Rückkehr der Schüler im Schichtbetrieb erst nach Semesterferien
Die Schulen werden statt am 25. Jänner erst nach den Semesterferien wieder zum Präsenzunterricht zurückkehren - und zwar im Schichtbetrieb. Das kündigte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) bei einer Pressekonferenz an. In Wien und Niederösterreich ist das am 8. Februar, in den restlichen Ländern am 15. Februar. Die Steiermark und Oberösterreich verlegen dafür die Semesterferien um eine Woche vor.
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Neu: Statements Rendi-Wagner; Dachverband der Elternverbände der Pflichtschulen
Unverändert wird an den Schulen für Kinder bis 14 Jahren für die Zeit des Distance Learning Betreuung für jene angeboten, deren Eltern Bedarf anmelden. Er ersuche die Eltern aber, tatsächlich ihre Kinder nur dann in die Schule zu schicken, wenn dies auch wirklich nötig sei, so Faßmann.
Lehrervertreter übt Kritik
Kritik daran übte der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger: Er verlangt eine Einschränkung der Möglichkeit zur Betreuung auf Kinder von Eltern in systemrelevanten Berufen. Wenn die Ziele des Lockdowns an den Schulen nicht konterkariert werden sollen, müsse dort die Betreuungsquote deutlich geringer werden. Dagegen wehren sich wiederum die Elternvertreter: Sie verstehe schon, dass volle Klassen bei der Bekämpfung der Pandemie ein Problem darstellen, meinte etwa die Vorsitzende der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen (BEV), Elisabeth Rosenberger. Viele Eltern seien allerdings schon über der Belastungsgrenze angekommen.
Unverändert bleibt der Semesterabschluss: Die Schüler sollen Schulnachrichten, also die Semesterzeugnisse, erhalten. Faßmann appellierte dabei an die Lehrer: "Derzeit ist nicht die Zeit der Härte, sondern die Zeit der Milde." Das gelte auch für die Übertritte etwa nach der Volksschule, die anhand der Noten in der Schulnachricht erfolgen. Kimberger erwartet sich hier nun eine Richtlinie des Bildungsministeriums, unter welchen Gesichtspunkten und nach welchen Schwerpunkten die Leistungsbeurteilung ohne Präsenzunterricht stattfinden soll.
Wie der Schichtbetrieb nach den Semesterferien aussehen soll, wird laut Faßmann noch geklärt. Grundsätzlich spreche viel für ein "1:1"-Modell mit einem Tag Schule gefolgt von einem Tag für Hausübungen für die erste Gruppe und umgekehrt für die zweite Gruppe. Inwieweit auch an den Schulen eine FFP2-Maske getragen werden muss, müsse noch geklärt werden, betonte der Minister. Vorerst festgehalten wird an den Maturaterminen - auch hier fordern nun die Eltern weitere Erleichterungen.
200 Mio. Euro zur Abfederung
Zur Abfederung der langen Zeit des Distance Learning verwies Faßmann erneut auf ein geplantes Förderpaket. Dieses soll nun rund 200 Mio. Euro umfassen und sofort nach der Rückkehr an die Schulen starten. Im Schnitt sollen dafür pro Klasse zwei zusätzliche Wochenstunden zur Verfügung stehen, die vor allem schwächeren Schülern zugutekommen sollen. In welchen Fächern und in welcher Form diese Förderung organisiert wird, entscheiden die Schulen. Das könne entweder zusätzlicher Unterricht am Nachmittag sein oder auch eine Klassenteilung in manchen Fächern. Ein besonderer Schwerpunkt werde auch auf außerordentliche Schüler gelegt - also jene, die in Deutschförderklassen oder Deutschförderkursen gehen.
Die SPÖ fordert, zum Ausgleich für den Entfall des Präsenzunterrichts auch über Unterricht im Sommer nachzudenken. "Zum Aufholen für alle SchülerInnen soll daher auch der Juli genutzt werden", so Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid in einer Aussendung. "Diese Möglichkeit darf kein Tabu mehr sein und muss mit den Schulpartnern geklärt werden." Auch den Maturastart ab 19. Mai hält sie für "kaum haltbar". Die FPÖ will die Schulen bereits morgen wieder öffnen - "und zwar für den Unterricht und nicht bloß als Betreuungseinrichtung", so Bildungssprecher Hermann Brückl.
Sonderprobleme gibt es durch die Vorverlegung der Semesterferien in Oberösterreich und der Steiermark: Einerseits erfolgt dort der Notenschluss eine Woche früher als geplant - die Elternvertreter fürchten hier deshalb noch zusätzlichen Druck durch die Vorverlegung von Schularbeiten. Andererseits müssen Eltern nun eventuell ihren Urlaub zur Betreuung der Kinder verlegen - was zu Problemen mit den Arbeitgebern führen könnte. Zur Lösung des Betreuungsproblems soll laut den Bildungslandesrätinnen der beiden Länder ein Ergänzungsunterricht angeboten werden, außerdem arbeite man an zusätzlichen Betreuungsangeboten, hieß es auf APA-Anfrage.
Tiroler NEOS wollen Vorverlegung der Semesterferien in Tirol
Die NEOS wollen in Tirol die Semesterferien um eine Woche vorverlegen. "Während in Wien die Semesterferien noch im Lockdown über die Bühne gehen, starten sie unter anderem in Tirol erst am 8. Februar", hieß es in einer Aussendung. "Jetzt zählt jeder Tag Präsenzunterricht", meinte Klubobmann Dominik Oberhofer.
"Die Bildungsschere klafft immer weiter auseinander. Unsere Kinder haben ein Recht auf eine gute Bildung und diese kann mit dauerhaftem Distance Learning kaum gewährleistet werden", sagte er. Die Lockdown-Verlängerung selbst würden NEOS mittragen, hielt er fest. "Allein aus Vernunft", so Oberhofer.
FPÖ-Bildungssprecher Hermann Brückl appellierte wiederum an Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), die Schulen wieder aufzusperren: "Niemand in diesem Land versteht, warum die Skilifte offen sind und Schulen zugesperrt bleiben." Schulschließungen fügten den Kindern "permanenten und enormen Schaden" zu und führten zu Bildungsrückständen und -verlusten, auch die Psyche der Kinder sei getroffen und geschädigt. "Wir haben an Bildungschancen nichts mehr zu verschenken", so Brückl, der betonte: "Schule ist möglich." Und zwar mit dem richtigen Verhalten wie Hygiene- und Abstandsregeln sowie der Nutzung größerer Räume, dem Einsatz von Plexiglaswänden und mobilen Raumluftreinigern.
Rendi-Wagner: Schüler sollten möglichst wenig in Betreuung
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner plädiert wegen der neuen Virus-Mutation B.1.1.7. dafür, derzeit möglichst wenig Kinder in die Schulen zur Betreuung zu schicken. Die Experten würden derzeit auch in Österreich ganz klar sagen, dass derzeit noch die Daten und Fakten fehlen, um das Risiko für Schulkinder einzuschätzen. Solange das nicht klar ist, "bin ich auch dafür, dass Schüler so wenig wie möglich in die Betreuung geschickt werden", sagte Rendi-Wagner.
Gleichzeitig pochte die SPÖ-Chefin darauf, dass der Rechtsanspruch auf Sonderbetreuungszeit auch dann gelten müsse, wenn die Schulen prinzipiell zur Betreuung offen sind. Laut geltender Rechtslage gibt es diesen Anspruch nur dann, wenn auch die Betreuung nicht mehr möglich sein sollte. "Es dürfen nicht die Eltern oder die Kinder die Leidtragenden sein", sagte die Parteivorsitzende dazu. Grundsätzlich müssten die Schulen aber als erstes aufsperren: "Wenn die Parameter, die Zahlen, es hergeben, und es kann gelockert werden - dann sollten die Schulen als erstes dabei sein."
Die Situation für die Schüler bezeichnete Rendi-Wagner aufgrund der langen Zeit des Distanz-Unterrichts als "wirklich dramatisch". Denn Unterstufen- und Volksschüler hätten nur 50 Prozent der Zeit in den Schulen verbracht, bei den Oberstufenschüler mache die Präsenz-Zeit dieses Schuljahres nur ein Drittel aus.
Es brauche daher "außergewöhnliche Lösungen", so die SPÖ-Chefin - und plädierte dafür, dass man auch den (in den Sommerferien liegenden) Juli zum Nachholen verlorener Schulinhalte nutzen sollte. Als "positiv" beurteilte sie, dass Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) sich für zwei zusätzliche Unterrichtsstunden pro Woche ausgesprochen hat. "Ich bin aber der Auffassung, dass das nicht ausreichen wird." Darüber hinaus sprach sie sich für die Verschiebung des Maturatermins aus.
Der Dachverband der Elternverbände der Pflichtschulen Österreichs spricht sich gegen eine Änderung der Ferienordnung aus. "Viele Kinder sitzen stundenlang vor dem Bildschirm und erarbeiten sich unter Anleitung, aber auch teilweise selbstständig Wissensgebiete", hieß es in einer Aussendung. Eltern würden dabei unterstützen, was zu mehr Stress als in normalen Schuljahren führe. "Wir alle leisten viel, wir brauchen Auszeiten." Sehr wohl ausgebaut werden sollten dagegen die Förderprogramme in allen Ferienwochen - allerdings sollten diese freiwillig sein.