Laubenvögel: Beta-Männchen paaren sich hinter dem Rücken der Alphas
Männliche Laubenvögel bauen kunstvolle, geschmückte Lauben, um Weibchen zu beeindrucken. Manche Laubenbesitzer gewähren untergeordneten Männchen dort Unterschlupf. Die Beta-Männchen profitieren davon indirekt, etwa indem sie für den Paarungserfolg wichtige Verhaltensformen lernen. Österreichische Forscher haben nun erstmals beobachtet, dass in seltenen Fällen ein rangniedriger Vogel quasi hinter dem Rücken des dominanten Quartiergebers mit einem Weibchen kopuliert.
Der Großteil der insgesamt 20 Arten umfassenden Laubenvögel, die ausschließlich in Australien und Neuguinea vorkommen, baut aus Stöcken und Stroh Lauben und schmückt diese mit bunten Gegenständen. Vor dieser Kulisse buhlen sie mit Balztänzen um die Gunst von Weibchen.
Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass manche Männchen gebietsfremde untergeordnete Artgenossen in ihrer Laube über mehrere Brutzeiten tolerieren. Solche "Männerbünde" bringen den untergeordneten Männchen indirekte Vorteile. Sie lernen vom Alpha-Tier oder können dessen Stellung nach seinem Tod übernehmen.
Direkte Vorteile für Rangniedrigere
Giovanni Spezie und Leonida Fusani vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Veterinärmedizinischen Universität Wien berichteten nun im Fachjournal "Ethology", dass rangniedrigere Männchen auch direkte Vorteile haben. Sie haben im Taunton-Nationalpark im australischen Bundesstaat Queensland bei Gefleckten Laubenvögeln (Ptilonorhynchus maculatus) erstmals vier unabhängige Fälle von heimlichen Paarungen bzw. Paarungsversuchen von untergeordneten Männchen beobachtet - was bemerkenswert ist, weil diese Vogelart bereits seit mehreren Jahrzehnten intensiv beobachtet wird.
Dabei störten jeweils die gebietsfremden Männchen die laufende Kopulation zwischen dem Laubenbesitzer und einem Weibchen, gefolgt von heftigen aggressiven Auseinandersetzungen zwischen den Männchen. "Diese Beobachtungen werfen ein neues Licht auf die gleichgeschlechtliche soziale Dynamik bei Laubenvögeln und stützen die Hypothese, dass untergeordnete Männchen geschlechtsreife Individuen sind, die gelegentlich Zugang zu Weibchen erhalten, während sie etablierte Lauben besuchen", erklärte Spezie in einer Aussendung.
Ganz normale hinterhältige Kopulationen
Vier unabhängige Beobachtungen von verschiedenen Individuen würden stark darauf hinweisen, dass solche hinterhältige Kopulationen kein isoliertes und abnormales Verhalten sind, sondern es sich vielmehr um ein Verhaltensmuster von untergeordneten Männchen handelt. Die Wissenschafter gehen davon aus, dass diese Beta-Männchen geschlechtsreife Individuen sind, die gelegentlich Zugang zu Weibchen erhalten, bevor sie ihre eigene Laube einrichten oder sie erben. Die beobachteten heimlichen Kopulationen könnten eine alternative Fortpflanzungsstrategie darstellen, schrieben sie in der Arbeit.
Publikation: http://go.apa.at/I3Kocytm