Kindergarten - Bachelorabsolventinnen gehen in Lehre und Forschung
2018 wurden erstmals Bachelorstudien in Elementarpädagogik an zehn Pädagogischen Hochschulen (PH) gestartet, der erste Jahrgang mit 340 Teilnehmerinnen hat nun im Sommer 2021 abgeschlossen. Nur jede Fünfte möchte danach im Kindergarten weiterarbeiten wie bisher, 80 Prozent wollen sich binnen eines Jahres verändern, zeigt eine Studie der PH Tirol. Je ein Drittel will einen Master beginnen oder in die Aus- und Fortbildung wechseln, 13 Prozent wollen in die Verwaltung.
Problematisch ist dieser Wechsel aus Sicht von Studienautor Bernhard Koch allerdings keineswegs. Die Absolventinnen und Absolventen - diese sind zum Zeitpunkt des Studiums in der Regel als Kindergarten- oder Gruppenleitung tätig - würden zwar in ihrer neuen Funktion großteils nicht mehr direkt mit den Kindern arbeiten. "Sie bleiben aber weiter im Berufsfeld", betont Koch im Gespräch mit der APA. Die Bachelorausbildung habe dadurch weitreichende positive Auswirkungen auf das gesamte elementarpädagogische Feld: Ein Teil wende das neu erworbene Wissen in der unmittelbaren Arbeit im Kindergarten an, andere Absolventinnen könnten es in die Aus- und Weiterbildung bzw. die Kindergartenverwaltung einbringen. "Und es ist sinnvoll wenn einige, die das Masterstudium machen, anschließend die Promotion machen. Beim wissenschaftlich fundierten Personal im Bereich Elementarpädagogik haben wir nämlich relativ wenige Leute."
Wichtiger Schritt in der Professionalisierung
Die Studien wären demnach für Koch grundsätzlich ein wichtiger Schritt in der Professionalisierung des Kindergartenpersonals, da die Absolventinnen - in Kindergärten sind nur zwei Prozent des Personals männlich - ihr Wissen und eine forschende Grundhaltung auch weitergeben. Allerdings stellt sich für Koch die Frage, welchen Stellenwert Studien haben können, die weder rechtliche noch finanzielle Benefits bringen. Er fordert deshalb Anpassungen bei Gesetzen und Gehaltstabellen.
In seiner derzeitigen Form kann man das berufsbegleitende Bachelorstudium Elementarpädagogik nur dann inskribieren, wenn man bereits die Ausbildung an einer Bildungsanstalt für Elementarpädagogik (BAfEP) abgeschlossen hat. Die Zufriedenheit mit der Ausbildung ist dabei laut Kochs Studie, an der rund die Hälfte der 340 Absolventinnen teilgenommen hat, grundsätzlich hoch. Vor allem das zusätzliche Fachwissen, die Erweiterung des Horizonts, Austausch und Vernetzung unter Kollegen und die Steigerung von Selbstbewusstsein und der Reflexionsfähigkeit wurden herausgestrichen.
Allerdings wurde auch rund ein Fünftel der Befragten in ihren Erwartungen enttäuscht. Der Studie zufolge fordern sie u.a. die Einführung weiterführender Masterstudiengänge, eine (noch) stärkere Anbindung an die Wissenschaft, inhaltliche Veränderungen wie ein stärkerer Fokus auf die Leitung von Kindergärten sowie weniger Überschneidungen bei den Lehrinhalten. Manche kritische Hinweise deuten laut Koch außerdem auf einen teilweisen Mangel an elementarpädagogisch-wissenschaftlich qualifiziertem Lehrpersonal hin.