Reformorientierter Schweizer Theologe Leo Karrer gestorben
Der reformorientierte Schweizer Theologe Leo Karrer ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Der bekannte katholische Gelehrte sei am Freitag einem Herzversagen erlegen, bestätigte die Schweizer Universität Freiburg, wo Karrer bis 2008 lehrte. Zuvor hatte das Kirchenportal kath.ch am Samstag über seinen Tod berichtet.
Karrer war Mitglied der sogenannten Fünferbande. Dieser Kreis von fünf namhaften Pastoraltheologen forderte unter anderem Kirchenämter für Frauen und verheiratete Männer und protestierte gegen die vatikanische Praxis der Bischofsernennungen. Die Theologische Fakultät der Universität Freiburg würdigte Karrer für seinen Einsatz in einer Kirche, "in der die Laien selbstbewusste Akteure sind".
Karrer führte jahrelang den Vorsitz der Konferenz der deutschsprachigen Pastoraltheologen. Er war 2001 bis 2004 Präsident der Europäischen Gesellschaft für Katholische Theologie.
Visionär der Pastoraltheologie
Der Schweizer Professor und Autor zählte zu den bekanntesten Pastoraltheologen im deutschsprachigen Raum. Die praktische Theologie verdanke Karrer bleibende und richtungsweisende Impulse für ihr Selbstverständnis, schrieb die Universität Freiburg in ihrer Würdigung. Mit Karrers Tod verliere die Pastoraltheologie einen ihrer profiliertesten Vertreter und Visionäre.
Karrer galt als kritischer Geist. Er plädierte gegen Mutlosigkeit und Resignation in der Kirche. Für seine Würdigung der Laien erlangte der Schweizer über die Landesgrenzen hinaus Bekanntheit. Sein Buch "Die Stunde der Laien" wurde zu einem Standardwerk, wie kath.ch am Samstag schrieb.
Er war 1987 Initiant der kirchlichen Tagsatzung in der Schweiz. Diese kommt alle Jahre zusammen und setzt sich für eine laut eigenen Angaben lebenstaugliche, alltagsfähige und gesellschaftlich wirksame Spiritualität und Glaubenspraxis ein. Darüber hinaus macht sie sich für Reformen in der römisch-katholischen Kirche stark.
Er war Autor und Mitherausgeber zahlreicher Publikationen. Eines seiner letzten Bücher trug den Titel "Glaube, der das Leben liebt". Er hinterlässt eine Frau und zwei erwachsene Kinder.