Klima-Glossar: CO2- und Klimaneutralität
Staaten und Unternehmen werben regelmäßig damit, CO2- oder klimaneutral zu handeln. Die EU hat sich beispielsweise zur Klimaneutralität bis 2050 verpflichtet, Österreich strebt sie gar schon 2040 an. Die genau Abgrenzung der Begriffe gestaltet sich indessen oft schwierig und die genaue Definition fällt oft schwammig aus.
Unter Klimaneutralität versteht man das Gleichgewicht zwischen dem Ausstoß von schädlichem Kohlenstoff und der Wiederaufnahme von Kohlenstoff aus der Atmosphäre. Um diese sogenannte Netto-Null-Emissionen zu erreichen, muss also der gesamte schädliche Ausstoß von Treibhausgasen wieder ausgeglichen werden.
Dazu kommen die im Fachausdruck als "Kohlenstoffsenken" bezeichneten Systeme zur Anwendung, das sind Systeme, die mehr Kohlenstoff aufnehmen können als sie abgeben. Zu den wichtigsten Beispielen von Senken zählen Böden, Wälder und Ozeane.
Laut Berechnungen des europäischen Parlaments entfernen natürliche Kohlenstoffsenken zwischen 9,5 und 11 Gigatonnen CO2 pro Jahr. Im Jahr 2019 betrugen die jährlichen CO2-Emissionen zum Vergleich 38 Gigatonnen. Ein Gleichgewicht ist so noch lange nicht hergestellt. Zudem können etwa Brände, die Viehzucht oder Abholzung von Wäldern die CO2-Bilanz dieser natürlichen Senken umkehren - und sie geben in den genannten Fällen den gespeicherten Kohlenstoff wieder ab.
Bisher gibt es noch keine künstlichen Senken, die Kohlenstoff in ausreichendem Maß aufnehmen könnten, um so etwa die Erderhitzung zu stoppen. Ohne einer drastischen Reduzierung der menschengemachten Emissionen kann also das Ziel einer maximal 1,5 Grad wärmeren Welt, wie sie das Pariser Klimaabkommen vorsieht, nicht erreicht werden.
Der Begriff CO2-Neutralität - im Englischen ist oft von "carbon neutrality" die Rede - ist an sich nicht genau definiert. Der Weltklimarat (IPCC) hat deshalb in seinem neuesten Sachstandsbericht auf eine Verwendung dieses Wortes verzichtet. Streng genommen würde CO2-Neutralität bedeuten, dass keinerlei Kohlendioxid ausgestoßen werden darf oder, dass jeder Ausstoß wieder vollständig kompensiert wird. Dabei wird jedoch die Emission anderer Treibhausgase - wie etwa Methan, Lachgas oder F-Gase - komplett ausgeklammert.