Klima-Glossar: Biogas
Biogas entsteht, wenn pflanzliche oder tierische Biomasse vergärt, also von Mikroorganismen ohne Sauerstoff zersetzt wird. Das energetische Potenzial hat in Europa schon der italienische Physiker Alessandro Volta im Jahr 1776 erkannt. Heute wird die in Biogas gespeicherte Energie kommerziell in Wärme, Strom, Treibstoff oder Biomethan umgewandelt. Biogas ist speicherbar und kann fossile und umweltschädliche Brennstoffe, wie Kohle, Erdöl oder Erdgas, ersetzen.
Je nachhaltiger die Rohstoffe, desto nachhaltiger kann Biogas sein. Der Rohstoff bestimmt auch, wie hoch der Biogasertrag ist. Aus einer Tonne Bioabfall entstehen durchschnittlich 100 Kubikmeter Biogas. Bei Kuhdung oder Pflanzenresten, also Abfallprodukten aus der Landwirtschaft, ist der Ertrag deutlich geringer. Eigens angebaute Energiepflanzen wie Maissilage, einem Futtermittel aus der ganzen Maispflanze, liefern mit etwa 200 Kubikmetern pro Tonne zwar mehr Energie - allerdings muss dabei die Energie, die für den Anbau nötig war, miteinberechnet werden. Auch Reststoffe wie Bioabfall oder Klärschlamm können Biogas liefern.
Bakterien verrichten die Arbeit
In Österreich besteht der Rohstoff-Mix nach Angaben des Kompost & Biogas Verbandes durchschnittlich zu 49 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen. Dazu kommen 25 Prozent Wirtschaftsdünger (Gülle, etc.), 13 Prozent biogene Abfälle und 13 Prozent Reststoffe aus Landwirtschaft und Industrie.
Bei der Produktion von Biogas werden die verschiedenen Rohstoffe zunächst vermischt und zerkleinert. Die homogene Masse wird in einen luftdichten Turm (Fermenter) gepumpt, erwärmt und ständig durchmischt. Zwei Monate lang bauen Bakterien Enzyme und andere Bestandteile ab. Dabei wird Wärme freigesetzt und Biogas entsteht. Es gibt unterschiedliche Verwertungsmöglichkeiten: Die entstandene Wärme kann Häuser heizen. Gereinigtes Biogas kann in Erdgasleitungen oder in dafür vorgesehene Fahrzeuge eingespeist werden. Durch die Verbrennung von Biogas kann in Kraftwerken elektrischer Strom erzeugt werden.
In Österreich wird der Großteil des produzierten Biogases nach Angaben des Kompost & Biogas Verbandes verstromt. Im Jahr 2020 erzeugten 84 Prozent der rund 300 Biogasanlagen 570 Gigawattstunden elektrischen Strom. Umgerechnet ist das etwa ein Prozent des Stromverbrauchs der Österreicher und Österreicherinnen. Die Zahlen beziehen sich dabei auf die Angaben der Regulierungsbehörde E-Control.
Trend zu Biomethan-Anlagen
Der Trend gehe aber hin zu Biomethan-Anlagen. Die 15 Anlagen, die derzeit in Betrieb sind, sollen sich in den nächsten Jahren verfünffachen. Das soll das Erneuerbares-Gas-Gesetz möglich machen, das derzeit noch in regierungsinterner Abstimmung ist.
Sollte das Gesetz zeitig kommen, könnte in den kommenden eineinhalb Jahren für einen kräftigen Investitionsschub sorgen, viele Betreiber würden schon darauf warten, so die Meinung von Experten. Mittelfristig könne der Biomethan-Anteil des Gasverbrauchs in Österreich von 0,15 Prozent auf 10 Prozent steigen. Langfristig seien 20 Prozent möglich, hieß es aus dem Kompost & Biogas Verband.
Allerdings sind laut Österreichischem Biomasse-Verband in den letzten Jahren viele Biogasanlagen vom Netz gegangen. Grund dafür seien ausgelaufene Tarife. Das Potenzial für die Nutzung bleibe aber, auch wenn Biogas etwa russisches Gas nicht komplett ersetzen könne. Biogas sei aber wichtiger Bestandteil der Energiewende.
Kritiker sehen in Gas jedoch einen so energiedichten Brennstoff, der Stahl kochen und Steine schmelzen könne. Heizen solle im Verbrauch erst an zweiter Stelle stehen. Energiedichte wird als Maß für die Energie pro Raumvolumen eines Stoffes herangezogen.