Antrittsvorlesungen: Neue Professor*innen der Medizinischen Fakultät der JKU stellen sich vor
Im Juni findet der Auftakt für die traditionellen Antrittsvorlesungen neuer Professor*innen der Medizinischen Fakultät der Johannes Kepler Universität Linz statt. Aufgrund der pandemiebedingten Pause erwartet die Zuseher*innen ein dichtes Programm mit spannenden Einblicken in die Welt der Medizin.
Gestern fanden am JKU MED Campus folgende Antrittsvorlesungen statt:
Interview mit Univ.-Prof. Dr. Rupert Langer
Vorstand des Klinischen Instituts für Pathologie und Molekularpathologie
Titel der Antrittsvorlesung: "Von der Autopsie zur Artifiziellen Intelligenz - Die Pathologie im 21. Jahrhundert"
In welchem Bereich forschen Sie?
Mein wissenschaftlicher und diagnostischer Schwerpunkt ist die Pathologie des Oberen Gastrointestinaltraktes. Besonders interessiert mich, welche Veränderungen man im Gewebe von Tumoren finden kann, die eine vorherige Therapie, z.B. eine Chemo- oder Strahlentherapie oder in der Zukunft auch neuartige Therapien, erhalten haben. Das betrifft sowohl die Morphologie als auch die Molekulare Biologie. Auch beschäftigt mich die Frage, ob man bereits vor derartigen Therapien Veränderungen in den Tumoren sehen oder messen kann, die das spätere Ansprechen - oder Nichtansprechen - auf die Behandlung vorhersagen können, um somit eine bessere, maßgeschneiderte Therapie auswählen zu können. Ein zweiter Schwerpunkt ist das Obduktionswesen. Hier gibt es ebenfalls spannende Felder zu bearbeiten, sowohl im Bereich der Tumorerkrankungen als auch der nicht-neoplastischen Krankheiten, wie zuletzt COVID-19.
Worum geht es in Ihrer Antrittsvorlesung konkret?
Die Pathologie ist eine sehr alte, etablierte Disziplin in der Medizin und als "Krankheitslehre" - wörtlich übersetzt - ein wichtiger Bestandteil der Medizinischen Akademie. Gleichzeitig findet in unserem Fach eine umfassende technische Weiterentwicklung statt, die nach den wichtigen Beiträgen, die die Molekularpathologie in den letzten Jahrzehnten geliefert hat, nun auch die digitale Transformation mit umfasst. Diesen Bogen möchte ich gerne in meiner Antrittsvorlesung spannen und mit Beispielen verdeutlichen.
Was begeistert Sie an Ihrem Fachbereich?
Die Pathologie umfasst fast das gesamte Spektrum der - zumindest morphologisch fassbaren - Medizin. Wir sehen jeden Tag eine Vielzahl von Befunden, für die wir die korrekte Diagnose stellen müssen, die uns aber auch anregen, über zugrundeliegende biologische Veränderungen und Mechanismen und den klinischen Kontext nachzudenken. Nicht zu vergessen ist dabei die Schönheit der Morphologie und Histologie, die wir täglich am Mikroskop (oder am Bildschirm) genießen dürfen.
Wofür ist Ihre Forschung überhaupt notwendig bzw. wie verbessert sie unser Leben?
Im Bereich der Gastrointestinalen Forschung geht es uns um ein besseres Verständnis des Ansprechens von Tumoren auf bestimmte Therapien und um die Identifikation von Faktoren, die das Ansprechen beeinflussen, oder sogar vorhersagen können. Dadurch könnte es möglich werden, Patient*innen bessere, weil maßgeschneiderte Therapien anzubieten und Nebenwirkungen von nicht wirksamen Therapien zu vermeiden.
Warum sollten sich Studierende Sie als Lehrenden wünschen?
Ich bin begeisterter Pathologe und Diagnostiker mit Freude am Austausch mit meinen klinischen Kolleg*innen. Ich hoffe, dass die Studierenden diese Offenheit und Interdisziplinarität lernen und in ihrem späteren Arbeitsalltag leben werden.
An welchem Projekt arbeiten Sie momentan konkret?
Das größte Projekt ist sicherlich die Etablierung des Instituts an der JKU und dem KUK als Universitätsinstitut. Hier erfahre ich große Unterstützung von allen Mitarbeiter*innen in sämtlichen Bereichen, was ich sehr zu schätzen weiß. Wissenschaftlich arbeiten wir gerade daran, die technischen Voraussetzungen zu schaffen, die erwähnten Fragestellungen bearbeiten zu können - mit dem Schwerpunkt auf sogenannten in-situ Visualisierungen, d.h. das Sichtbarmachen von molekularen Eigenschaften von Zellen und Gewebe und der Digitalen Pathologie. Bald werden wir auch in Linz Tumorgewebe und Gewebe mit anderen Pathologien, wie z.B. Lungen von COVID-19 Patient*innen, mit diesen Techniken untersuchen können.
Warum haben Sie sich für die JKU entschieden?
Ich habe mich für die Klinische Professur für Pathologie und Molekularpathologie beworben, da für mich die Arbeit an der Etablierung eines Universitätsinstituts und der Mitwirkung am Aufbau einer neuen medizinischen Fakultät nach meiner Tätigkeit in zwei großen Uni-Instituten in Deutschland und der Schweiz eine sehr reizvolle Aufgabe darstellt. Die Kombination der medizinischen Versorgung über das Kepler Universitätsklinikum als traditionsreiches und etabliertes Krankenhaus, das Medizin auf höchstem Niveau betreibt, und der JKU mit ihren technischen Sparten als Basis der jungen medizinischen Fakultät war - und ist nach wie vor - für mich eine sehr spannende Konstellation, die im deutschsprachigem Raum in dieser Form derzeit kein zweites Mal zu finden ist.
Welche Hobbys haben Sie?
Ich koche und lese gern, und bin ein sehr motivierter, wenn auch absolut mittelmäßiger Wellenreiter. Meine Fußballerkarriere ist bedauerlicherweise nie richtig in Schwung gekommen und die als Rocksänger leider auch nicht.
Was wollen Sie in Ihrem Leben unbedingt noch machen oder erreichen?
Ich möchte in ferner Zukunft meiner Nachfolgerin oder Nachfolger eine gut funktionierende, in der universitären medizinischen Landschaft gut etablierte Abteilung übergeben können. Ich wünsche mir, dass die Mitarbeiter*innen des Instituts den Pionierund Aufbruchsgeist, der unsere junge Fakultät auszeichnet, dann mitgenommen und weitergegeben haben, hier in Linz oder an andere Orte. Weiteres ist privat und kann persönlich nachgefragt werden.
Interview mit Univ.-Prof. Dr. Wolfram Hötze necker
Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie
Titel der Antrittsvorlesung: "Immunmodulation bei Entzündung - Erkenntnisse aus der Dermatologie"
In welchem Bereich forschen Sie?
Ich forsche im Bereich von entzündlichen Hauterkrankungen und Allergien, die einen Großteil der Bevölkerung betreffen. Darunter fallen die Schuppenflechte, die Neurodermitis, aber auch der Heuschnupfen, die alle durch eine Überaktivierung des Immunsystems bedingt sind.
Worum geht es in Ihrer Antrittsvorlesung konkret?
Entzündliche Hauterkrankungen sind häufig und, wie die atopische Dermatitis und Psoriasis, durch eine Dysregulation des Immunsystems charakterisiert. Durch ein besseres Verständnis der Pathogenese dieser Entitäten sind in den letzten Jahren neue immunmodulatorische Therapieansätze entstanden, welche bereits teilweise in der klinischen Versorgung Einzug gehalten haben.
Was begeistert Sie an Ihrem Fachbereich?
Die Dermatologie ist ein breites Fach, das alle Erkrankungen der Haut, der nahen Schleimhäute, Nägel und Haare abdeckt. Viele Erkrankungen auf der Haut können von erfahrenen Dermatolog*innen durch eine Blickdiagnose eingeordnet werden, ohne dass apparative Untersuchungen oder Blutanalysen notwendig sind. Zudem ist die Entstehung vieler Hauterkrankungen noch unklar, was die Forschung auf diesem Gebiet herausfordernd und spannend zugleich macht.
Wofür ist Ihre Forschung überhaupt notwendig bzw. wie verbessert sie unser Leben?
Die Forschung ist der Schlüssel zu einem besseren Verständnis zahlreicher Erkrankungen. Letztendlich beruhen alle modernen und wirksamen Behandlungen, von denen zahlreiche Patient*innen tagtäglich profitieren, darauf. Warum sollten sich Studierende Sie als Lehrenden wünschen? Mit der Lehre hoffe ich Studierende für die Dermatologie zu begeistern, denn der Nachwuchs ist die Zukunft für unser Fach. An welchem Projekt arbeiten Sie momentan konkret? Aktuell untersuchen wir die Wirkung einer Bestrahlungstherapie auf Krebszellen im Labor und versuchen den Wirkmechanismus dieser Behandlung besser zu verstehen.
Warum haben Sie sich für die JKU entschieden?
Als gebürtiger Linzer und Oberösterreicher hat mich das Projekt "Medizinische Fakultät" in OÖ überzeugt, aus der Schweiz in mein Heimatland zurückzukehren. Welche Hobbys haben Sie? Zeit mit der Familie verbringen, Spazierengehen, Lesen.
Was wollen Sie in Ihrem Leben unbedingt noch machen oder erreichen?
Ich möchte einmal mit der Familie Südamerika bereisen, da ich auf diesem Teil der Erde noch nicht war.
Mag.a Sonja Raus PR-Managerin Universitätskommunikation T +43 732 2468 3008 M +43 664 60 2468 299 sonja.raus@jku.at jku.at