Studie: Fast zwei Drittel aller Korallenriffe weltweit überfischt
Fast zwei Drittel der weltweiten Korallenriffe sind überfischt. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie eines internationalen Forscherteams, wie das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) in Bremen berichtete. Die Forscher ermittelten demnach auf Basis von Datensätzen, wie es um die Bestände und Vielfalt der Fischarten in den Riffen der Weltmeere bestellt ist.
"Diese großangelegte Studie ermöglicht zum ersten Mal einen Einblick in den weltweiten Zustand der Fischerei in Riffen", erklärte der Riffökologe Sebastian Ferse vom ZMT. An fast zwei Dritteln der Standorte wurde dem Mitautor zufolge mehr gefischt, als die Bestände an Biomasse nachproduzieren konnten.
Die Fischbestände in nahezu jedem zehnten befischten Riff seien bereits zusammengebrochen. Auch eine höhere Wassertemperatur und geringere Korallenbedeckung ließen die Bestände schrumpfen. Dies seien jedoch jene "Umweltbedingungen, auf die Riffe weltweit schon jetzt durch den Klimawandel zusteuern", warnte Ferse.
Besonders hoch sei der Anteil von nicht nachhaltig befischten Riffen in Südostasien. Auch in Riffen im Persischen Golf und Teilen der Karibik finden sich demnach viele überfischte Bestände.
Besseres Fischereinanagement nötig
Fischerei aus den Riffen gänzlich zu "verbannen", sei keineswegs nötig, unterstrich Ferse. Zu einer deutlichen Entspannung könnten bereits ein "verbessertes Fischereimanagement" und eine Reduktion der Fischerei auf 80 Prozent des maximal möglichen Ertrags führen.
Die Rifffischerei macht weltweit einen beträchtlichen Anteil an der gesamten Meeresfischerei aus. Im Nahen und Mittleren Osten liegt er mit 43 Prozent und in der Karibik mit 40 Prozent besonders hoch. Geschätzt sind weltweit rund sechs Millionen Menschen in der Rifffischerei tätig.
Um den Grad der Überfischung zu ermitteln, griffen die Forscher unter anderem auf Datensätze zu Fischbeobachtungen von mehr als 2.000 Riffen weltweit zurück. Als Vergleich dienten demnach Daten von geschützten, nicht befischten Standorten.
Geleitet wurde das Forscherteam von der Meereswissenschaftlerin Jessica Zamborain-Mason von der US-Universität Harvard. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift "Nature Communications" veröffentlicht.