26. Philosophicum Lech beschäftigt sich mit der Hoffnung
Das Philosophicum Lech ist am Dienstagnachmittag inoffiziell in seine 26. Auflage gestartet. Mit zwei Diskussionen unter der Überschrift "Philosophicum Dialoge" und den Fragen "Wie ist die Lage?" und "Was ist zu tun?" wurde die Vorfreude auf Donnerstag - dem offiziellen Eröffnungstermin des Philosophicums - angeheizt. Im Rahmen des Symposiums am Arlberg wird erörtert werden, was zu hoffen für uns bedeutet ("Alles wird gut. Zur Dialektik der Hoffnung").
Im ersten Teil der Tagung, die bis Sonntag (24.9.) dauert, werde geklärt, was Hoffnung überhaupt bedeutet, sagte Konrad Paul Liessmann, der wissenschaftliche Leiter des Philosophicums, am Dienstagnachmittag zur APA. Konkretisiert werde hernach, was wir zu erwarten bzw. zu erhoffen haben. Und zwar auch in Bezug auf biologische Voraussetzungen, was die Sterblichkeit betrifft, oder bezüglich der Fortschritte im Bereich Künstlicher Intelligenz. Liessmann selbst definiert den Satz "Alles wird gut" als jene Antriebskraft, die uns befähigt, sich dafür einzusetzen, dass die Dinge besser werden. "Hätten wir die Zuversicht nicht, so würden wir nach dem Motto 'nach uns die Sintflut' handeln. Das Wesen der Hoffnung ist es, an positive Entwicklungen zu glauben, obwohl es wenig Gründe dafür gibt." Gegen eine rationale Befürchtung zu hoffen, auch das schließe der Begriff Hoffnung ein.
Bei der Frage nach Anlässen für Hoffnung wurde der österreichische Philosoph deutlich. Es gebe viele Gründe zu verzweifeln, wenn wir vom Krieg in der Ukraine reden, dann könnte man trübsinnig werden, so Liessmann. Trotz des hohen Opferaufwandes stehe aber eines fest: "Das offensichtliche Scheitern der Pläne von Putin gibt Hoffnung, denn es zeigt sich, dass eine willkürliche autokratische Herrschaft in Europa keinen Platz hat." Weitere plausible Gründe zur Hoffnung zeichneten sich in der Klimafrage ab. Trotz des langsamen Tempos bei der Veränderung erweise sich, dass es Staaten gibt, die sich aus der Energieabhängigkeit von Russland befreien konnten. Liessmann verwies zudem darauf, dass die verängstigte Klimajugend in Europa laut statistischen Prognosen jene ist, die überhaupt die besten Bedingungen unter den Jugendlichen vorfindet. Zu reden sei von einer Generation, die gut ausgebildet ist und die einmal viel Geld erben wird.
Ludwig Muxel, von 1993 bis 2021 Bürgermeister von Lech, somit ein Wegbegleiter bei der Gründung und Etablierung des Philosophicums und mittlerweile Obmann des Trägervereins, sprach von einer "neuen Epoche", wenn die Tagung ab 2024 in den Sälen der "Lech Welten", dem neuen Gemeinde- und Kulturzentrum, ausgetragen werden kann. Mit ausverkauften oder nahezu ausverkauften Vorträgen im Saal des Sportparks, in dem rund 650 Plätze zur Verfügung stehen, habe man heuer eine Größe erreicht, die man nicht weiter steigern will, um dem Publikum die Möglichkeit zu geben, sich an den Diskussionen zu beteiligen.
Was die Finanzen betrifft, sei das Philosophicum für die kommenden drei Jahre definitiv gesichert. Geplant wird jedoch schon darüber hinaus. In der Erweiterung des Programms um die "Philosophicum Dialoge", die am Dienstag sozusagen als Intro stattfanden, sehen Liessmann wie Muxel eine ständige Einrichtung. Die Frage, ob es eine Zielsetzung sei, nach der Eröffnung der "Lech Welten" eine Philosophicum-Woche anzubieten, kommentierte Liessmann mit "das wäre eine Traum". Wichtig ist dem wissenschaftlichen Leiter, dass es neben dem Tagungsthema, das jeweils ein Jahr vor der Veranstaltung feststeht, Möglichkeiten des Gedankenaustausches zur momentanen Lage und zu den Optionen des Handelns gibt. Die Nationalratswahl - ob sie nun im Herbst 2024 noch bevorsteht oder schon gelaufen ist - sei auf jeden Fall ein Thema für das Philosophicum, so Liessmann.
Inwieweit der Titel des 26. Philosophicums - "Alles wird gut" - heute eine Berechtigung hat, werden die Referentinnen und Referenten beleuchten. Geladen sind etwa die Philosophinnen und Philosophen Christine Abbt, Catrin Misselhorn, Christian Dries und Peter Strasser. Ebenso an den Arlberg kommen die Rhetorikerin Francesca Vidal, der Historiker Philipp Blom, der Volkswirt Fred Luks, der Theologe Hartmut von Sass, Biochemikerin Renée Schroeder sowie der Soziologe Harald Welzer. Am Magna-Impulsform vor der Eröffnung nehmen Jörg Phil Friedrich, Nermin Ismail, Helga Rabl-Stadler und Martin Werlen teil. Tags zuvor, am Mittwoch, setzt sich Liessmann mit Autor Michael Köhlmeier zusammen, um unter dem Titel "Die Büchse der Pandora" ein Gespräch zu führen.
Service: 26. Philosophicum Lech. "Alles wird gut. Zur Dialektik der Hoffnung". Lech am Arlberg, 19. bis 24. September. Weitere Informationen unter www.philosophicum.com