"Heimat, immer noch? Zur Dauer und Aktualität eines Begriffs": Tagung der Plattform Kulturerbe und Kulturproduktion
Ein umstrittener Begriff mit breitem Bedeutungsspektrum steht am Freitag, 10. Dezember 2021, ab 14 Uhr im Mittelpunkt einer Tagung der Plattform Kulturerbe und Kulturproduktion der Freien Universität Bozen. Welche Bedeutung hat Heimat - allen historischen und politisch-ideologischen Instrumentalisierungen zum Trotz - immer noch und wie kann der Begriff heute neu interpretiert werden? Das ist Thema diverser Vorträge und einer Podiumsdiskussion mit lokalen und internationalen Vortragenden wie der deutschen Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann.
"Heimat, das ist nicht nur Landschaft und Architektur, sondern auch vieles, das man über die Grenzen mitnehmen kann wie Sprache, Geschichte, Gedichte, Gebete, Rezepte, Bilder oder Musik", sagt Aleida Assmann. Die emeritierte Professorin für englische Literatur und allgemeine Literaturwissenschaften der Universität Konstanz wurde 2018 gemeinsam mit ihrem Mann Jan Assmann mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet - für ihre wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Themen von Geschichtsvergessenheit und Erinnerungskultur. Am 10. Dezember wird sie im Eröffnungsvortrag der Tagung der Plattform Kulturerbe und Kulturproduktion das Thema "Heimat zwischen Nostalgie und Utopie" beleuchten.
Eines der Tagungshighlights, mit der die Leiterin der Plattform Waltraud Kofler Engl den Blick auf einen der wichtigen Hintergründe von kulturellem Erbe eröffnen will. "Heimat ist auch Erbe, ob als sozialwissenschaftlich-politische Dynamik und Narration oder sehr konkret in Form von materiellem und immateriellem Kulturerbe. Jede dieser Formen kann Verortung und Verwurzelung oder auch Entfremdung ermöglichen", sagt die Kunsthistorikerin und Denkmalpflegerin. Gerade in einer Region wie Südtirol sei es deshalb wichtig, diesen stark und je nach politischer, sprachlicher und sozialer Zugehörigkeit unterschiedlich aufgeladenen Begriff zu analysieren und zu diskutieren. "Uns geht es aber auch darum, ihn dynamischer, mobiler, grenzfreier sowie vom Recht auf Mitgestaltung her zu verstehen. Kurzum: Heimat(en) neu zu denken", so Kofler Engl.
Analysen dazu liefern bei der Tagung weitere Vorträge der in Wien lebenden Südtiroler Volkskundlerin, Philosophin und Performerin Elsbeth Wallnöfer (Heimat: Personale Identität, kulturelles Diktat), des Historikers Hans Heiss (Neu aufgewärmt: Heimat in der Klimakrise), des Publizisten Gabriele di Luca (Und niemand weiß: il paradosso del (non) sentirsi a casa) sowie des deutschen Kunsthistorikers und Denkmalpflegers Martin Bredenbeck (Heimat finden - Heimat gestalten: eine Positionsbestimmung aus dem Bürgerengagement). Ihre Positionen werden in einer Podiumsdiskussion ab 18 Uhr von Anuka Hossain, Vorsitzender des Gemeindebeirates der Ausländer*innen der Gemeinde Bozen, Claudia Plaikner, Obfrau des Südtiroler Heimatpflegeverbandes, sowie Klaus Vontavon, Designer, ehemaliger Präsident und Vorstandsmitglied des Brixner Vereins "heimat - Brixen, Bressanone, Persenon" bereichert.
Die Tagung findet am Freitag, 10.12.2021 von 14 Uhr bis 19.20 Uhr im Hörsaal D1.02 am Campus Bozen der unibz statt, kann aber auch online besucht werden. Die Plätze im Hörsaal sind aufgrund der Covid-Sicherheitsbestimmungen begrenzt; ein Zutritt ist nur mit Green Pass und Maske möglich. Für die Teilnahme an der Tagung ist in jedem Fall eine Registrierung bis 10.12.2021 um 12 Uhr notwendig. Die Links dafür finden sich auf der Webseite der Plattform www.culturalheritage.unibz.it. Tagungssprachen sind Deutsch und Italienisch mit Simultanübersetzung (nur im Hörsaal).
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