Geringer Bluthochdruck für Frauen doppelt gefährlich
Bluthochdruck ist ein Hauptrisikofaktor für Herzinfarkt und Co. Die Hypertonie ist offenbar für Frauen sogar gefährlicher als für Männer. Laut einer zum Welt-Hypertonietag (17. Mai) veröffentlichten norwegischen Langzeitstudie führt schon gering erhöhter Blutdruck bei Frauen ab 40 zu einer Verdoppelung der Herzinfarkthäufigkeit ab dem Alter von 50 Jahren.
"Auch wenn sich Frauen gesund fühlen, sollten sie sich von ihrem Hausarzt den Blutdruck messen lassen und das auf der Basis der festgestellten Werte dann regelmäßig wiederholen. Frauen mit noch anderen Risikofaktoren wie Adipositas, Diabetes, Autoimmunerkrankungen, Komplikationen während der Schwangerschaft oder mit Eltern, die ebenfalls an Hypertonie leiden oder litten, benötigen noch intensivere Kontrollen", sagte Ester Kringeland von der Universität in Bergen in Norwegen zu der jetzt im European Journal of Preventive Cardiologie (herausgegeben von der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie/ESC).
Die Wissenschafter gingen von früheren Studien aus, wonach erhöhte Blutdruckwerte von Frauen ein höheres Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall etc. bedeuten als bei Männern. Jüngere Frauen und Frauen im mittleren Alter haben im Durchschnitt auch geringere Blutdruckwerte als Männer. Die Zielwerte sind aber für beide Geschlechter bisher gleich.
In der wissenschaftlichen Studie wurde der Einfluss von "hoch normalen" Blutdruckwerten von systolisch 130 bis 139 mmHg/diastolisch 80 bis 89 mmHg untersucht. Das umfasste die Daten von 6.381 Männern und 5.948 Frauen, bei denen dieser Blutdruck im Alter von 41 Jahren festgestellt wurde. Die Beobachtungszeit lief dann im Rahmen der norwegischen "Hordaland Health Study" 16 Jahre lang.
Doppeltes Risiko - aber nicht bei Männern
Das Hauptergebnis laut der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie: "Nur wenig erhöhter Blutdruck war bei Frauen mit dem doppelten Risiko einer akuten Koronarerkrankung im mittleren Lebensalter verbunden. Diese Korrelation wurde bei Männern nicht gefunden, wenn man den Einfluss anderer Faktoren berücksichtigte."
Studienautorin Kringeland sieht die Ergebnisse als weiteren Beleg dafür, dass für Frauen offenbar der Blutdruck als Risikofaktor für Herzinfarkt oder instabile Angina pectoris als Vorstufe von größerer Bedeutung ist als bei Männern: "Unsere Analysen bestätigten, dass schon gering erhöhter Blutdruck das Risiko für Koronarerkrankungen in einer Geschlechter-abhängigen Weise beeinflusst. Das verstärkt die Hinweise darauf, dass Bluthochdruck speziell bei Frauen negative Auswirkungen auf das Herz hat. Junge Frauen haben im Durchschnitt geringere Blutdruckwerte als Männer, aber in ihrem dritten Lebensjahrzehnt steigen die Blutdruckwerte stärker an (als bei den Männern; Anm.). Weil aber die Grenzwerte für Hypertonie für Männer und Frauen gleich sind, wird die Diagnose bei Frauen zumeist erst nach einem stärkeren Anstieg der Blutdruckwerte diagnostiziert als bei Männern."
Die Empfehlung könne laut der Expertin nur sein: Frauen sollten ihre Blutdruckwerte kennen, besonders auf das Körpergewicht, eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung achten.
Als optimal werden von den Hypertonie-Fachleuten Blutdruckwerte unter 120/80 mmHg (systolisch/diastolisch) angesehen. Normal: 120-129/80-84 mmHg, Hochnormal: 130-139/85-89 mmHg. Darüber beginnt die Hypertonie. Die Diagnose erfolgt durch den Arzt und auf der Basis von Reihenwerten bzw. auch mit 24-Stunden-Messungen.