Boost für Quantenforschung mit 107 Mio. Euro aus EU-Wiederaufbaufonds
Ein erheblicher Teil der voraussichtlich 3,5 Mrd. Euro, die Österreich aus dem EU-Wiederaufbaufonds erhält, sollen in die Forschung fließen. Von der Regierung genannt wurden bereits 100 Mio. Euro für Wasserstoff-Forschung. Für ein Stärkefeld der heimischen Wissenschaft, die Quantenforschung, ist ein 107 Mio. Euro schweres Förderprogramm geplant. Damit verbunden will man auch im Bereich High-Performance-Computing aufrüsten, wie man im Bildungsministerium der APA bestätigte.
Neben dem geplanten Förderprogramm "Quantum Austria" sind auch 30 Mio. Euro aus dem Wiederaufbaufonds für die digitale Forschungsinfrastruktur der Universitäten geplant. Zudem wird in dem vergangene Woche vom sozialliberalen Momentum Institut veröffentlichten Regierungsentwurf zum Wiederaufbauplan auch ein "Austrian Institute of Precision Medicine" genannt, für das 75 Mio. Euro vorgesehen sind. Details dazu will man im Bildungsministerium noch nicht nennen, die Regierung werde dieses Vorhaben noch präsentieren.
Im Bereich Quantenforschung gebe es neben internationalen Vorhaben wie dem "Quantum Flagship" der EU in vielen Ländern auch nationale Initiativen, verweist man im Ministerium etwa auf die Anfang des Jahres präsentierte Forschungsinitiative "Munich Quantum Valley", für die Bayern insgesamt 300 Mio. Euro zur Verfügung stellen will.
Vor diesem Hintergrund soll mit dem neuen Programm die österreichische Quantenforschung weiter gestärkt werden, die seit Jahren in verschiedenen Bereichen des Fachgebiets wie Quantencomputer, -informationsverarbeitung, -kommunikation und -kryptographie international sehr erfolgreich ist. Das Feedback der EU-Kommission zur vorgeschlagenen Quanteninitiative sei "sehr positiv" gewesen, betont man seitens des Ministeriums.
"Chance für die Quantenphysik"
Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) bezeichnet es als "großartige Chance für die Quantenphysik in Österreich und gleichzeitig eine Wertschätzung, dass gerade dieser Forschungsbereich eine zusätzliche europäische Förderung erfährt. Mit Hilfe dieser Finanzierung werden Projekte der Grundlagenforschung, aber auch der anwendungsorientierten Forschung maßgeblich gefördert."
Nachdem verschiedene Quantentechnologien in den vergangenen Jahren immer näher zu konkreten Anwendungen kommen, das Thema aber noch nicht von der Industrie aufgegriffen werde, soll es mit dem neuen Programm "noch einmal einen extra Schub geben", heißt es seitens des Ressorts. Die inhaltlichen Arbeiten daran sind noch nicht abgeschlossen. Klar ist, dass die etablierten heimischen Förderagenturen, also beispielsweise der Wissenschaftsfonds FWF oder die Forschungsförderungsgesellschaft FFG, das Programm abwickeln sollen.
Vorgesehen sind mehrere Förderschwerpunkte etwa für wissenschaftliche Projekte, wo sich die Akteure noch einmal stärker miteinander vernetzen sollen. Ein weiterer Schwerpunkt widmet sich der Überleitung zum Markt und Verwertung. Zudem soll die für die Quantenforschung notwendige Infrastruktur wie Hochleistungsrechner finanziert werden.
Ausbau der Hochleistungscomputer
Konkret sollen im Zuge des Programms die bestehenden zwei Hochleistungscomputer in Österreich weiter ausgebaut werden. Dabei handelt es sich um den "Vienna Scientific Cluster" (VSC) und um "MACH 2", die jeweils von Konsortien heimischer Universitäten und Forschungseinrichtungen betrieben werden.
Seitens des Ministeriums betont man, dass es in dem Programm auch stark um Kooperation und Konsortienbildung gehen wird und die Initiative für internationale Kollaborationen speziell mit den Nachbarländern offen sein soll. Bis zum Ende der Laufzeit des Wiederaufbaufonds 2026 sollen jährlich rund 21 Mio. Euro zur Verfügung stehen, ein erster "Call for Interest" ist noch für das laufende Jahr vorgesehen.
Aus dem EU-Wiederaufbaufonds sollen zudem 30 Mio. Euro in die digitale Forschungsinfrastruktur der Universitäten fließen. In den vergangenen Jahren gab es im Zuge der Universitätsfinanzierung immer wieder Ausschreibungen für Infrastruktur, wo sich die Unis im Wettbewerb um die zur Verfügung stehenden Mittel bewerben konnten. Das ist nun wieder geplant, die Mittel sollen 2022 im Zuge der Universitätsfinanzierung ausgeschrieben werden, die Mittel kommen dabei von der EU. An der Summe des Universitätsbudgets - für die Leistungsvereinbarungsperiode 2022 bis 2024 stehen den Unis insgesamt 12,3 Mrd. Euro zur Verfügung - ändert das nichts.