Uneinheitliche Entwicklung bei Abschlüssen und Betreuung an Unis
Die Betreuungsrelationen an den Universitäten haben sich in den vergangenen Jahren zwar fast durchgängig verbessert. An jenen großen Unis, wo sie besonders schlecht waren, gingen sie aber kaum bzw. nur wenig zurück, zeigt ein am Freitag veröffentlichter Bericht des Rechnungshofs (RH). Nach wie vor gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen Hochschulen und sogar innerhalb des gleichen Studienfelds. Unterschiedliche Entwicklungen gab es auch bei der Zahl der Abschlüsse.
Der RH überprüfte konkret die Lehre und Betreuungsverhältnisse an der Universität Graz und der Wirtschaftsuniversität Wien für die Studienjahre 2014/15 bis 2018/19 und stellte diese auch gesamtösterreichischen Entwicklungen gegenüber. Neben der Betreuungsrelation sah er sich außerdem u.a. auch die Abschlüsse sowie die Lehrleistung an.
Laut dem Gesamtösterreichischen Universitätsentwicklungsplan 2016 bis 2021 wird eine Betreuungsrelation von 40 prüfungsaktiven Studien pro Professur bzw. äquivalenten Stellen angestrebt. Diese Zahl wurde zwar 2018/19 im Schnitt aller Unis (1:38) erreicht und gegenüber 2014/15 (1:43) verbessert. Bei den großen Unis mit schlechter Betreuungsquote hat sich allerdings nur wenig getan: An der Wirtschaftsuniversität sank sie in diesem Zeitraum nur marginal von 1:82 auf 1:81, an der Uni Wien von 1:71 auf 1:70. Stärkere Rückgänge verzeichneten dagegen die Uni Graz (von 1:53 auf 1:48) und die Uni Innsbruck (von 1:49 auf 1:40).
Betreuungsverhältnis an Musik- und Medizin-Unis am besten
Verantwortlich für die insgesamt geringe Durchschnittsquote über alle Unis gerechnet sind die Musik- und Medizin-Unis. An ihnen gibt es durchgehend Zugangsbeschränkungen und Betreuungsquoten von unter 1:20.
Selbst im gleichen Studienfeld existieren aber Unterschiede bei der Betreuung. An der Universität Graz lag das Betreuungsverhältnis im Studienfeld Recht bei 1:55, während sich an der WU eine Professorin bzw. ein Professor in den gleichen Fächern um 141 Studierende kümmern musste. Einschränkung: 2019 (also nach dem Überprüfungszeitraum) wurden an der WU Zugangsbeschränkungen für das Fach Wirtschaftsrecht eingeführt.
Für diese beiden Unis sah sich der RH auch Indikatoren wie die Studienabschlüsse und die Lehrleistung an. Dabei wurden durchaus Unterschiede verzeichnet. Österreichweit stieg die Anzahl der Studienabschlüsse vom Studienjahr 2013/14 bis zum Studienjahr 2018/19 von 34.300 auf 35.201 (plus 2,6 Prozent). An der Universität Graz sank sie dagegen um 5,5 Prozent, wogegen die WU eine Erhöhung um 30 Prozent verzeichnete. Im Studienfeld Recht zeigte sich eine parallele Entwicklung: Auch hier sank die Zahl der Absolventen in Graz leicht, während sie an der WU stark zunahm.
An der WU wurde auch die zur Verfügung stehende Lehrkapazität des Stammpersonals (97 Prozent) stärker ausgeschöpft als in Graz (93 Prozent), an den mit der WU vergleichbaren überprüften Fakultäten der Universität Graz lag der Wert sogar nur bei 85 Prozent. Lehrkapazität liegt dann brach, wenn die tatsächlich zustande gekommene abgehaltene Lehre in Semesterstunden unter der eigentlichen Lehrverpflichtung bleibt. Das kann etwa durch Krankheiten oder nicht nachgefragte Lehrveranstaltungen bedingt sein.