ÖH-Wahl - FLÖ wollen Praktika-Bezahlung, GRAS will Grundstipendium
Die Fachschaftslisten (FLÖ) wollen sich bei den Wahlen zur Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) von 18. bis 20. Mai unter anderem für mehr Qualität im Studium sowie eine Bezahlung von Praktika einsetzen. Die parteiunabhängigen Studentenvertreter treten für einen freien und offenen Hochschulzugang ein und wollen das allgemeinpolitische Mandat der ÖH erhalten. Spitzenkandidatin ist Gabriele Urban (23), sie studiert Technische Chemie an der Technischen Universität Wien.
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Neu: GRAS will Grundstipendium und klimaneutrale Unis
Die FLÖ verlangen etwa einheitliche Mindeststandards im Studienrecht an allen Hochschultypen. Als Beispiel nannte Urban etwa klare Regeln für die einzelnen Lehrveranstaltungen: Diese gebe es zwar für die klassische Vorlesung. Bei sogenannten "prüfungsimmanenten" Lehrveranstaltungen wie Übungen sei dies aber nicht der Fall - hier sei oft nicht klar, wieviel Anwesenheit von den Studierenden verlangt werden könne und welche Entschuldigungsgründe akzeptiert werden. Außerdem müsse es Rechtsmittel gegen die Benotung von Prüfungen geben, und an Fachhochschulen sollen auch positiv beurteile Prüfungen wiederholt werden können.
Dauerbrenner ist eine Überarbeitung der Beihilfen: Derzeit liege etwa das Durchschnittsalter der Studenten bereits über der Altersgrenze für viele Unterstützungen, so Urban. Die FLÖ fordern daher eine Streichung der Altersbeschränkungen für Beihilfen. Bei der Bezugsdauer müsse außerdem statt der Mindest- die Durchschnittsstudiendauer als Bemessungsgrundlage herangezogen werden.
Bezahlung für Praktika, Abschaffung der Studiengebühren
Weiterer Schwerpunkt soll die Bezahlung von Praktika werden: Das reicht von der Sommerschule, an der Lehramtsstudenten derzeit ohne Vergütung unterrichten, bis zu medizinischen Studien. Studiengebühren sollen abgeschafft und auch Kosten für Lehrveranstaltungen wie Exkursionen von der öffentlichen Hand übernommen werden.
An den Hochschulen selbst fordern die FLÖ einen Ausbau der Infrastruktur - das geht von Lern- und Gruppenarbeitsplätzen über eine Ausweitung der Öffnungszeiten bis zu Aufenthalts- und Kommunikationsräumen sowie Gemeinschaftsküchen für Studierende. Lehrende sollen verpflichtende Schulungen in Sachen Gendersensibilisierung erhalten und die queere Community an den Hochschulen sichtbar gemacht werden. Darüber hinaus soll es leicht zugängliche Unisex-Toiletten an allen Standorten geben.
Urban ist derzeit im Vorsitzteam der ÖH an der Technischen Universität (TU) Wien. Davor war sie dort unter anderem als Referentin für Bildung und Politik bzw. in der Studienvertretung tätig. In der ÖH-Bundesvertretung war sie Sachbearbeiterin im Referat für Bildungspolitik.
Die FLÖ sind ein Zusammenschluss unabhängiger Listen an den einzelnen Hochschulen. Derzeit verfügen sie über fünf Sitze in der 55-köpfigen Bundesvertretung und liegen damit hinter der AktionsGemeinschaft (AG; 15 Sitze), dem Verband Sozialistischer StudentInnen (VSStÖ/13), den Grünen und Alternativen StudentInnen (GRAS/13) bzw. den Jungen Liberalen Studierenden (JUNOS/6). In den vergangenen fünf ÖH-Amtsperioden waren die FLÖ mit GRAS und VSStÖ im ÖH-Vorsitzteam - diese Zusammenarbeit zerbrach allerdings im Lauf der aktuellen Amtszeit.
GRAS will Grundstipendium ...
Die Grünen und Alternativen StudentInnen (GRAS) kämpfen bei den Wahlen zur ÖH von 18. bis 20. Mai für ein Grundstipendium von monatlich 850 Euro sowie klimaneutrale Hochschulen. Zugangsbeschränkungen sowie Studiengebühren sollen aufgrund ihrer sozialen Selektivität abgeschafft werden. Als Spitzenkandidatin geht die 21-jährige gebürtige Berlinerin Keya Baier ins Rennen.
Das Grundstipendium soll den "Flickenteppich an Beihilfen abschaffen", so Baier bei einer Pressekonferenz am Montag. Alle Studenten sollten daher über eine Dauer von 14 Semestern 850 Euro pro Monat erhalten. Als Akutmaßnahme brauche es außerdem finanzielle Überbrückungshilfen - "wie sie auch andere Berufsgruppen erhalten haben". Darüber hinaus sollten die Anforderungen für Beihilfen wie etwa die ECTS-Grenze gelockert und Anstellungsmöglichkeiten für Studierende an Unis geschaffen werden.
... klimaneutrale Unis ...
Weitere Forderung der GRAS: Bis 2030 sollen die Hochschulen klimaneutral werden - dazu müsse aber bereits jetzt etwas getan werden, so Baier: "Die Klimakrise wartet nicht auf unseren Studienabschluss." Das reiche von einer Reduktion der CO2-Emissionen über begrünte Fassaden und Dächer bis zur Verankerung von Klimaschutz in Studienplänen und Forschung. Als Vorbild könne dabei die Technische Universität (TU) Graz fungieren, die bereits eine Roadmap für dieses Ziel erstellt hat.
... Chancengerechtigkeit
Als dritten Schwerpunkt der Wahlkampagne unter dem Motto "GRAS hilft" formulierte die Listenzweite Victoria Wimmer das Thema Chancengerechtigkeit. Dabei könnten kostenlose Menstruationsartikel wie etwa an der Uni Graz nur der Anfang sein. Zusätzlich brauche es Anlaufstellen bei Gewalt, Sexismus, Rassismus und Diskriminierung sowie die Förderung von Studierenden bzw. wissenschaftlichem Nachwuchs mit Migrationshintergrund und BIPoC (Schwarze, Indigene und People of Color). An den Hochschulen wiederum soll es mehr konsumfreie Zonen geben.
Baier wurde in Berlin geboren und wuchs im deutschen Bundesland Schleswig-Holstein auf. Seit sie 15 ist, engagiert sie sich in diversen grünen Projekten. Seit 2019 fungiert die Politikwissenschaftsstudentin als Vorsitzende der ÖH Salzburg.
Bei den letzten ÖH-Wahlen 2019 erreichten die GRAS 13 Mandate. Damit sind sie hinter der ÖVP-nahen AktionsGemeinschaft (AG; 15 Sitze) ex aequo mit dem Verband Sozialistischer StudentInnen (VSSTÖ) die zweitstärkste Fraktion in der 55-köpfigen ÖH-Bundesvertretung. Gemeinsam mit dem VSStÖ und den Fachschaftslisten (FLÖ) stellten die GRAS in den vergangenen Jahren stets den ÖH-Vorsitz - diese Koalition zerbrach allerdings im vergangenen Sommer. Seither steht mit Sabine Hanger eine AG-Vertreterin an der ÖH-Spitze.