheit essenziell. Die Biodiversität ist aber stark gefährdet.
Der Zustand der Pflanzen- und Tierwelt hat sich in der jüngeren Vergangenheit stark verschlechtert. Das Artensterben ist heute mindestens dutzende bis hunderte Male größer als im Durchschnitt der letzten zehn Millionen Jahre, wie aus Studien des Weltbiodiversitätsrates (IPBES) hervorgeht. 75 Prozent der Landoberfläche und 66 Prozent der Meeresfläche seien demnach stark verändert. Über 85 Prozent der Feuchtgebiete sind laut IPBES überhaupt verloren gegangen. Die negative Entwicklung könnten auf zahlreiche direkte Treiber wie beispielsweise Landnutzungsänderungen, Umweltverschmutzung und Klimawandel zurückgeführt werden.
Denn verseuchte Gewässer, gerodete Wälder oder die stetige Verbauung von Natur drängen viele Tier- und Pflanzenarten immer weiter zurück. Weltweit werden über 40.000 erfasste Tier- und Pflanzenarten auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN geführt. Das sind mehr als ein Viertel aller bewerteten Arten. Auf der Liste werden Tiere oder Pflanzen aufgelistet, die vom Aussterben bedroht oder gefährdet sind.
Als Beispiel kann die Bienen dienen. Ob Obst, Gemüse, Nüsse, Honig oder Kräuter: Ohne die Bestäubung durch Bienen, der Übertragung des Pollens auf Pflanzen, würde es viele dieser Lebensmittel für die Menschheit nicht mehr geben. Doch die Zahl der Bienenvölker sinkt dramatisch und auch die Hälfte der über 700 in Österreich ansässigen Wildbienenarten ist laut Umweltorganisation Global 2000 bedroht. Vor allem die industrielle Landwirtschaft, Monokulturen - der Anbau der immer gleichen Pflanzenart auf einer Bodenfläche - und der Einsatz von Pestiziden machen den Bienen das Überleben schwer.
Pestizide schädigen Ökosystem und Menschen
Pestizide sind ein Sammelbegriff für Giftstoffe, die in der Forst- und Landwirtschaft sowie in der Lagerhaltung gegen tierische Schädlinge, Krankheiten oder unerwünschtes Unkraut eingesetzt werden. Der Einsatz dieser sogenannten Pflanzenschutzmittel hat nicht nur negative Folgen für das Ökosystem, sondern auch für die Menschen. Die Giftstoffe können gesundheitsschädlich wirken und etwa Krebs auslösen. Die EU-Kommission stellte im Sommer 2022 ein umfassendes Paket für mehr Umwelt- und Klimaschutz vor, das unter anderem den Verbrauch von Pestiziden bis 2030 halbieren soll, um die Natur vor dem Kollaps zu retten.
Auch das Festhalten am Wirtschaftswachstum gefährdet die biologische Vielfalt massiv. Das zeigte eine Studie von Wissenschaftern aus zwölf Ländern, darunter Österreich, die 2020 in der Fachzeitschrift "Conservation Letters" veröffentlicht wurde. Die Forscher fordern darin dringend ein Umdenken der Industrie. Dass weltweit dem Weltbiodiversitätsrat zufolge eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht ist, geht laut den Forschern stark auf die Übernutzung der natürlichen Ressourcen des Ökosystems Erde zurück.
Österreich hat an sich eine verhältnismäßig große Vielfalt an Tieren und Ökosystemen. Laut Angaben des Naturschutzbundes sind in Österreich zumindest 75.600 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten beheimatet, darunter 40.000 Insektenarten. Doch auch in Österreich ist die Lage für viele dieser Lebewesen und Organismen schwierig. Laut Forschungen muss aktuell in Österreich von hochgerechnet 40 Prozent gefährdeter Arten ausgegangen werden. Das macht laut Naturschutzbund in Summe rund 30.000 in unterschiedlichem Ausmaß gefährdeten Tier-, Pflanzen- und Pilzarten aus.
Während einige Tiere oder Organismen laut Forschern und Forscherinnen noch gar nicht entdeckt und beschrieben worden sind, gibt es einige nur in Österreich. Mindestens 784 dieser Tier- und Pflanzenarten kommen laut Studie der Umweltorganisation Greenpeace von 2021 ausschließlich in Österreich vor und nirgendwo sonst auf der Welt. Diese Organismen, die nur in einem sehr kleinen Verbreitungsgebiet vorkommen nennt man auch Endemiten. Sie haben sich entweder im Lauf vieler Jahrtausende hier entwickelt oder während der letzten Eiszeit an eisfreien Berggipfeln der Alpen ein Rückzugsgebiet - ähnlich einer Insel im Meer - gefunden.