Diskussion um Plagiate: Kritik an schwarzen Schafen
Die Causa Christine Aschbacher (ÖVP), deren mit skurrilen Zitaten gespickte Diplomarbeit an einer FH aus dem Jahre 2006 und Dissertation an der Slowakischen Technischen Universität Bratislava (2020) zum Rücktritt der Arbeitsministerin im Jänner führte, hat das Thema Plagiate schlagartig ins mediale Rampenlicht gerückt. Während die Verantwortlichen der FH und TU Bratislava nach Erklärungen suchten und eine Prüfung der Vorwürfe ankündigten, sahen sich Österreichs Universitäten genötigt, Auskunft über die Qualitätssicherung an ihren Häusern zu geben. Namens der uniko nahm Vizepräsident, Rektor Oliver Vitouch (Universität Klagenfurt) in mehreren Interviews gegenüber Tageszeitungen und dem ORF-Fernsehen Stellung und sparte dabei nicht mit Kritik an schwarzen Schafen in der Scientific Community.
"Wer Wege sucht, einen akademischen Titel ohne entsprechende Leistung zu erlangen, ist eigentlich ein betrogener Betrüger", erklärte Vitouch gegenüber der PRESSE. Schließlich gehe es um Kompetenzerwerb und insbesondere beim Doktorat um einen wissenschaftlichen Beitrag zur jeweiligen Disziplin. Als mögliche Gründe, warum eine unzureichende Abschlussarbeit überhaupt akzeptiert wird, nannte er Schlamperei, Überlastung, vereinzelt Gleichgültigkeit - und das Geschäftsmodell der jeweiligen Hochschule. Wobei der uniko-Vizepräsident Letzteres für heimische Unis ausschließt. Dort seien in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren die Doktoratsstudien reformiert worden. Statt des alten Modells eines einzelnen Doktorvaters werden Dissertanten heute von Teams betreut.
Dissertanten
Vitouch zur PRESSE: "Eine wissenschaftliche Arbeit ist ein Prozess." Dieser beginne bei der Prüfung des Konzepts auf wissenschaftliche Relevanz und mündet idealerweise in einer Publikation in einem anerkannten Fachjournal. "Dissertanten sollten Nachwuchswissenschaftler sein, die von Wissenschaftlern betreut werden und im Peer-Kontext - auch gemeinsam mit anderen Dissertanten - eingebunden sind", betonte der Vizepräsident. Ein Doktorat erfordere drei bis vier Jahre volle Beschäftigung. Nachsatz: "So etwas geht nicht berufsbegleitend." Präsidentin Sabine Seidler meinte, bei ihrer Pressekonferenz auf das Thema Plagiate angesprochen: "Es gibt immer wieder Einzelfälle, aber jeder ist einer zu viel."
Service: Ein Positionspapier der uniko zum Doktorat mit weiterführenden Informationen kann in der uniko-Geschäftstelle (sylwia.krul@uniko.ac.at) bestellt werden."Die Presse" vom 23.01.2021.
Rückfragehinweis: Österreichische Universitätenkonferenz Floragasse 7/7 1040 Wien Österreich T: +43 1 310 56 56-0 F: +43 1 310 56 56-22 www.uniko.ac.at office@uniko.ac.at