Harvard Universität nimmt sich Essensspenden in Österreich zur Brust
Die Harvard Law School wird die Bedingungen in Österreich für Lebensmittelspenden analysieren. Ziel ist es, Empfehlungen an die Politik zu erarbeiten, die Spenden an armutsbetroffene Menschen erleichtern und Lebensmittelverschwendung reduzieren sollen. Das internationale Projekt "Global Food Donation Policy Atlas" wurde bei einer Pressekonferenz der "Tafel", welche die Initiative nach Österreich geholt hat, in Wien vorgestellt. Ergebnisse werden im Frühjahr erwartet.
Eine Million Tonnen Lebensmittelabfall jährlich
"In den letzten zwei Jahren hat sich die Zahl der Menschen, die in Armut lebt, verdoppelt", sagte Tafel-Geschäftsführerin Alexandra Gruber. Besonders bei Lebensmitteln würde gespart. "Wenn bei der Energie oder bei der Miete nicht gespart werden kann, wird bei den Lebensmitteln gespart." 420.000 Menschen in Österreich würden in schwerer Ernährungsarmut leben - sie müssen Mahlzeiten ausfallen lassen oder haben einen ganzen Tag nichts zu essen.
Gleichzeitig fallen jährlich rund eine Million Tonnen Lebensmittelabfälle an, davon etwa die Hälfte in privaten Haushalten, wie aus einer Studie der Universität für Bodenkultur (BOKU) hervorgeht. Weiters jeweils rund ein Achtel entfallen auf Landwirtschaft, Produktion, Handel und Gastronomie.
Politische Vorgaben erleichtern Lebensmittelspenden
Rund 30.000 Tonnen jährlich würden derzeit gespendet, so Gruber. "Das ist aber im Vergleich zu den 500.000 Tonnen, die wir abseits der Haushalte zur Verfügung hätten, ein Bruchteil." Um den Anteil zu erhöhen, brauche es politische Rahmenbedingungen.
Das betonte auch Ignazio Corrao vom Europäischen Verband der Lebensmittelhilfen (FEBA): "Nur politische Entscheidungsträger können Rahmenbedingungen schaffen, die es unseren Mitgliedern ermöglichen, in jedem EU-Land effektiv zu arbeiten und alle ihre ökologischen und sozialen Ziele zu erreichen."
Projekt analysiert Österreichs Spendenregeln
Hier will die Harvard Law School mit dem "Global Food Donation Policy Atlas" ansetzen. Das Projekt untersucht seit 2018 Länder weltweit, welche rechtlichen, wirtschaftlichen und politischen Maßnahmen die karitative Lebensmittelweitergabe fördern oder behindern. "Das Ziel ist es, klare und verständliche Gesetze und Regulierungen für Lebensmittelspenden zu entwickeln", erklärte Trevor Findley von der Harvard Law School. Bisher habe man 27 Länder analysiert, darunter Polen und Irland in Europa.
In den kommenden Monaten wird das Projekt in Österreich Gesetze rund um Lebensmittelweitergabe prüfen - etwa steuerliche Aspekte oder Haftungsfragen bei gespendeten Produkten. Gespräche mit dem Landwirtschafts- und Gesundheitsministerium haben bereits stattgefunden. Empfehlungen an die Politik sollen im Frühjahr folgen.