Früherkennung auf Eierstockkrebs ohne positiven Effekt
Eierstockkrebs gehört zu den tödlichsten Karzinomerkrankungen, weil er zumeist zu spät diagnostiziert wird. Doch ein Routine-Screeningprogramm aller Frauen einmal jährlich per Ultraschall und eventuell einer Laboruntersuchung bringt laut einer riesigen britischen Studie keine Verringerung der Ovarialkarzinom-Sterblichkeit. Das ist das Resultat einer im "Lancet" online publizierten wissenschaftlichen Untersuchung.
"Die Reduktion der Häufigkeit diagnostizierter Erkrankungen im Stadium III und IV (...) war nicht groß genug, um sich lebensrettend auszuwirken. Da das Screening nicht signifikant zu einer Verringerung der Zahl der Verstorbenen an Ovarial- und Tubenkarzuinomen führte, kann die Etablierung eines die gesamte weibliche Bevölkerung umfassenden Programms nicht empfohlen werden", schrieben Usha Menon vom University College in London und die Co-Autoren der britischen Studie zum Ovarialkarzinom-Screening (UKCTOS).
Dabei wären wirksame Maßnahmen zu Bekämpfung der gefährlichen Krebsform dringend notwendig. "Eierstockkrebs bleibt die tödlichste gynäkologische Krebsform. Bei den meisten Patientinnen (58 Prozent) wird sie erst in einem fortgeschrittenem Stadium (III oder IV) diagnostiziert. Das ist mit geringen Überlebensraten (Fünf-Jahres-Überlebensrate bei Diagnose im Stadium III: 27 Prozent; Stadium IV: 13 Prozent) verbunden. Mehr als 90 Prozent Überlebenswahrscheinlichkeit bei Frauen mit einer Diagnose im Stadium I hat vier Jahrzehnte lang international zu Anstrengungen in Sachen Frühdiagnose geführt", stellten die Wissenschafter fest.
Überlebensrate liegt nach drei Jahren bei 55 Prozent
In Österreich gibt es pro Jahr rund 800 Ovarialkarzinom-Neudiagnosen. Etwa 500 Frauen sterben pro Jahr an der Erkrankung. Die Überlebensraten liegen nach einem Jahr bei 75 Prozent, nach drei Jahren bei 55 und nach fünf Jahren bei etwas mehr als 40 Prozent.
Im Rahmen der vom nationalen britischen Institut für Gesundheitsforschung finanzierten Studie wurden zwischen April des Jahres 2001 und Oktober 2005 die Daten von rund 203.000 Frauen analysiert. Je rund 51.000 wurden jährlich allein per Ultraschalluntersuchung auf ein Ovarialkarzinom untersucht, weitere 51.000 bekamen zusätzlich zu der Sonografie auch noch einen Test auf den Tumormarker CA125). Rund 101.000 Frauen ohne Screening stellten die Kontrollgruppe dar. Die mittlere Beobachtungszeit betrug 16,3 Jahre. Bei den Probandinnen handelte es sich um Frauen nach der Menopause im Alter zwischen 50 und 74 Jahren.
Insgesamt gab es 2.055 Ovarialkarzinom-Neudiagnosen. Die Häufigkeit war mit jeweils einem Prozent in allen drei Gruppen gleich groß. 1.206 Frauen starben innerhalb der Beobachtungszeit an dieser gefährlichen Krebserkrankung. Mit einer Ovarialkarzinom-Sterblichkeit von je 0,6 Prozent in den drei Gruppen und zahlenmäßig de facto identen Todesfällen (je knapp über 500 in den Screening-Gruppen und knapp über 1.000 in der doppelt so großen Kontrollgruppe) zeigte das Programm keinen Effekt auf die Mortalität als wichtigstes Kriterium.
Mehr Karzinome im Frühstadium I entdeckt
Positiv war allerdings in der Gruppe mit den multimodalen Untersuchungen (transvaginaler Ultraschall und Labortests auf Tumormarker CA125) die Stadienverteilung bei den Neudiagnosen: So wurden im Vergleich zur Kontrollgruppe um 47 Prozent mehr Karzinome im Frühstadium I entdeckt, die Häufigkeit einer Erkrankung im Stadium IV nahm um 24,5 Prozent ab. Trotzdem wirkte sich das nicht auf die Gesamtmortalität aus.
Fazit: Die Fachleute konnten sich nicht für ein flächendeckendes Screening-Programm mit Einladungen etc. aussprechen. Die Vorsorgeuntersuchung von Frauen beim Gynäkologen ist aber insgesamt trotzdem enorm wichtig. Es geht ja auch um Vorsorge bzw. Früherkennung in Sachen Gebärmutterhalskrebs (Abstrichuntersuchung) und Brustkrebs (Mammografie in Österreich im Rahmen des Screenings alle zwei Jahre vorgesehen). Eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung erhöht im Einzelfall ohne größere Belastung die Chancen auf Früherkennung auch eines Ovarialkarzinoms, was die Heilungschancen jedenfalls erhöht. Doch für ein allgemeines Programm fehlt laut dem Urteil der britischen Wissenschafter aber weiterhin die Evidenz für großen Nutzen. Trotz verbesserter medikamentöser Behandlungsmöglichkeiten hat sich den vergangenen Jahren die Situation rund um Eierstockkrebs nicht wesentlich geändert. Das Problem bleibt die Frühdiagnose.