CATRINA: Zivielcouragiertes Handeln innovativ und spielerisch fördern
Taschendiebe, sexuelle Belästigung, Rassismus, Mobbing und Gewaltanwendung im öffentlichen Raum oder in Familien – im Alltag gibt es diverse Situationen, wo beherztes Eingreifen gefragt ist. "Es geht um Hinschauen und Handeln statt wegzuschauen und zu schweigen", unterstreicht Anke Schneider, Informatikerin am AIT Center for Technology Experience und Projektleiterin des Forschungsprojekts CATRINA (Courage Activation Research and Influencing Factors for taking Action).
Die Frage, ob sich zivilcouragiertes Handeln durch gender- und diversitätsspezifische Spielkonzepte fördern lässt, wurde im CATRINA-Konsortium unter Leitung des AIT Center for Technology Experience gemeinsam mit der Forschungsgruppe Playful Interactive Environments vom FH OÖ Campus Hagenberg, Rudy Games, City Games Vienna, SOS Menschenrechte und dem Zentrum für Interaktion, Medien und soziale Diversität (ZIMD) eingehend analysiert.
Das CATRINA Projektteam möchte (speziell junge) Menschen für das Thema Zivilcourage sensibilisieren und hat dazu das Medium Spiel als Forschungsmethode gewählt. Zivilcourage kann so sicher erlebbar gemacht werden. Verschiedene Handlungsoptionen in heiklen Situation können spielerisch erprobt und die Konsequenzen des eigenen Handelns erlebt werden.
"Wir wollen mit unseren Spielekonzepten den Alltagsmut und die Handlungsbereitschaft in der Gesellschaft auf innovative Art und Weise verbessern", unterstreicht Anke Schneider den innovativen und interdisziplinären Zugang im Projekt. "Dabei ist es von besonderer Bedeutung, dass die Spiele diversitätssensibel gestaltet werden – also selbst keine diskriminierenden Elemente enthalten. Wir holen aber auch Spieler:innen in ihrer Diversität ab und knüpfen an ihre sozialen Lebenswelten an", ergänzt Julia Himmelsbach, Expertin für diversitätssensible Entwicklung am AIT Center for Technology Experience.
Individuelle Bereitschaft für Zivilcourage
Die Bereitschaft zu Zivilcourage ist sehr individuell und sozial ausgeprägt. Generell reagieren Menschen in sicherheitskritischen, heiklen Situationen aufgrund ihrer Sozialisation und unterschiedlichen Erfahrungen sehr unterschiedlich. Genau daher wurden aufbauend auf wissenschaftlichen Analysen von Faktoren, die zivilcouragiertes Handeln beeinflussen (wie z.B. individuelle Risikobereitschaft, soziales Verantwortungsbewusstsein, Interventionskompetenzen oder die Anzahl von Passant:innen) und Analysen von Zivilcourage-Trainingspraktiken in einem experimentellen Prozess drei unterschiedliche Spielkonzepte entwickelt, die spielerisch zivilcouragiertes Handeln fördern sollen: Ein Konzept für ein Virtual Reality Spiel, ein Urban Game Ansatz sowie ein Hybrid Spiel Konzept.
Hybrid Spiel
Das hybride Spiel wird als klassisches Kartenspiel in Kombination mit einer App am Smartphone oder Tablet gespielt. Zu Beginn des Spiels wird dabei eine bestimmte Situation eingeleitet, die zivilcouragiertes Handeln erfordert. Bis zu acht Spieler:innen sind dann gefordert, durch geschicktes Ausspielen der Handkarten die Situation gemeinsam zu einem guten Ergebnis zu bringen.
Urban Game
Das Urban Game ist ein Spiel im öffentlichen Raum. Dabei wird per Telefonanruf ein Abenteuer gestartet, das zivilcouragiertes Handeln erfordert. Per Handytastatur ist es möglich, Entscheidungen zu fällen und verschiedene Handlungsoptionen ganz leicht auszuwählen, um die Situation gut zu meistern.
Virtual Reality Spiel
Das Virtual Reality Spiel erlaubt es, in ein Szenario im virtuellen Raum einzutauchen, in dem Zivilcourage gefragt ist – so wird eine Zeitungsverkäuferin vor einem Supermarkt von einem Mann beschimpft und die Situation eskaliert. Wie aber jetzt richtig reagieren? In der Virtual Reality ist man (fast) lebensecht in der Situation mit dabei und kann mit Blick- und Hand-Interaktion die Dialoge und den Spielverlauf steuern.
Projektergebnisse, Fazit und Ausblick
Ein Experiment mit 57 Teilnehmer:innen ergab, dass Zivilcourage und soziale Verantwortung für alle sozialen Gruppen einen ausgesprochen hohen Wert haben. Zivilcourage ist demnach der Mehrheit der Menschen wichtig, jedoch existieren Unterschiede, wer von spielerischem Erlernen und Ausprobieren neuer Handlungsmöglichkeiten besonders profitiert. "Unsere Studien zeigen, dass speziell diejenigen, die bisher keine Diskriminierungserfahrung machen mussten, am meisten von den Spielen lernen können", erklärt Julia Himmelsbach. Für den Lernerfolg ist außerdem besonders das Gefühl der Verbundenheit mit den Charakteren im Spiel und mit den Mitspieler:innen wichtig – damit wird der Mut zu zivilcouragiertem Handeln gefördert.
Erstmals wurden mithilfe von neuen Technologien gendersensible Spielkonzepte für zivilcouragiertes Handeln entwickelt. Das im Projekt aufgebaute Wissen kann für Zivilcourage Trainings und Maßnahmen zur Steigerung der Zivilcourage national, aber auch international eingsetzt werden. Die Erkenntnisse lassen sich z.B. in Schulen, etwa im Bereich "Soziales Lernen", aber auch im öffentlichen Bereich für Weiterbildungsmaßnahmen gut einsetzen. Alle drei Spielkonzepte stehen als Prototypen zur Verfügung und können auf Anfrage gern getestet werden. Ein Projektvideo mit Erklärung und Veranschaulichung zu den drei Spielkonzepten steht auf der CATRINA Website zur Verfügung: www.catrina.at
Projektfakten
CATRINA (Projekt Nr. 872969) ist ein von der Östereichischen Förderungsgesellschaft FFG im Rahmen des Förderschwerpunkts Talente gefördertes FEMtech Forschungsprojekt der 6. Ausschreibung 2018 und läuft bis Ende Mai 2022. Die Projektpartner:innen sind das AIT Center for Technology Experience (Projektleitung), die FH OÖ/Campus Hagenberg, City Games, Rudy Games, SOS Menschenrechte und das Zentrum für Interaktion, Medien und soziale Diversititä (ZIMD). [www.catrina.at] (http://www.catrina.at/)
Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM / Originalbild-Service sowie im OTS-Bildarchiv unter http://bild.ots.at
Rückfragehinweis: Mag. Michael H. Hlava Head of Corporate and Marketing Communications AIT Austrian Institute of Technology T +43 (0)50550-4014 michael.hlava@ait.ac.at I www.ait.ac.at Mag. Dr. Christine Wahlmüller-Schiller AIT Austrian Institute of Technology Center for Technology Experience Marketing and Communications T +43 (0)50550-4537 christine.wahlmueller-schiller@ait.ac.at I www.ait.ac.at
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