Von Wimmelbild bis Wolkenmaschine
Mit einem dreitägigen Festival feierte das VISTA Science Experience Center seine Eröffnung. 1.500 Quadratmeter auf dem Campus des Institute of Science and Technology Austria (ISTA) werden künftig genutzt, um die Forschung im Haus und die Personen und Prozesse hinter der Entstehung wissenschaftlicher Erkenntnisse zu vermitteln.
Es beginnt mit einem Wimmelbild, auf dem Forschende sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ISTA ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung nachgehen. Die Besucherinnen und Besucher wählen zu Beginn einen Sticker mit einer Eigenschaft - neugierig, ausdauernd, verspielt, kritisch oder genau -, die sie mit den Forschenden vielleicht gemeinsam haben. Hier arbeiten Menschen wie du und ich, ist eine zentrale Botschaft des VISTA Science Experience Center. Eine weitere wichtige Station der Familienrally zur Ausstellung ist eine Wand mit Dingen, die Forschende in Labor und Feld brauchen. Auch Alltagsgegenstände wie Leiter, Sonnencreme, Nagellack oder Tigerbalsam, wenn nach mehreren Tagen in einem Zelt alle etwas streng riechen, sind hier zu finden.
Dinge ausprobieren und nicht nur danebenstehen
Kuratorin Stephanie Kneissl freut sich am Eröffnungswochenende, dass auch jüngere Kinder auf ihre Kosten kommen. Der Besuch von "Science in the Making - Wie entsteht das Wissen von morgen" wird ab neun Jahren empfohlen, aber zwei Sechsjährige kommentieren fachmännisch kleine Trockeneiskristalle, die vom Förderband in eine kreisförmige Wasserlacke fallen und Wolken- und Wirbelentstehung simulieren: "Das ist eine echte Flitzkanone." Einer Vierzehnjährigen hat gefallen, dass sie "Dinge ausprobieren und nicht nur danebenstehen darf". Bei der Schatzsuche mit Sonar hat ein Zwölfjähriger die Challenge mehrfach mit weniger als zehn Versuchen geknackt. Es gilt, den tiefsten Punkt des Meeresbodens anhand einzelner Datenpunkte zu finden. Seine Mutter möchte ihn - vergeblich - zur Bildschirmstele weiterlotsen, an der ein Forscher erzählt, dass er Mathematik nicht mochte und dennoch in die Forschung fand.
Auch bei einem Lieblingsobjekt von Kuratorin Kneissl, der "Acoustic Levitation", greifen viele zu Teesieb und kleinen Kügelchen. Zwischen zwei Lautsprechern mit unhörbar, hochfrequentem Schalldruck geführt, gibt es einen Punkt, an dem die Kügelchen zu schweben beginnen. "Das Prinzip wird im Haus verwendet, um Teilchen berührungslos in der Schwebe zu halten und wir wollen ja Forschung als Prozess zeigen. Man kann es einfach ausprobieren oder sich fragen, wie das möglich ist." Nicht nur die Workshops im Haus, auch der Besuch der Ausstellung wird vom Vermittlungsteam begleitet. Eine Studierende zeigt, wie groß die Gehirne von Modellorganismen wie Fadenwurm, Fruchtfliege und Maus sind. Wenn sie von aktuellen Forschungsergebnissen aus der Neurowissenschaft erzählt, haben auch die Besucherinnen und Besucher Ideen, welche Fragen als nächstes untersucht werden sollten. "Genau so funktioniert Wissenschaft", freut sich die Explainerin.
Wertvolles Feedback für die Forschenden
Erarbeitet wurden die Inhalte mit Forschungsgruppen am Campus, die einzelnen Objekte entstanden teilweise in Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern. Gletscherforscherin Professor Francesca Pellicciotti, deren Forschungsgruppe selbst eine "Ecke" des VISTA Center mitentwickelt hat, nimmt in ihrer das Publikum mit auf eine enthusiastische und faktengeladene Reise. Von unterschiedlich aussehenden Gletschern weltweit, zur Rolle dieser Reservoirs in der Wasserversorgung von Millionen Menschen, zur Karakorum-Pamir Anomalie, wo Gletscher trotz Klimawandel noch wuchsen und hin zu einer verheerenden Dürre in Chile. Sie erzählt, wie ihre Forschung sich in den vergangenen 20 Jahren durch neue Methoden, Modelle und interdisziplinäre Zusammenarbeit verändert hat und was so über den Masseverlust von Gletschern herausgefunden wurde. Befragt nach ihrer Motivation sagt sie: "Wissen und Wissenschaft müssen von uns verständlich vermittelt werden. Gutes Feedback verstärkt meine Bemühungen." Erst vor zwei Jahren ist Pellicciotti ans ISTA gekommen und die Vermittlungsarbeit am VISTA habe Zeit gekostet, aber "so bekommen wir Feedback auf unsere Arbeit. Gemeinsam mit dem Gegenüber reflektiere ich dabei ständig, ob und warum es wichtig ist, was wir tun".
Eine Neurobiologin vom ISTA hat Freunde aus Australien zur Eröffnung mitgenommen. Das Fazit der Chemikerin und des Mathematikers: "It was fun for us to play!". Für ein Paar aus Groß-Enzersdorf hat sich der Ausflug "jedenfalls gelohnt". Die Mitfünfzigerin möchte sich gerne als "Science Oma" im Haus bewerben. Ein Jahr hat das dreiköpfige Kurations-Team konzipiert und neben dem Design selbst Hand an die Ausführung gelegt. Am Eröffnungswochenende nutzten 3.600 Menschen die Gelegenheit, sich das interaktive und individuelle Zentrum für Wissenschaftsvermittlung anzusehen. Das VISTA Center wird ab nun sechs Tage in der Woche geöffnet haben. Auch in der kalten Jahreszeit, in der viele ein Indoorprogramm suchen, für das Smartphone oder Twitch aus der Hand gelegt werden.
(Dies ist eine entgeltliche Veröffentlichung des ISTA im Rahmen einer Medienkooperation. Die redaktionelle Letztverantwortung liegt bei APA-Science.)
Service: VISTA Science Experience Center www.vistascience.at; Center-Leiter Christian Bertsch im Podcast: https://science.apa.at/podcast/#42