Forschen am anderen Ende der Welt
Sommerzeit ist auch Forschungszeit – viele Wissenschafter*innen nutzen die vorlesungsfreien Monate für ihre Feldforschung fernab des eigenen Schreibtischs oder Labors. Dieser Tage zurück von einer Expedition über den Nordatlantik ist der Meeresbiologe Gerhard Herndl, der mit seinem Team den Monat August an Bord eines Forschungsschiffes verbrachte, um eines der großen Rätsel des Kohlenstoffkreislaufs der Tiefsee zu entschlüsseln: Woher stammt der Kohlenstoff, der das Leben tausende Meter unter der Meeresoberfläche speist?
Auch andernorts waren Wissenschafter*innen der Universität Wien diesen Sommer für ihre Forschung im Einsatz. Ob Exkursionen in den Regenwald oder Archivbesuche in fernen Städten – im Wissenschaftsmagazin Rudolphina geben sie Einblicke in den oftmals herausfordernden Forschungsalltag fernab der Universität. Ein Souvenir, das alle im Gepäck haben: neues Wissen und andere Perspektiven.
Mit dem Forschungsschiff auf Tiefsee-Expedition
Der Ozeanograph und Mikrobiologe Gerhard Herndl und sein Team vom Department für Funktionelle und Evolutionäre Ökologie verbrachten 30 Tage an Bord des Forschungsschiffes „Pelagia“ im Nordatlantik, um Wasserproben in der Tiefsee zu nehmen und eines der großen Geheimnisse des Ozeans zu lüften: Woher kommt der Kohlenstoff, der Tausende Meter unter der Oberfläche Leben ermöglicht? Eine neue Spur führt die Forscher*innen nämlich zu einer Art nicht-lebender organischer Partikel, die in großen Tiefen treiben. „Die bestehenden Modelle zur Kohlenstoffbilanz der Tiefsee berücksichtigen diese Partikel nicht“, erklärt Herndl. „Wir wissen noch immer nicht, woher sie stammen, wie lange sie bestehen und wie Mikroben sie verwenden. Aber sie könnten die verborgene Quelle von Leben in der Tiefsee sein.“
Die Expedition fand im Rahmen des vom FWF geförderten Projekts „NEREIDES” statt. Die Wissenschaftsjournalistin und Meeresbiologin Maria Teixeira Pinto begleitete die Expedition an Bord der „Pelagia“, in diesem Rudolphina-Artikel geht es zu ihrem Erfahrungsbericht.
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Von Wien nach Chicago: Identität, Krieg und Migration
Die Sozialforscherin Ana Mijić untersucht, wie Menschen, die als Kinder oder Jugendliche vor dem Bosnienkrieg geflohen sind, ihr Leben und ihre Identität in den USA (neu) aufbauen – und vergleicht ihre Erfahrungen mit denen der bosnisch-herzegowinischen Community in Wien.
Anhand des Vergleichs zwischen Wien und Chicago lässt sich herausarbeiten, wie sehr gesellschaftliche Rahmenbedingungen Lebenswege beeinflussen. In Österreich ist die Auseinandersetzung mit dem Krieg beispielsweise stärker im öffentlichen Diskurs verankert, während in den USA viele Menschen weder wissen, wo Bosnien liegt, noch dass es dort einen Krieg gab. Und nicht zuletzt liefert die Forschung Erkenntnisse, die auch für heutige Fluchtbewegungen relevant sind und Orientierung für ein gelingendes Ankommen nach der Erfahrung von Krieg und Migration bieten.
Mehr zum Forschungsprojekt „Identität aus Krieg und Migration schaffen“ (IRI.S) und zur aktuellen Feldforschung von Ana Mijić in Chicago.
Soziale und ökologische Auswirkungen der Shrimp-Aquakulturen
Rund 10.200 Kilometer legt David Buchwinkler von der Vienna Doctoral School of Social Sciences (ViDSS) zurück, um Shrimp-Farming ökologisch und sozial zu untersuchen. Auf den riesigen Farmen im malaysischen Sabah zeigen sich Dynamiken und Machtasymmetrien in globalen Produktionsnetzwerken wie unter einem Brennglas: Subsistenzwirtschaft trifft auf internationale Märkte, traditionelle Landrechte auf private Investitionen. Doch von den neuen Aquakulturen profitieren meist nur wenige.
Knapp fünf Monate hat der Sozialwissenschafter im nördlichsten Bundesstaat Malaysias verbracht, um den Einfluss der erst 2010 errichteten Shrimp-Farmen ökologisch und sozial zu untersuchen. Das auch als „Blaue Revolution“ bezeichnete rasante Wachstum im Bereich der Fischerei und Aquakulturproduktion verspricht Wohlstand, schafft jedoch neue Abhängigkeiten. Zum Reisebericht
Wie Fledermäuse und Vögel die Schokolade retten
Biodiversitätsforscherin Bea Maas untersucht das Wechselspiel von Artenvielfalt und Landnutzung und ist dafür immer wieder in der Welt unterwegs. Ein Ergebnis, das sie in der aktuellen Podcastfolge von „An der Quelle“, dem Wissenschaftspodcast der Uni Wien, aus Peru mitgebracht hat: Der Kakaoertrag sinkt um rund 30 Prozent, wenn Vögel und Fledermäuse fernbleiben. „Verliert man sogenannte Schlüsselarten, kommt es zu einer großen Umstellung des Ökosystems und seine Widerstandsfähigkeit nimmt ab“, so die Expertin. Zur Podcastfolge
The „perfect match“: Expert*innen-Pool an der Uni Wien
Mit ihrer Expertise helfen die rund 7.500 Wissenschafter*innen der Uni Wien tagtäglich bei der Einordnung und Weiterentwicklung aktueller Themen. Hier finden Sie einen Überblick zur umfangreichen Expertise an der Universität Wien – geordnet nach Themenschwerpunkten.
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