Schusswaffen als Amerikas größtes Gewaltproblem
Schusswaffengewalt ist am tödlichsten und am teuersten für die US-Gesellschaft. Das hat inmitten der heftigen Diskussionen über den Zugang zu Feuerwaffen in den Vereinigten Staaten jetzt eine groß angelegte epidemiologische Studie von internationalen Experten ergeben. So liegt beispielsweise die Spitalsmortalität von Opfern durch Schusswaffengebrauch bei 15 Prozent, heißt es in der Zeitschrift der amerikanischen Ärztegesellschaft (JAMA).
Die Veröffentlichung der Studie zum Thema Spitalskosten und Sterblichkeitsraten durch gewalttätige Angriffe (doi:10.1001/jamanetworkopen.2022.18496) von Luke Barry (Zentrum für Öffentliche Gesundheit der Queen's Universität in Belfast in Nordirland) und seinen Co-Autoren am Freitag (24. Juni) fällt inmitten heftigster Diskussionen in den Vereinigten Staaten. Erst am vergangenen Donnerstag hatte das Oberste Gericht der USA das Tragen von Waffen in der Öffentlichkeit als Grundrecht deklariert und Einschränkungen dazu im Bundesstaat New York aufgehoben. Am Freitag hat der US-Senat intensivere Überprüfungen von Waffenkäufern unter 21 Jahren beschlossen. Hier fehlt noch die Zustimmung des Repräsentantenhauses.
Barry und seine Co-Autoren aus den USA (Universitätskliniken für Chirurgie der Stanford Universität/Kalifornien sowie der Universitätsklinik in Boston(Massachusetts) haben einen breiten Ansatz gewählt und 2,4 Millionen Fälle des Aufsuchens von Notfallambulanzen und 184.040 darauf folgende Spitalsaufnahmen durch verschiedene Formen gewalttätiger Angriffe auf Personen analysiert. Das mittlere Alter der Opfer lag bei 32,7 Jahren (Notfallambulanzen) und 36,4 Jahre im Falle von Hospitalisierungen. Fast 42 Prozent der Opfer, welche Ambulanzen aufsuchten, waren Frauen, bei den ins Spital aufgenommenen Verletzten waren etwas mehr als 19 Prozent weiblichen Geschlechts.
45.222 Tote durch Schusswaffen im Jahr 2020
Verletzte durch Schusswaffen waren am gefährdetsten: Die Sterblichkeit von stationär Aufgenommenen betrug 15,26 Prozent. Körperliche Gewalt zog eine Spitalsletalität von 0,01 Prozent nach sich, die Verwendung von stumpfen Gegenständen riefen eine Mortalität von 0,05 Prozent hervor, Verletzungen durch scharfe Gegenstände (z.B. Messer) verursachten in 1,05 Prozent den Tod des Opfers.
Musste das Opfer eines Angriffs mit Schusswaffengebrauch im Krankenhaus stationär aufgenommen werden, entstanden im Durchschnitt Kosten von umgerechnet rund 33.100 Euro. Das war mehr als das Doppelte bei Hospitalisierung nach Fällen von körperlicher Gewaltanwendung (umgerechnet fast 14.000 Euro). Angriffe mit Messern etc. führten im Falle einer notwendigen Spitalsaufnahme bereits zu durchschnittlichen Kosten von umgerechnet rund 18.300 Euro (Gewaltanwendung durch stumpfe Gegenstände: umgerechnet 17.000 Euro).
Die USA haben mit Verletzungen durch Schusswaffengewalt und durch mit Feuerwaffen verübte Suizide ein anhaltendes riesiges Problem: Im Jahr 2020 kamen dadurch 45.222 Menschen uns Leben. Gewaltakte mit Schusswaffen sind die häufigste Todesursache unter Kindern und Jugendlichen. Die Häufigkeit von Suiziden mit Feuerwaffen liegt beim 25-fachen des Durchschnitts der übrigen Mitgliedsländer der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), zu denen auch Österreich gehört.