"Zum Mond und 'Beyond', und Österreich ist dabei"
Aus heutiger Sicht noch schwer vorstellbar, von vielen Raumfahrtfans aber fest eingeplant und von der Raumfahrtindustrie als der "nächste Schritt" bezeichnet, nähern wir uns der Nutzung und Besiedelung des Mondes. 50 Jahre nach der ersten Mondlandung, die damals das bis dato weltweit größte Medieninteresse auslöste, ist der Mond als Ziel für unbemannte, wie auch bemannte Missionen wieder in den Vordergrund getreten.
Während der Apollo-Missionen betraten insgesamt zwölf Astronauten den Mond, danach wurde das Programm, das auf nicht wiederverwendbaren Raumkapseln basierte, auf Grund der hohen Kosten eingestellt. Mit dem Space-Shuttle-Programm wurde danach die nächste Ära eingeleitet, wobei die technische Meisterleistung in der Wiederverwendbarkeit des Raumschiffs bestand. Dadurch gelang es, insgesamt 135 Missionen zu fliegen und damit 833 Menschen in den Weltraum zu befördern.
Das Programm hatte jedoch mit dem erdnahen Weltraum ("Low-Earth Orbit" oder "LEO"), der sich in 300 bis 900 Kilometer Entfernung zur Erde befindet, ein ganz anderes Ziel. Im Vergleich dazu befindet sich der Mond in einer Entfernung von circa 380.000 Kilometern. Daher benötigen Mondmissionen leistungsfähigere Trägerraketen. Aus diesem Grund arbeitet die NASA seit 2006 sowohl an der Entwicklung der Orion-Raumkapsel für eine bis zu vierköpfige Besatzung als auch an einer extrem leistungsstarken Trägerrakete, dem sogenannten "Space Launch System" (SLS). Dabei handelt es sich um die stärkste Rakete, die seit der Saturn V (Rakete des Apollo-Programms) gebaut wird. Das System Orion und SLS wurden jedoch nicht nur für die Rückkehr zum Mond, sondern auch für Reisen zum Mars konzipiert. Der Mond soll dabei als "Zwischenstation" und Versuchsobjekt für komplexe Systeme dienen.
Um sowohl einen Aufenthalt in der Mondumlaufbahn als auch die Landung auf dem Mond sicherzustellen, wurde nun von der NASA mit dem internationalen "Gateway" und dem Lunar-Lander-Programm der nächste Schritt gesetzt. Dabei beschreitet die weltgrößte Raumfahrtagentur nach ihren erfolgreichen kommerziellen Launch- und Personentransport-Partnerschaften u.a. für die internationale Raumstation (ISS) neue Wege. Es sollen nämlich weitgehend industrielle Partner unter Vertrag genommen werden, die rascher und kostengünstiger als die NASA selbst Entwicklungen voranbringen und kommerzialisieren können.
Kommerzialisierung der Raumfahrt
Um Teil dieses einzigartigen Vorhabens zu sein, benötigen potenzielle Partner entsprechende Produkte, die bereits einen hohen Entwicklungsgrad aufweisen. Im Gegensatz zu traditionellen Raumfahrtprogrammen bleibt nämlich kaum Zeit, neue Technologien zu entwickeln. Vorhandene und modifizierte Elemente und Komponenten müssen rechtzeitig und in der entsprechenden Qualität für die Integration in die unterschiedlichen Raumfahrtmodule zur Verfügung stehen.
Das neue Zeitalter der Kommerzialisierung in der Raumfahrtindustrie ist bereits in vollem Gange, wofür Unternehmen wie SpaceX, Blue Origin, Virgin Orbit, OneWeb oder iSpace stehen. In Österreich ist in diesem Zusammenhang auf einen Schlüssellieferanten für diese sehr erfolgreichen "New Space Player" zu verweisen: Die TTTech Computertechnik AG mit ihren echtzeitfähigen Netzwerklösungen. Daneben gibt es aber auch noch andere Firmen, wie etwa Enpulsion in Wiener Neustadt, die elektrische Ionen-Antriebe herstellt, welche stark vom neuen "Exploration-Zeitalter" profitieren werden.
Technologie aus Österreich als Nervensystem
Bereits 2006 wurde Technologie aus Österreich für die hoch zuverlässige und sicherheitskritische Vernetzung des NASA Orion Systems ausgewählt, da diese Technologie für die unterschiedlichen, modularen Missionsszenarien bestens geeignet war. Eine der Anforderungen dabei besteht in der Zusammenführung unterschiedlicher Funktionen von Modulen, die für komplexe, bemannte Raumfahrtmissionen (z.B. eine Mondlandung) notwendig sind. Das ist durch die begrenzte Traglast der Raketen bedingt, wodurch die betreffenden Module einzeln in den Weltraum befördert werden müssen. Heuer beginnt nun, nach vorangegangener, mehrjähriger Planung, die Beschaffung der ersten Module für das "Gateway" und das Lunar-Lander-Programm der NASA. Die internationalen Raumfahrtbehörden haben in diesem Zuge die Time-Triggered-Ethernet-Technologie aus Österreich als Vernetzungstechnologie spezifiziert und somit als Standard für diese Programme definiert. Damit setzt sich fort, was mit NASA Orion und der europäischen Trägerrakete "Ariane 6" begann - die prestigeträchtigsten Raumfahrtprogramme der Welt verwenden eine österreichische Informationstechnologie als ihr "zentrales Nervensystem".
Beitrag der österreichischen Forschungsförderung
Die jahrelange Forschung und die Entwicklung dieser Technologie, welche nun diese Erfolge eines österreichischen Unternehmens mit seinen Wurzeln an der TU Wien begründet, wäre ohne entsprechende vergangene und zukünftige Unterstützung der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) nicht möglich.