Steirischer Rechnungshof sieht Joanneum Research gut aufgestellt
Rund 500 Forschungsprojekte werden von der Forschungsgesellschaft Joanneum Research mit Hauptsitz in Graz jährlich abgewickelt. Die Forschungseinheiten entwickeln an Standorten in der Steiermark, Kärnten, dem Burgenland und Wien Lösungen und Technologien für Wirtschaft und Industrie. Wirtschaftsaufträge machen mehr als 40 Prozent der Betriebsleistung aus. Verantwortlich dafür sind aber vor allem drei der sieben Forschungseinheiten, wie der steirische Rechnungshof festhielt.
Ein attraktives Forschungsportfolio mit ausgezeichneter Forschungsinfrastruktur und eine hohe Qualifikation des Personals werden als die Stärken des Unternehmens hervorgehoben. Der Deckungsgrad konnte von 2018 mit 67,4 Prozent bis 2021 mit 72,5 Prozent sukzessive gesteigert werden. Der Planwert wurde allerdings erst 2021 erreicht. Die Prüfung des Landesrechnungshofes umfasste überwiegend den Zeitraum Jänner 2018 bis Dezember 2021.
Als strategische Vorgabe des Landes soll vom Gesamtunternehmen ein Anteil von 40 Prozent der Betriebsleistung aus Wirtschaftsaufträgen erreicht werden. Diese Zielvorgabe wurde im Zeitraum von 2017 bis 2021 von der Forschungsgesellschaft stets erreicht bzw. übertroffen, hielt der am Donnerstag veröffentlichte RH-Bericht fest. Während der Wirtschaftsanteil der Forschungsinstitute "Health", "Materials" und "Digital" über 40 Prozent lagen, lagen die drei weiteren darunter. Der Landesrechnungshof erachtet daher die Erhöhung des Wirtschaftsanteils als wesentlich und empfahl der zuständigen Landesrätin, diesbezüglich strategische Vorgaben zu setzen.
Hohe Personalkosten durch hohen Akademikeranteil
Aufgefallen sind den Prüfern auch die relativ hohen Personalkosten: Diese sind auf den mit 71 Prozent branchenbedingt hohen Akademikeranteil zurückzuführen. Bei den Lehrlingen zeigte sich eine Abnahme. Empfohlen wurde, die Lehrlingsausbildung wieder zu forcieren und die Anzahl der Ausbildungsplätze zu erhöhen. Der Rechnungshof verwies auch auf die niedrige Frauenquote: Hier wurde geraten, insbesondere in den techniklastigen Forschungseinheiten die Beschäftigung von Frauen zu intensivieren. Zudem zeigt sich, dass der Frauenanteil in höheren Beschäftigungsgruppen signifikant geringer ist. Der Aufstieg von weiblichen Kräften in höhere Besoldungsgruppen solle verstärkt gefördert werden, wurde festgehalten.
Hingewiesen wurde auch auf die vergleichsweise hohen Mietkosten im "Science Tower" in Graz. Diese müssten jedenfalls durch einen entsprechenden Mehrwert - wie Synergieeffekte - gerechtfertigt werden. Ob ein solcher Mehrwert tatsächlich bestehe, müsse durch die eingemieteten Institute regelmäßig nachgewiesen werden.
Die Joanneum Research ist die Forschungsgesellschaft des Landes Steiermark, welches einen Anteil von 80,75 Prozent hält. Beteiligt sind weiters die Kärntner Betriebsansiedelungs- und Beteiligungsgesellschaft mit 14,25 Prozent und die Landesholding Burgenland GmbH mit 5 Prozent. Mit der Kooperation sollte eine verstärkte Zusammenarbeit der Bundesländer Steiermark, Kärnten und Burgenland auf dem Gebiet der Forschung verwirklicht und die Aktivitäten in F&E weiter ausgebaut werden. Der Forschungsfokus liegt vor allem in den Bereichen Biomedizin und Gesundheitswissenschaften, Informations- und Kommunikationstechnologien, Klima, Energie und Gesellschaft, Wirtschafts- und Innovationsforschung sowie Robotik und Mechatronik.