Happel-Rücktritt - Interimschefin Müller will "nachhaltige Lösung"
Durch den Rücktritt von Maria Happel als Leiterin des Max-Reinhardt-Seminars im Zuge der Studierendenproteste gegen sie, ist mdw-Vizerektorin Gerda Müller unversehens zur interimistischen Direktorin der Schauspielinstitution aufgestiegen. Müller leitet seit 2000 die Abteilung für Personalmanagement und übernahm 2015 die Funktion der Vizerektorin für Organisationsentwicklung sowie Gender & Diversity.
Mit der APA sprach die temporäre Reinhardt-Chefin nun über den weiteren Umgang mit den Vorwürfen von Studierendenseite, den Zeitplan für das von ihr zur Aufarbeitung der Vorwürfe geleitete Team und ihr Ziel für das Seminar.
APA: Haben Sie vor der heutigen Rücktrittserklärung bereits vonseiten des Rektorats ein Gespräch mit Maria Happel geführt?
Gerda Müller: Nein, das war leider noch nicht möglich. Wir führen morgen die Gespräche mit den Lehrenden des Reinhardt-Seminars und der stellvertretenden Leiterin Annett Matzke.
APA: Das bedeutet, der Rücktritt von Maria Happel kam für Sie überraschend?
Müller: Das stimmt. Wir haben nun versucht, möglichst kurzfristig und schnell eine Lösung zu finden in dieser für uns alle schwierigen Situation.
APA: Wie lange werden Sie die interimistische Leitung des Reinhardt-Seminars innehaben?
Müller: Ich werde nun für die nächsten Wochen - als Zeithorizont würde ich sagen über den Sommer hinweg - mein Bestes geben, um den Studierenden und dem Personal gute Rahmenbedingungen für das nächste Studienjahr am Reinhardt-Seminar zu schaffen. Das ist die oberste Prämisse.
APA: Mit der Bestellung einer neuen Leitung ist Ihre Aufgabe dann beendet?
Müller: Nein, ich werde der neuen Leitung auch künftig zur Seite stehen, wenn es um strukturelle und Entwicklungsfragen geht. Wichtig ist, jetzt in die Zukunft zu schauen und zu klären, was eine Direktion am Reinhardt-Seminar braucht, um gut arbeiten zu können.
APA: Das bedeutet, etwaige strukturelle Änderungen werden nicht vor Bestellung, sondern mit der Nachfolge von Maria Happel angegangen?
Müller: Genau. Da geht es auch um zentrale Fragen des Curriculum, und die lassen sich nicht innerhalb weniger Wochen lösen. Mir geht es um eine nachhaltige gute Lösung, nicht um eine kurzfristige.
APA: Unabhängig von der Leitungsfrage hat sich das Team aus Expertinnen und Experten zur Aufarbeitung der Vorwürfe vonseiten der Studierenden nun konstituiert?
Müller: Wir werden gemeinsam die Schritte der Aufarbeitung definieren. Es sind hier Expertinnen und Experten für Qualitätsmanagement, Lehrentwicklung, für Gleichbehandlung oder auch für das Recht allgemein mit an Bord. Und selbstverständlich Studierende der HochschülerInnenschaft, nicht vom Reinhardt-Seminar selbst, die ja teils zu den Betroffenen zählen. Und daneben ist eine externe Begleitung des Prozesses vorgesehen.
APA: Wie soll dieser Prozess am Reinhardt-Seminar seinen Abschluss finden?
Müller: Wir werden es intern strukturell gut begleiten und mit allen Betroffenen die Ergebnisse besprechen. Es wird dann keinen offiziellen Prüfbericht geben, sondern ich werde an das Rektorat die Ergebnisse übermitteln, und das Rektorat muss dann entscheiden, wie man damit umgeht.
APA: Was ist für Sie der Zeithorizont, um erste Ergebnisse vorlegen zu können?
Müller: Mit einer ersten Einschätzung kann das Rektorat vermutlich mit August oder September rechnen. Aber es wird perspektivisch sicher das Studienjahr brauchen für den Prozess. Da waren und sind viele Emotionen im Spiel.
APA: Trauen Sie sich jetzt schon eine Einschätzung zu, ob die Vorwürfe vonseiten der Studierenden Substanz haben oder nicht?
Müller: Das lässt sich aus der jetzigen Perspektive noch nicht beurteilen. Ich möchte wirklich alle Seiten anhören und von Expertinnen und Experten einschätzen lassen, bevor ich eine fundierte Rückmeldung gebe.
(Das Gespräch führte Martin Fichter-Wöß/APA)